Dritter Weltnierentag: Niere ist vernachlässigtes Organ
21.07.2011 -
Dritter Weltnierentag: Niere ist vernachlässigtes Organ. In der Tat sind die Zahlen erschreckend: Momentan gibt es in Deutschland 64.000 Dialysepatienten und 24.000 Menschen, die eine Spenderniere erhielten und sich nun in der Transplantationsnachsorge befinden. Dies ist aber nur die „Spitze des Eisbergs“, wie am 13. März, dem Weltnierentag öffentlichkeitswirksam verdeutlicht wurde.
Prof. Dr. Jan Galle, Pressesprecher der Gesellschaft für Nephrologie (GfN), spricht von „Europas stummer Epidemie“ und verdeutlicht, worauf es ankäme: Bewusstsein und Sensibilität gegenüber dem Organ Niere schaffen, das ohne größere Auffälligkeiten für den Betroffenen doch schleichend seine Funktionsfähigkeit einschränken kann. Mit schwerwiegenden Folgen. Die „rechtzeitige Identifizierung“ müsse mehr in den Fokus gerückt werden. Denn validen Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2015 weltweit über 36 Mio. Todesfälle auf das „Konto“ chronischer Nierenerkankungen und daraus resultierender Herz-Kreislauf- Krankheiten gehen. Seit 2006 gibt es nun diesen Aktionstag, der von der International Society of Nephrology (ISN) und der International Federation of Kidney Foundations (IFKF) ins Leben gerufen wurde.
Öffentlichkeit suchen
„Unser Ziel muss es sein, dass der Patient bei seinem Arzt ebenso selbstverständlich nach seinem Albuminurie- Wert fragt, wie er es momentan schon bei seinem LDL-Cholesterin tut“, verdeutlicht Prof. Dr. Dr. Eberhard Ritz, Präsident ISN, das Wunsch-Szenario der Zukunft. Momentan liegen in deutschen Apotheken 350.000 Flyer aus, die den Kunden auf sein Organ aufmerksam machen sollen: „Jeder Diabetiker und jeder Bluthochdruckpatient ist ein Risikopatient für chronische Nierenerkrankungen“, ist dort zu lesen und auch, dass der Vorsorge-Test von den Krankenkassen getragen wird.
Wie bei anderen Krankheiten auch, sind auch hier Grenzwerte nicht immer eindeutig und das Risiko, an einem Nierenleiden zu erkranken, von vielfältigen Faktoren abhängig. Einfaches Schwarz-Weiß- Denken ist also auch hier nicht angebracht. Prof. Ritz macht zum Beispiel darauf aufmerksam, dass schon ein niedriges Geburtsgewicht mit einem erhöhten Risiko, in späteren Lebensjahren an der Niere zu erkranken, korreliert.