Medizin & Technik

Holmiumlaserenukleation bei obstruktiver Prostata

17.10.2011 -

Die Entwicklung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, das heißt eine Vergrößerung der Prostata, welche nicht durch ein Prostatakarzinom, sondern durch eine numerische Zellvermehrung gutartiger Prostata-Epithelzellen (Benigne Prostatahyperplasie [BPH]) hervorgerufen wird, ist eine häufige klinische Erscheinung des alternden Mannes.

Aktuelle Daten belegen, dass sich in der Bundesrepublik Deutschland, wie auch in anderen westlichen Industriestaaten, bei etwa 65% der 65-jährigen Männer und ca. 80-90% der über 80-jährigen eine gutartige Prostatavergrößerung findet. Nicht jeder Mann mit einer BPH leidet unter behandlungsbedürftigen Miktionsbeschwerden aber ca. 1/3 der Männer mit einer symptomatischen Obstruktion benötigen früher oder später eine chirurgische Intervention.

Für viele Jahre galt die transurethrale endoskopische Resektion der vergrößerten Prostata (TUR-P) als chirurgische Therapie der Wahl bei der obstruktiven BPH. Hierbei wird mittels eines sogenannten Elektrotoms, welches mit einer elektrischen Schneidschlinge versehen und mittels Stromleitkabel mit einem Hochfrequenzgenerator verbunden ist, das BPH Gewebe scheibchenweise entfernt.

Obgleich die TUR-P auch noch heute als der Referenzstandard in der chirurgischen Behandlung der BPH gilt, an dem sich alle innovativen Verfahren messen müssen, ist dieses Verfahren doch durch Limitationen gekennzeichnet. Als Beispiel sei hier exemplarisch die Prostatagröße aufgeführt. Sehr große obstruktive Prostatae können nur bedingt durch die konventionelle TUR-P erfolgreich in einer operativen Sitzung behandelt werden.

Dies liegt darin begründet, dass mit zunehmender Operationszeit (Resektionszeit von mehr als einer Stunde) das Risiko einer relevanten Blutung und einer bedrohlichen Flüssigkeitseinschwemmung signifikant zunimmt. Die Menge an BPH-Gewebe, welche durch die TUR-P bei akzeptabler Operationszeit reseziert werden kann, ist stark von der Erfahrung des jeweiligen Operateurs abhängig. Jedoch wird in vielen Publikationen eine Prostatagröße von >60-100 cm3, als limitierend für die TUR-P angegeben.

In diesem Fällen wird häufig die offen chirurgische Entfernung des BPH-Gewebes über einen Unterbauch-Schnitt angestrebt, welche zwar effektiv die Obstruktion zu beseitigen vermag, aber durch eine größere Morbidität wie beispielsweise ein höherer Blutverlust und eine deutlich längere Katheterisierungs- und Hospitalisationszeit gekennzeichnet ist.

Aufgrund der Komplikationsrate und der Limitationen der Standardverfahren zur Behandlung der BPH wurden in den letzten Jahren vermehrt alternative chirurgische Verfahren entwickelt, welche optimalerweise eine im Vergleich zur TUR-P mindestens gleich hohe Effektivität aufweisen sollten, aber die Limitationen der TUR-P zu überwinden vermögen.

Eines dieser Verfahren ist die sogenannte Holmiumlaserenukleation (HoLEP) der Prostata. Hierbei handelt es sich analog zur TUR-P um ein trans¬urethrales Operationsverfahren. Im Gegensatz zur TUR-P wird bei der HoLEP das obstruktive Prostatagewebe bis zur sogenannten chirurgischen Prostatakapsel ausgeschält, in der Harnblase abgeworfen und schließlich mittels eines Spezialinstruments (Morcellator) in der Harnblase zerkleinert und zur Gewebe-Asservierung und histologischer Aufarbeitung abgesogen.

Während des Schneidens mit dem Holmium-Laser führt die abstrahlende Wärme zu einer zeitgleichen Koagulation kleiner und mittelgroßer Gefäße. Hierdurch ist der Eingriff sehr blutungsarm. Entsprechend können auch sehr große Prostatae (>antikoagulative Medikation 100 cm3) erfolgreich behandelt werden, ohne das Risiko einer signifikanten Blutung mit konsekutiver intravasaler Einschwemmung von Spülflüssigkeit fürchten zu müssen. Weiterhin ist dieses Verfahren auch gut für Patienten geeignet, welche beispielsweise aufgrund kardialer Grunderkrankung eine antikoagulative Medikation mit z.B. ASS einnehmen müssen.

In unserer Abteilung wird seit dem Jahre 2006 die HoLEP zur Behandlung der BPH angewandt. Mittlerweile werden jährlich circa 250 HoLEPs zur Behandlung obstruktiver Miktionsbeschwerden bei BPH in unserer Abteilung durchgeführt. Die durchschnittliche Krankenhaus-Verweildauer beträgt nach der Operation zwei Tage.

Bezüglich der Prostatagröße existieren keinerlei Limitationen, das heißt, dass auch sehr große Prostatae (> 200 cm3) mittels HoLEP minimal-invasiv behandelt werden können und werden. Die Effektivität der HoLEP im Vergleich zur konventionellen TUR-P ist in verschiedenen randomisierten Studien untersucht worden. In einer kürzlich erschienenen Meta-Analyse konnte gezeigt werden, dass die HoLEP bezüglich der TUR-P mindestens die gleiche Effektivität aufweist, aber darüber hinaus einige Vorteile, wie beispielsweise die Unabhängigkeit von der Größe der Prostata, bietet.

Mittlerweile existieren für die HoLEP als einziges Laserverfahren zur Behandlung der BPH auch Langzeitdaten, welche demonstrieren, dass die guten Operationsergebnisse der HoLEP auch nach längerer Nachbeobachtungszeit nicht ihre Gültigkeit verlieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die HoLEP eine evidenzbasierte, hoch effektive minimal-invasive chirurgische Therapie zur Behandlung der BPH darstellt. Von sämtlichen verfügbaren operativen Verfahren der minimal-invasiven Prostatachirurgie, ist die HoLEP gegenwärtig der aussichtsreichste Kandidat, die TUR-P sowie die offen chirurgische Prostataenukleation als Referenzstandard abzulösen.

 

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