Medizin & Technik

Schweigend und ohne Symptome

Periphere arterielle Verschlusskrankheit

24.03.2010 -

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) handelt es sich um eine krankhafte Verengung der Beinarterien. Diese Verengung wird durch Ablagerungen an den Gefäßwänden verursacht und führt zu Durchblutungsstörungen der Beine. Jeder 10. Deutsche im Alter zwischen 55 und 65 Jahren ist davon betroffen - insgesamt 4,5 Mio. Menschen in Deutschland. Die Sterblichkeitsrate nach einer pAVK-Diagnose liegt bei 30% nach fünf Jahren und bei 70% nach 15 Jahren.

Die Verengung der Arterien oder Ablagerung in den Arterien nennt sich Arteriosklerose: Dabei setzen sich Fettablagerungen im Laufe der Zeit an den Wänden der Arterien ab und verkalken. Infolgedessen verhärten und verengen sich die Gefäßwände, und das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen. Schreitet dieser Prozess kontinuierlich fort, kann dies mit einer akut oder chronisch sich verschlechternden Symptomatik vom vollständigen Arterienverschluss bis hin zum Beinverlust führen.

Die Risikofaktoren kennen

Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Bewegegungsmangel sowie Alkoholmissbrauch gehören zu den Risikofaktoren, die zur Erkrankung der pAVK führen können. Auch behandelbare Risiken wie Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte, Diabetes mellitus und Nierenleiden gehören dazu. Letztlich gibt es außerdem Risiken, die sich nicht ausschließen lassen. Dazu gehört eine starke familiäre Historie sowie eine früh einsetzende Menopause, die dies ebenso negativ unterstützen.

Oftmals ohne Krankheitsanzeichen

Allerdings muss die Erkrankung nicht immer mit Krankheitszeichen einhergehen. Eine Vielzahl von Menschen ist von der pAVK betroffen und spürt keinerlei Symptome. Wiederum andere haben starke Schmerzen in den Beinen, die hauptsächlich beim Laufen oder Turnen auftreten können. Dies wird auch als vorübergehende Claudicatio bezeichnet (im Volksmund auch Schaufensterkrankheit). Dabei handelt es um ein zeitweiliges Hinken, das durch eine Minderversorgung der Muskulatur mit Sauerstoff verursacht wird, die, klinisch ähnlich wie ein Krampf oder ein starker Muskelkater, durch eine Übersäuerung der Muskulatur verursacht werden kann.

Die verminderte Blutzirkulation in den Beinen kann zu weiteren Symptomen in dem betroffenen Bein führen, dazu gehören: zunehmendes Kälte- und Taubheitsgefühl, vermindertes Wachstum der Fußnägel, sowie ein schwacher oder kaum tastbarer Puls und das Auftreten von Wundheilungsstörungen nach Bagatellverletzungen.

Eine einfache Diagnose

pAVK wird oft durch den Knöchel-Arm-Index diagnostiziert, eine einfache, nicht invasive Untersuchung, bei der der Blutdruck von Oberarm und Unterschenkel miteinander verglichen wird. Des Weiteren wird sich der Arzt die Familienanamnese sowie die persönlichen Risikofaktoren des Patienten genau anschauen. Ein weiterer nicht-invasiver Test ist der „Doppler-Test". Dabei wird der Blutfluss in den Beinarterien per Ultraschall gemessen. Eine weiter gehende Diagnostik bei Patienten mit pAVK ist zwingend notwendig, da diese zu mehr als 50% auch fortgeschrittene Veränderungen der Herzkranzgefäße und der Hirnschlagadern aufweisen. Daraus resultiert ein sechs bis sieben Mal höheres Risiko.

Patienten ohne eine Gehstreckeneinschränkung benötigen keine weiteren, komplizierten Tests. Liegen Symptome mit Schmerzen unter Belastung vor und ist eine Operation geplant, wird eine Computertomografie oder eine Magnetresonanzangiografie (MRA) durchgeführt. Auch eine Doppler-Sonografie der Arterien gibt Aufschluss darüber, wo die Arterie verengt ist.

pAVK in der Erstversorgung

Bei der pAVK müssen neben dem Hinken ebenso die Risikofaktoren behandelt bzw. vermieden werden (Zigaretten). Zu den Behandlungsmaßnahmen gehören: Bewegung, medikamentöse Behandlung, Angioplastie - ein Verfahren zur Erweiterung oder Wiedereröffnung von verengten oder verschlossenen Arterien sowie eine Operation. Ein erster Schritt ist meist mehr Bewegung, was bei manchen Patienten eine Verbesserung der Symptome hervorruft.

Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass eine Verbesserung des Laufens mit einem entsprechenden Programm festzustellen ist. Dabei sollte jede Übungseinheit mehr als 30 Minuten dauern und mindestens drei Mal pro Woche für mindestens sechs Monate durchgeführt werden.

pAVK in der Zweitversorgung

Bei Patienten mit ernster pAVK, bei denen sich der Zustand nicht durch die Minimierung der Risikofaktoren, durch Bewegungsprogramme oder medikamentöse Einstellung verbessert, müssen eine Behandlung bei einem Gefäßspezialisten, am besten in einem Gefäßzentrum vorgenommen werden. Dazu gehören: Angioplastie (PTA), Stenting oder ein chirurgischer Eingriff.

Angioplastie ist eine Behandlung, bei der unter örtlicher Betäubung ein Ballonkatheter in die Arterie eingeführt wird, der an der verengten Stelle aufgedehnt wird und so das Gefäß weitet. Sobald sich die Arterie weitet, wird der Ballon deflatiert und der Katheter herausgezogen, wodurch der Blutfluss wieder hergestellt wird.

Zusätzlich kann ein Stent (das entspricht einer flexiblen inneren Metallgitter Schienung) eingesetzt werden, um die betroffene Arterie aufzudehnen. Der Eingriff ist relativ schonend und wird ambulant oder kurzzeitig stationär durchgeführt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Studien, die zeigen, dass unterschiedliche Stents unterschiedlich gute Ergebnisse zeigen. In den aktuellen Studien hat sich gezeigt, dass Stents mit Medikamentenbeschichtung bessere mittel- und langfristige Ergebnisse aufweisen. Der derzeit einzige Drug-Eluting-Stent für die SFA (der Zilver PTX von Cook Medical) erhielt im August 2009 seine europäische Zertifikation.

Nach den gültigen Richtlinien und Empfehlungen ist der Stent die erste Wahl der Behandlung. Bei langstreckigen oder schwerst verkalkten Gefäßveränderungen kommt ein Bypass infrage. Dies zeigt ebenso sehr gute Langzeitergebnisse.

Die Entscheidung über das Vorgehen sollte von einem Spezialisten, der sämtliche Therapieoptionen beherrscht, getroffen werden. Auch die regelmäßige Nachsorge sollte in spezialisierten Praxen, Krankenhausabteilungen oder Netzwerken erfolgen.

Da die Begleitrisiken wie Diabetes, Bluthochdruck und die Nierenfunktion ebenso einen erheblichen Einfluss auf den Gesamtverlauf haben, müssen diese Begleitrisiken ebenso optimal behandelt werden.

Dadurch, dass Patienten und Mediziner mittlerweile besser über die PAK unterrichtet sind, besteht die Hoffnung, dass der Prävention ein größeres Gewicht beigemessen wird und darüber die Erstversorgung von Risikopatienten verbessert werden kann. Die Gesamtheit der Gefäßerkrankung stellt eine enorme Belastung für das gesamte Gesundheitssystem dar.

Kontakt:
Dr. Jörg Teßarek

Chefarzt des Kollegialsystem
St. Bonifatius Hospital Lingen
Tel.: 0591/9101345
gefaesschirurgie@bonifatius-lingen.de

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