Medizin & Technik

Sprechendes Notfall-Beatmungsgerät

18.08.2015 -

Rostocker Forscher haben zusammen mit einer Wismarer Firma ein sprechendes Notfall-Beatmungsgerät entwickelt.

Sensatronic (Wismar) hat in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Rostock ein neuartiges sprechendes Notfall-Beatmungsgerät für die Unterstützung der Reanimation von Notfallpatienten durch Laien entwickelt. Dieses Gerät soll, anders als die bisher üblichen Beatmungsgeräte, autark arbeiten, also unabhängig von einer festen Gas-und Stromversorgung, und durch Laien bedienbar sein.

Der geplante Einsatzbereich ist mit dem der automatisierten externen Defibrillatoren vergleichbar, welche heutzutage an vielen öffentlichen Plätzen für den Notfall bereit stehen. Diese Geräte regeln automatisch die Zufuhr und Dosierung eines elektrischen Schocks und stellen somit einem ungeschulten Ersthelfer ein nützliches Hilfsmittel bei Herz-Kreislaufversagen zur Seite.

Das neuartige Laiennotfallbeatmungsgerät soll die Mund-zu-Mund-Beatmung ersetzen und einen Patienten im Ernstfall rasch und zuverlässig mit Sauerstoff versorgen. Dem Ersthelfer werden, ähnlich wie beim Laien-Defibrillator, akustische Anweisungen zur Unterstützung gegeben. In beiden Fällen steigert die frühe Hilfe die Überlebenschancen maßgeblich. Und: Durch den Einsatz dieser automatisierten Geräte können Laien-Ersthelfer am Patienten keinen größeren Schaden verursachen, als er ohne den Einsatz der Geräte entstehen würde.

Im Rahmen eines durch das Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern geförderten Forschungs-Verbund-Projektes wurde in Kooperation der Wismarer Sensatronic mit der Universitätsmedizin Rostock (Klinik & Poliklinik für Anästhesiologie & Intensivtherapie) und der Universität Rostock (Elektrotechnik) ein Funktionsprototyp entwickelt. Dieser hat diverse Testreihen an gesunden Freiwilligen, bei denen verschiedene Komplikationen simuliert wurden, erfolgreich bestanden.

„Man hat zur Kenntnis genommen, dass Laien-Ersthelfer oft Scheu vor der Herz-Lungen-Wiederbelebung haben, insbes. gibt es Ängste vor Infektionen bei der Mund-zu-Mund-Beatmung“, sagt Prof. Jochen Schubert von der Unimedizin Rostock. Das Urteil des Anästhesieexperten fällt sehr positiv aus: „Die Maschine macht das, was sie soll, und nicht das, was sie nicht soll – sie beatmet automatisch und fügt dem Patienten keinen Schaden zu.“ Eine falsche Beatmung, die den Patienten erheblich schädigen würde, müsse unbedingt vermieden werden, so Schubert.

Ein derartiges Gerät gibt es derzeit noch nicht auf dem Markt. Der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe, ist stolz auf diese Entwicklung: „Wettbewerbsfähige Produkte entstehen nicht über Nacht, hier ist wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung erforderlich.“ Das Notfallbeatmungsgerät ist ein Beispiel für eine effektive Verbundforschung.

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