Die Bandbreite der Biopsie-Methoden
18.06.2012 -
Veränderungen der weiblichen Brust können gut- oder bösartig sein. Zu deren Abklärung stehen unterschiedliche bildgebende Verfahren wie die hochauflösende Sonographie, die Mammografie und die Kernspintomografie zur Verfügung.
Trotz dieses umfangreichen Arsenals an spezialisierter Bildgebung ist häufig eine Entnahme einer Gewebeprobe mit anschließender histologischer Untersuchung unumgänglich. In der Praxis stehen hierfür verschiedene Biopsie-Methoden zur Verfügung. Am Evangelischen Krankenhaus Bethesda zu Duisburg wenden die Ärzte der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie u.a. die Mammotomie an, die auch als Vakuumbiopsie bezeichnet wird. Deren Leiter, Dr. Martin Biggemann, berichtet über die Durchführung dieser Methode sowie deren Vor- und Nachteile.
M&K: Dr. Biggemann, wann ist eine Gewebeprobe überhaupt erforderlich?
Dr. Martin Biggemann: Eine Biopsie muss durchgeführt werden, wenn bei einer Bildgebung der weiblichen Brust ein unklarer oder hochgradig verdächtiger Befund nachgewiesen wird. Es geht also darum, gut- und bösartige Veränderungen sicher zu unterscheiden bzw. bei einer hochgradig verdächtigen Veränderung zuverlässige Aussagen zur Ausbreitung des Prozesses vor einer Operation zu treffen. Ebenso sollten neu aufgetretene Tastbefunde durch eine Biopsie abgeklärt werden, falls sonographisch oder mammographisch Zweifel an deren gutartigem Charakter bestehen.
Welche Biopsie-Methoden gibt es?
Dr. Martin Biggemann: Die technisch einfachste Methode ist die Ultraschall-gesteuerte Biopsie, die aufwendigste die MRT-gesteuerte Probeentnahme. Abklärungsbedürftige Befunde, die wir sonographisch lokalisieren können, werden natürlich Ultraschall gesteuert biopsiert. Dies gilt für die meisten Herdbefunde. Die MRT-gesteuerte Biopsie setzen wir im klinischen Alltag meist zur OP-Planung ein mit der Frage, ob ein Karzinom an mehreren, voneinander getrennten Stellen in der Brust auftritt. Der Nachweis einer sogenannten Multifokalität oder Multizentrizität hat naturgemäß bedeutenden Einfluss auf das anzustrebende Operationsverfahren. Die Vakuumbiopsie unter radiologischer Steuerung dient vorwiegend der Abklärung verdächtiger Mikroverkalkungen in der Brust. Hier geht es insbesondere um die Diagnostik von Frühformen des Brustkrebses, die bei rechtzeitiger Entdeckung eine exzellente Prognose haben.
Ihre Klinik wendet die Vakuumbiopsie an. Was sind die Vorteile dieser Methode?
Dr. Martin Biggemann: Wir gehören zu den deutschen Kliniken, die diese Methode im Jahr 2000 als eine der ersten eingeführt haben. Seitdem haben wir rund 2000 Frauen behandelt und können nur Positives über dieses minimal-invasive Verfahren berichten. Die Vakuumbiopsie ist höchst präzise, weil sie durch eine Computer-assistierte Punktion gesteuert und durch digitale mammographische Zielaufnahmen während des Eingriffs kontrolliert wird. Zudem entnehmen wir mindestens zwölf, meist aber über zwanzig Gewebszylinder. Ein weiterer Vorteil ist der relativ große Durchmesser der Biopsie-Kanülen, die etwa die Dicke eines Bleistiftes haben. In der Regel hinterlassen wir in der Biopsieregion eine kleine Höhle mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter. Für die Patientinnen ist die Vakuumbiopsie zudem schonend. Sie können das Krankenhaus nach dem etwa 40-minütigen Eingriff wieder verlassen und sind am nächsten Tag wieder voll arbeitsfähig.
Können Komplikationen während der Untersuchung und Schmerzen im Brustgewebe nach der Biopsie auftreten? Immerhin haben die Patientinnen eine relativ große Wunde.
Dr. Martin Biggemann: Natürlich können wie bei jedem anderen Eingriff auch Blutungen oder Infektionen entstehen. Das sind die üblichen Risiken. Bei den rund 2000 Vakuumbiopsien, die wir bislang in unserem Haus durchgeführt haben, gab es jedoch keine einzige Infektion. Um größere Blutergüsse zu verhindern, versorgen wir die Patientinnen mit Brustwickeln, die für etwa 24 Stunden lokalen Druck auf die Biopsieregion ausüben. Sollten dennoch größere Blutergüsse auftreten, müssen diese operativ ausgeräumt werden, um narbige Verziehungen der Brust zu vermeiden. Solche Fälle sind jedoch äußerst selten. In den meisten Fällen findet man bei späteren Untersuchungen keine Residuen der durchgeführten Biopsie.
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