Moxifloxacin: Antibiotika bei Atemwegsinfektionen
14.03.2012 -
Moxifloxacin: Antibiotika bei Atemwegsinfektionen. Moderne Antibiotika wie Moxifloxacin leisten weit mehr als nur das Ausheilen der Infektion: Das Fluorchinolon bewirkt infolge seiner hohen Bakterizidie und seines breiten Wirkspektrums eine rasche und zuverlässige klinische Heilung. Damit geht bei akuten Exazerbationen der chronischen Bronchitis und ebenso bei der ambulant erworbenen Pneumonie eine deutliche Prognosebesserung einher und das bis hin zu einer statistisch signifikant verringerten Sterblichkeit. Aktuelle Befunde deuten sogar eine Verbesserung der Prognose bei Patienten mit schwerem Schlaganfall durch die vorsorgliche Gabe von Moxifloxacin an, wie bei einem Symposium im Rahmen des 48. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Mannheim berichtet wurde.
Symptomlinderung und klinische Heilung sind längst nicht mehr die einzigen Therapieziele bei der Behandlung von Atem- wegsinfektionen. Mehr und mehr geht es in der modernen Medizin auch darum, den Heilungserfolg schnell zu vermitteln. So lassen sich Klinikaufenthalte zeitlich begrenzen und der Patient wird rasch wieder arbeitsfähig, zwei Aspekte, die nicht nur wegen der Lebensqualität des Betroffenen sondern auch aus wirtschaftlichen Erwägungen relevant sind. Antibiotika wie Moxifloxacin, die eine besonders rasche Genesung des Patienten gewährleisten, gewinnen deshalb mehr und mehr an Bedeutung.
Längeres exazerbationsfreies Intervall
Zunehmend rückt auch die allgemeine Prognose des Patienten in den Fokus der Therapie. Speziell für Moxifloxacin wurde sowohl bei der ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) als auch bei der akuten Exazerbation der chronisch bakteriellen Bronchitis (AECB) eine eindeutige Prognosebesserung belegt. So verlängert das Fluorchinolon statistisch signifikant das exazerbationsfreie Intervall bei der ACEB, wie die von Prof. Tom Schaberg, Rotenburg, präsentierten Daten der MOSAIC-Studie (Multicentre randOmised Study vs standard Antibiotic regimen In outpatients with acute exacerbation of Chronic bronchitis) dokumentieren. In der multizentrischen, doppelblind randomisierten Untersuchung wurden laut Schaberg 730 Patienten mit AECB, die vor Studienbeginn mehr als drei bis vier Exazerbationen pro Jahr entwickelt hatten, bei Auftreten einer erneuten AECB mit Moxifloxacin (Avalox, 400 mg für fünf Tage) oder einer Standardtherapie (500 mg Amoxicillin dreimal täglich, 500 mg Clarithromycin zweimal täglich oder 250 mg Cefuroxim- Axetil zweimal täglich; jeweils über sieben Tage gegeben) behandelt. Es zeigte sich dabei nicht nur eine signifikante höhere Heilungs- wie auch Eradikationsrate unter dem Fluorchinolon, sondern auch ein mit 132,8 Tagen gegenüber 118 Tagen unter der Standardtherapie statistisch eindeutig längeres exazerbationsfreies Intervall. Diese Daten sind von klinischer Relevanz, da die langfristige Prognose der Patienten mit chronischer Bronchitis direkt mit der Zahl der Exazerbationen korreliert. Eine post-hoc Analyse der MOSAIC-Studie dokumentierte außerdem nur für Moxifloxacin eine klare Assoziation zu einem günstigen klinischen Verlauf. Dagegen korrelierte das Vorliegen einer kardiopulmonalen Erkrankung, ein FEV1-Wert unter 50 % oder eine hohe Exazerbationsrate mit einem prognostisch ungünstigen Verlauf.
Signifikant geringere Sterblichkeit
Auch bei der ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) haben offenbar Patienten, die Moxifloxacin erhalten, eine deutlich bessere Prognose. Das belegen die Daten des CAPNETZ, einem Netzwerk zu CAP, der „Community Acquired Pneumonia“, das firmenunabhängig und finanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2001 im Rahmen der Kompetenznetzwerke in der Medizin die Behandlungsdaten bei der ambulant erworbenen Pneumonie analysiert. Rund 6.000 Patienten wurden inzwischen in die Erhebung eingeschlossen und es zeigten sich klare Überlebensvorteile bei der Behandlung mit Moxifloxacin, wie Prof. Tobias Welte, Hannover, berichtete. „Vor allem bei Patienten über 65 Jahren ist das Überleben entscheidend von der primären Antibiotikatherapie abhängig“, berichtete der Mediziner. Dies gilt nach seiner Darstellung insbesondere für schwer kranke Patienten, bei denen sich eine klare Überlegenheit von Moxifloxacin gegenüber Betalaktamantibiotika ergab.
Weniger Pneumonien bei Schlaganfall-Patienten
Eine besondere Bedeutung kommt dem Fluorchinolon, das sich durch eine gute Gewebegängigkeit und ein die bei Atemwegsinfektionen relevanten Keime umfassendes breites Wirkspektrum auszeichnet, augenscheinlich auch bei der vorsorglichen antibiotischen Behandlung von Patienten mit schwerem ischämischen Schlaganfall zu. Rund 20 % der Patienten entwickeln eine Pneumonie. „Sie ist Studien zufolge eine der häufigsten Todesursachen beim Apoplex“, erklärte Prof. Andreas Meisel aus Berlin. Deutlich senken ließ sich die Pneumonierate nach dem Ergebnis der PANTHERIS- Studie (Preventive ANtibacterial THERapy of acute Ischemic Stroke), einer Pilotstudie bei 80 Patienten nach akutem Schlaganfall, wenn vorsorglich mit Moxifloxacin behandelt wurde. Durch diese Maßnahme wurde in der Studie die Infektionsrate von 41,9 % unter Plazebo auf 17,1 % unter Moxifloxacin gesenkt, was wegen der hohen Letalität bei Vorliegen einer Pneumonie ebenfalls mit einem deutlichen Prognosevorteil verbunden sein dürfte.
Praxiserfahrungen bestätigen die zuverlässige Wirksamkeit
Die Praxiserfahrungen bestätigen nach Dr. Norbert Mülleneisen, Leverkusen, die Wirksamkeit von Moxifloxacin. Das zeigt eine Umfrage des niedergelassenen Pneumologen unter Kollegen, die bei der Analyse ihrer Verordnungsdaten feststellten, dass sie das Fluorchinolon bei Atemwegsinfektionen freitags deutlich häufiger verordnen als am Wochenanfang oder in der Wochenmitte. Das deutet nach Mülleneisen an, dass unter Moxifloxacin weniger Therapieversager erwartet werden und davon ausgegangen wird, durch dieses Antibiotikum die Patienten besser über das „arztfreie“ Wochenende schützen zu können.