Gesundheitsökonomie

Kein Infektionsschutz ohne Fachpersonal

09.10.2012 -

Eine Umfrage in deutschen Krankenhäusern zeigt, dass die Problematik um Hygienemaßnahmen und den Schutz vor nosokomialen Infektionen ernst genommen wird. Dennoch fehlen weiterhin finanzielle Mittel, um Hygienefachpersonal ausreichend bereitzustellen.

Krankenhausinfektionen und resistente Krankheitserreger sind seit einiger Zeit Thema der gesundheitspolitischen Diskussion und ein ernst zu nehmendes Problem. Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) hat im Jahr 2010 im Krankenhaus Barometer, einer jährlichen Repräsentativbefragung der deutschen Krankenhäuser, zu aktuellen Themen der Krankenhauspolitik und Krankenhauspraxis erstmals Daten über Präventionsmaßnahmen sowie den Umgang mit nosokomialen Infektionen und Infektionen mit multiresistenten Erregern an deutschen Kliniken erhoben. Eine Vertiefung der Befragung und Nachverfolgung einzelner Themen wurde im Krankenhaus Barometer 2011 durchgeführt.

Im Krankenhaus Barometer 2010 wurden die Kliniken nach den Veränderungen in ihrem Krankenhaus seit Beginn 2009 in Bezug auf nosokomiale Infektionen und Infektionen mit (multi)resistenten Erregern gefragt. Rund ein Drittel der Häuser hat eine Verbesserung der Lage im Bereich Wundinfektionen angegeben. Gut ein Viertel der Krankenhäuser teilte ebenfalls eine Verbesserung der Situation im Jahr 2009/2010 im Bereich Pneumonien, Harnwegsinfektionen sowie primäre und sekundäre Sepsis mit.

Die Umsetzung von Konzepten zur Infektionsprävention ist ohne die Beschäftigung von Fachpersonal nicht durchführbar. Gesetzliche Personalvorgaben zur Krankenhaushygiene auf Länderebene in den zurzeit bestehenden Krankenhaushygieneverordnungen sind zwar sehr unterschiedlich, orientieren sich aber dennoch meist an den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (Krinko). Diese gibt in ihrer Empfehlung „Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen" vor, die Anzahl des jeweiligen Fachpersonals an der Klinikgröße und dem Risikoprofil der unterschiedlichen Stationen festzumachen.

Zu wenige hauptamtliche Fachärzte

Ausgehend von der Empfehlung der Krinko wurde festgelegt, dass in jedem Krankenhaus ab 400 Betten mindestens ein hauptamtlicher Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin oder ein hauptamtlicher Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, zusätzlich ein hygienebeauftragter Arzt und eine hauptamtliche Hygienefachkraft vorgehalten werden sollte. Derzeit sind und werden in Deutschland allerdings zu wenig hauptamtliche Fachärzte ausgebildet, um die Erfordernisse aller Kliniken abzudecken.

So berichten die amtlichen Statistiken für allgemeine Krankenhäuser im Jahr 2010 für den Bereich Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie 218 hauptamtliche Fachärzte sowie 83 hauptamtliche Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin. Zeitgleich waren rund 1.000 hauptamtliche Hygienefachkräfte gemeldet. Diese Zahlen sind keineswegs ausreichend, um den Bedarf an hygie­nischem Fachpersonal in den rund 1.700 Krankenhäusern zu decken. Viele Kliniken weichen daher auf extern beratendes oder anderes hygienisches Fachpersonal aus.

Unter den Kliniken aus dem Krankenhaus Barometer 2011, die Angaben zu hygienischem Fachpersonal gemacht haben, sind hauptamtliche Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin oder hauptamtliche Fachärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie weniger vertreten - in kleinen Einrichtung von 50 bis 299 Betten sind es durchschnittlich 0,3 Ärzte. Dafür halten diese Einrichtungen eher externe Fachärzte in beratender Funktion vor (0,9 Ärzte pro Einrichtung). Krankenhäuser mittlerer Größe mit 300 bis 599 Betten haben im Schnitt eine halbe hauptamtliche Facharztstelle und einen vollen externen Facharzt in beratender Funktion. Im Gegensatz dazu beschäftigen große Kliniken, die mehr als 600 Betten haben, im Mittel 1,6 hauptamtliche und lediglich 0,6 externe Fachärzte. Hygienebeauftragte Ärzte findet man dahingegen deutlich häufiger an Kliniken vor: Kleine Einrichtungen beschäftigen durchschnittlich 2,3 hygienebeauftragte Ärzte, Krankenhäuser mittlerer Größe 3,4 und große Häuser 15,4 Ärzte mit Hygieneauftrag.

Die Anzahl des vorhandenen pflegerischen hygienischen Fachpersonals liegt deutlich über der Anzahl des ärztlichen Fachpersonals für Hygieneaufgaben. ­So wird in den kleinen Krankenhäu­sern durchschnittlich eine Hygienefachkraft vorgehalten und zusätzlich die Dienste von 0,7 externen Hygienefachkräften in betreuender Funktion in Anspruch genommen. Die Einrichtungen mittlerer Größe haben im ­Mittel 1,4 hauptamtliche Hygienefachkräfte und eine halbe externe Fachkraft in betreuender Funktion. Allein die großen Kliniken decken ihren Bedarf an Hygienefachkräften ausschließlich mit hauptamtlichen Hygienefachkräften.

Berücksichtigt man für einen Abgleich der Personalvorgaben der Krinko eine zusätzliche Betreuung durch einen externen Facharzt in beratender Funktion zeigt sich, dass 2011 die drei vorgegebenen Positionen in gut zwei Dritteln aller Krankenhäuser mit über 400 Betten (68 %) besetzt waren. Das bedeutet gegenüber 2010 (66 %) einen nur geringen Zuwachs an hygienischem Fachpersonal in diesen Kliniken.

Finanzielle Mittel müssen her

Die Krankenhäuser wurden durch die öffentlichen Diskussionen der letzten Zeit um Hygienemaßnahmen und einen effektiven Schutz vor nosokomialen Infektionen für dieses Thema deutlich sensibilisiert. Repräsentative Umfrageergebnisse der Jahre 2010 und 2011 zeigen ausdrücklich, dass die deutschen Kliniken diese Problematik nicht nur direkt aufgegriffen, sondern bereits gehandelt haben. Finanzielle Mittel z. B. für die Qualifizierung und Vergütung von Hygienefachpersonal sollten bereitgestellt werden, um den Krankenhäusern die Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der Hygiene zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.

 

Kontakt

Deutsches Krankenhausinstitut e.V.

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