Medizin & Technik

Magnetfelder geben Auskunft über kardiales Risiko

11.11.2010 -

Die einfache Untersuchung und die zuverlässigen Resultate ermöglichen es erstmals, einer breiten Bevölkerungsmehrheit eine solche Risikobestimmung anzubieten. Experten der Asklepios Klinik St. Georg, in der das MFI bereits in der klinischen Routine eingesetzt wird, berichteten anlässlich der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Nürnberg über ihre bisherigen Erfahrungen.

Mit der neuen nicht-invasiven, strahlungs- und nebenwirkungsfreien Diagnosemethode lässt sich der elektrophysiologische Zustand des Herzens schnell und effektiv beeurteilen. Sie ist insbesondere bei der Ischämiediagnostik und in der Risikostratifizierung des plötzlichen Herztodes von Bedeutung. Denn mit der neuen Technik lässt sich das Risiko für ventrikuläre Tachykardien (VT) oder Kammerflimmern (VF) selbst bei asymptomatischen Menschen ermitteln und ihm frühzeitig durch entsprechende Maßnahmen entgegenwirken. Wie zahlreiche Studien belegen, können implantierbare Cardioverter-Defibrillatoren (ICD) solche Arrhytmien beenden und so einen plötzlichen Herztod verhindern, sekundär- wie auch primärpräventiv. Für die Risikoabschätzung wird bislang im Wesentlichen die linksven¬trikuläre Funktion herangezogen. So ist eine Primärprävention des plötzlichen Herztodes mittels ICD derzeit für Patienten mit einer linksventrikären Auswurffraktion (EF) von unter 35% indiziert. Studien hätten jedoch gezeigt, dass 80% der bei diesen Patienten eingepflanzten Defibrillatoren nie zum Einsatz kommen, berichtete Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Gleichzeitig gibt es aber viele Patienten, die nach heutigen Kriterien keinen ICD erhalten, obwohl sie womöglich davon profitieren würden.

„Denn gerade im Bereich einer linksventrikulären EF von 35-45%, gibt es ein besonders hohes Potential an Risikopatienten. Deshalb brauchen wir spezifischere und sensitivere Methoden, um einerseits diese gefährdeten Personen früher entdecken und andererseits unter den Hochrisikopatienten mit einer Indikation für eine ICD jene herauszufiltern zu können, die ein solches Gerät wahrscheinlich doch nicht benötigen", betonte Kuck. Das MFI könnte, nach Ansicht Kucks, einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Risikopatienten effektiver zu schützen und unnötige Eingriffe zu vermeiden. Denn es lasse sich ohne Vorbereitung, innerhalb weniger Minuten und am bekleideten Patienten durchführen, liefere reproduzierbare Daten und sei daher beliebig oft wiederholbar. Das MFI-System der neuesten Generation (Apollo CXS) erfasst über 55 hochempfindliche Sensoren Magnetfelder, die durch Zellaktivität hervorgerufen werden, und macht diese sichtbar. Die aufgezeichneten Bilder dieser, sich im Verlauf des Herzschlages verändernden Magnetfelder werden dann mithilfe einer Software für eine verständliche Darstellung aufbereitet. Die Ruhe-Untersuchung dauert nur fünf Minuten, und nach einer weiteren Minute liegen dem Arzt die Ergebnisse vor.

Erste Studienergebnisse bestätigen Nutzen
In Klinik St. Georg wird bereits jeder Herz-Patient mit einer primärpräventiven ICD-Indikation einer Untersuchung mit dem MFI-System unterzogen und die so ermittelte QRS-Fragmentation als zusätzlicher Parameter zur Risikobeurteilung herangezogen. Nach Aussage Kucks liegen bislang Daten über einen Zeitraum von sieben Monaten vor. Dabei habe sich bereits gezeigt, dass viele Patienten trotz niedriger EF kein pathologisches elektrophysiologisches Bild im MFI aufwiesen. Bei ihnen seien im späteren Verlauf auch tatsächlich keine ventrikulären Arrhythmien aufgetreten, fasste Kuck die bisherigen Ergebnisse zusammen. Allerdings müsse man noch weitere Untersuchungen mit längerer Nachbeobachtungszeit durchführen, bevor man bei diesen Patienten auf die Implantation eines Defibrillators verzichte, räumte der Kardiologe ein.

Darüber hinaus bietet sich die neue Untersuchungsmethode auch an, um Durchblutungsstörungen unter Belastung nachzuweisen und festzustellen, ob eine weitere Abklärung mittels Katheteruntersuchung erforderlich ist. Zur Erprobung dieser Einsatzmöglichkeit werden gerade zwei Studien durchgeführt. „Insgesamt haben wir in Hamburg inzwischen um die 900 Personen mit dem neuen System untersucht", berichtete der Kardiologe Dr. Tobias Tönnis.

Kooperation mit Niedergelassenen denkbar
Die Kosten des Geräts, mit dem sich bis zu 60 Untersuchungen pro Tag durchführen lassen, liegen bei etwa einer Million €. „Seit Kurzem bieten wir jedoch ein Mietmodell an, bei dem der Kunde eine einmalige Mietsonderzahlung von 150.000 € für die Installation und anschließend monatlich 25.000 € für das Gerät, dessen Wartung und die notwendigen Updates entrichtet", erläuterte Torsten Krümmel, Gründer der BMDSys Production. Das Gesamtsystem beinhaltet alle für die Untersuchung und Auswertung notwendigen Komponenten. Die Untersuchungseinheit, die auch die Abschirmung umfasst, kann sowohl innerhalb des Klinikgebäudes als auch auf dem Klinikgelände aufgestellt werden. Die Auswertungseinheit kann sich darüber hinaus an jedem beliebigen Ort befinden. So besteht die Möglichkeit, die Untersuchung in der Klinik durchzuführen und die erfassten Daten beispielsweise auch beim niedergelassenen Kardiologen zu interpretieren - Kooperationen zwischen Klinik und Zuweisern sind somit problemlos möglich. 

Kontakt

BMDSys GmbH

Wildenbruchstr. 15
07745 Jena

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