Lungenkrebs-Therapie: Überlebenszeitverlängerung durch zielgerichtete Ansätze
18.11.2010 -
Eine geeignete Lungenkrebs-Therapie kann bei vielen Patienten heute Überlebenszeiten von mehr als einem Jahr erreicht werden. Dies muss man einen Fortschritt nennen. Verantwortlich sind hierfür auf pharmakologischer Seite die Angiogenese-Hemmer, die den Tumor von seiner Nährstoffversorgung trennen und ihn so „aushungern", sowie Wirkstoffe, die den epidermalen Wachstumsfaktor Rezeptor (EGFR) blockieren und so das Tumorwachstum stoppen.
Während eines Pressegesprächs - ausgerichtet von Roche Pharma - in Berlin wurden die neuen Möglichkeiten der Lungenkrebsbehandlung jetzt vorgestellt und beleuchtet. Leider wird die Krankheit aufgrund der unspezifischen Symptome im Frühstadium oft zu spät erkannt. Die Überlebenschancen bei Lungenkrebs sind im Vergleich zu anderen Krebsarten immer noch relativ niedrig. Im fortgeschrittenen Stadium ist daher das Ziel der Behandlung nicht mehr die Heilung, sondern die bestmögliche Kontrolle der Erkrankung, um die Lebensqualität der Patienten möglichst lange zu erhalten. War bisher die Chemotherapie Standard der Therapie bei fortgeschrittenem Lungenkrebs, so treten daneben immer stärker innovative Behandlungsoptionen.
PD Dr. Wolfgang Schütte, Halle, erläuterte: „Die Überlebenszeit wird durch die Anwendung dieser Behandlungsoption verlängert, doch ist eine weitere Verbesserung der Prognose von Lungenkrebspatienten unter einer Chemotherapie insgesamt nicht zu erwarten." Neue Wirkstoffe beinhalten dagegen die Attraktivität, gezielt den Tumor anzugreifen und gesunde Zellen möglichst nicht zu schädigen.
Angiogenese-Hemmung
Einer dieser neuen Wirkmechanismen ist der VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)-Antikörper, der in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt wird. Mit dieser Kombination kann eine Überlebenszeit von - im Durchschnitt - mehr als 12 Monaten bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC erzielt werden. Bei dem häufigsten NSCLC-Typ, dem Adenokarzinom, wurde mit dieser Kombination in einer Studie sogar eine Verlängerung des Überlebens auf über 14 Monate beobachtet. Der VEGF-Hemmer beruht auf dem neuen Wirkprinzip der sogenannten Angiogenese-Hemmung: Die Neubildung von Blutgefäßen (grch.: Angio = Gefäß und Genese = Entstehung) wird bei dieser Therapie unterdrückt. Seit einem guten Jahr steht diese Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs zur Verfügung. Das Wirkprinzip setzt nicht am Tumor selbst an, sondern an seiner Versorgung mit Nährstoffen.
EGFR-Hemmer
Kommt es zum Fortschreiten der Erkrankung, steht für die weitere Therapie bereits vorbehandelter Patienten (sog. Zweite Therapielinie) mit dem sogenannten EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor)-Hemmer ebenfalls eine neue zielgerichtete Option zur Verfügung. Als Tablette wird das sogenannte „Small Molecule" einmal täglich eingenommen, sodass diese Therapie problemlos zu Hause oder unterwegs möglich ist. Seit seiner Zulassung 2005 ist der EGFR-Hemmer im klinischen Alltag etabliert und zeigt eine gute Wirksamkeit. Dies belegt eine Dokumentation von Krankheitsverläufen einzelner Lungenkrebspatienten. In die Dokumentation wurden Patienten aufgenommen, die mindestens ein Jahr lang mit dem „Small Molecule" behandelt worden sind.