Medizin & Technik

Chirurgie bei Dialysepatienten

12.03.2012 -

Chirurgie bei Dialysepatienten. Mit oder ohne Nebenschilddrüsenverpflanzung? Welche Operationsmethode ist bei der Entfernung der bei Dialysepatienten vergrößerten Nebenschilddrüsen am besten geeignet? Welche Technik hat weniger Komplikationen und welche Technik ist mit dem geringsten Wiederauftreten der Erkrankung verbunden?

Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, überprüft mit Unterstützung des Studienzentrums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC) in einer klinischen Studie mit 100 Patienten die Vor- und Nachteile beider Verfahren an über 10 Zentren in Deutschland und Österreich. Die Studie (TOPAR PILOT-Studie) wird vom BMBF gefördert und soll bis zum Jahr 2012 abgeschlossen sein. 60.000 Menschen führen in Deutschland regelmäßig eine Dialyse durch. Die Nierenerkrankung verursacht in vielen Fällen eine Überfunktion der hinter den Schilddrüsen gelegenen Nebenschilddrüsen, die dann eine Entkalkung der Knochen mit ausgeprägten Knochenschmerzen, unerträglichem Juckreiz und Verkalkungen der Gefäße zur Folge hat.

Trotz der Einführung neuer Medikamente ist daher bei vielen Dialysepatienten eine Entfernung der Nebenschilddrüsen notwendig. Zumeist wird hierbei ein kleiner Teil der entfernten Nebenschilddrüsen in den Arm gepflanzt. Dieses „Autotransplantat“ kann sich jedoch wieder vergrößern und ein Wiederauftreten der Erkrankung verursachen. Die Entfernung aller vier Nebenschilddrüsen ohne Einpflanzen von Nebenschilddrüsengewebe stellt eine möglicherweise vorteilhafte Alternative zu der herkömmlichen Operationstechnik dar. Im Rahmen der Studie sollen 50 Patienten auf die herkömmliche Art und Weise operiert und weitere 50 Patienten ohne Autotransplantation von ihrem Leiden befreit werden. In beiden Gruppen wird Nebenschilddrüsengewebe tiefgefroren, um bei Entwicklung einer Nebenschilddrüsenunterfunktion eine spätere Einpflanzung von Patienten-eigenem Nebenschilddrüsengewebe zu ermöglichen.

Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, hat als Zentrum für Endokrine Chirurgie eine langjährige Erfahrung mit dem Krankheitsbild. Gemeinsam mit dem Studienzentrum der SDGC in Heidelberg und in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Institut für Biometrie sowie dem Koordinationszentrum für Klinische Studien soll die Entwicklung einer optimalen chirurgischen Behandlungsstrategie bei der durch eine Nierenerkrankung verursachten Nebenschilddrüsenüberfunktion vorangetrieben werden. Bei Interesse zur Teilnahme an der Studie sind weitere Informationen unter Tel.: 06421/2863146 bzw. 06421/2866562 abrufbar.

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