Hygiene

Opioid-induzierte Obstipation: Herausforderung für Arzt und Patient

26.08.2014 -

Opioid-induzierte Obstipation: Herausforderung für Arzt und Patient. Führende deutsche Schmerzexperten haben am 26. Juli 2006 im Rahmen des 1. Deutschen Schmerzgipfels auf dem Petersberg bei Bonn über den aktuellen Stand der Schmerztherapie diskutiert und neue Impulse für die Behandlung von Schmerzpatienten gegeben.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Schmerztherapie mit Opioiden und das Problem der häufig daraus resultierenden Obstipation.
In diesem Bereich besteht hoher Handlungsbedarf.
Gefordert wurde seitens der anwesenden Experten eine „intelligente Schmerztherapie“, die eine hohe Wirksamkeit gewährleistet und gleichzeitig geringe Nebenwirkungen aufweist.

„Schmerz nicht zu behandeln ist unethisch“, so Prof. Dr. Michael Zenz, Bochum, Chairman des 1. Deutschen Schmerzgipfels.
Diese Aussage gewinnt in Anbetracht der vom Forschungsinstitut NFO WorldGroup durchgeführten Studie „Pain in Europe“ noch an Gewicht.
Die Ergebnisse dieser bislang größten europäischen Schmerzstudie zeigen, dass in Deutschland 17 % der Bevölkerung an chronischen Schmerzen leiden.
Zwar hat sich in den letzten Jahren die Versorgungssituation deutlich verbessert, aber noch immer werden Patienten mit chronischen Schmerzen meist erst nach langer Leidenszeit mit Opioiden behandelt.
Diese gelten als wichtigste Therapieoption für Patienten mit starken bis sehr starken Schmerzen.
Häufige Folge dieser Therapie ist die opioid-induzierte Obstipation, über die Prof. Dr. Stefan Müller-Lissner, Berlin, referierte.
Oft resultiert daraus eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität der Patienten.
Der Bedarf an neuen Behandlungsoptionen ist entsprechend groß. Dies bekräftigten die Experten auf dem 1. Deutschen Schmerzgipfel.

Opioid-induzierte Obstipation oft unterschätzt
Die opioid-induzierte Obstipation stellt eine große Herausforderung für Arzt und Patient dar.
Sie ist nach den Worten von Priv.-Doz. Dr. Michael Überall, Nürnberg, das größte Problem der Dauertherapie mit stark wirksamen Opioiden.
Von dieser Nebenwirkung sind 80 bis 90 % der Patienten betroffen, die stark wirksame Opioide erhalten. Die Obstipation führt vielfach zum Abbruch der Therapie, konstatierte Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen, ebenfalls Chairman der Veranstaltung.
Daher plädiert er für eine „intelligente Schmerztherapie“, welche die Wirkung eines starken Opioids mit dem aktiven Schutz des Magen- Darm-Traktes verbindet.

Innovative Kombination reduziert Nebenwirkungen
Von einer patientenfreundlichen Schmerztherapie wird neben der analgetischen Wirkung auch ein Rückgang gastrointestinaler Nebenwirkungen erwartet.
Durch eine innovative, fixe Kombination eines oralen Stufe-III-Opioids wie Oxycodon mit einem Opioid-Antagonisten wie Naloxon können gastrointestinale Nebenwirkungen gemindert und insbesondere die Obstipation reduziert werden. Naloxon hat eine hohe Affinität zu den Opioid-Rezeptoren.
In der Darmwand blockiert Naloxon lokal diese Rezeptoren und verhindert die Bindung von Oxycodon beziehungsweise verdrängt dieses aus einer bestehenden Bindung.
Naloxon wird nach Resorption im Darm schon beim ersten Durchlauf durch die Leber praktisch vollständig metabolisiert (hoher First- Pass-Metabolismus).
Es erreicht somit nicht die systemische Zirkulation.
Das Oxycodon dagegen gelangt an die zentralen Opioid-Rezeptoren und kann seine volle analgetische Wirkung entfalten – nach Worten von Müller-Schwefe ein Musterbeispiel für eine „intelligente Schmerztherapie“.

Neue Wege in der Schmerztherapie
In Kürze wird auf Basis dieser innovativen Kombination eine Retardtablette verfügbar sein, die dazu beitragen soll, dass die Behandlung von Patienten mit starken und sehr starken Schmerzen vereinfacht und noch effektiver gestaltet werden kann.
Auf dem Weg zu einer „intelligenten Schmerztherapie“ ist es Müller- Schwefe zufolge erforderlich, sowohl die Schmerzen selbst als auch die therapiebedingte Beeinträchtigung der Lebensqualität im Auge zu halten: „Was die Wissenschaft als gutes Ergebnis betrachtet, reicht den Patienten vielfach nicht.“
So werde etwa eine 50%ige Schmerzreduktion – in klinischen Studien häufig als zentraler Erfolgsparameter definiert – von vielen Patienten als unzureichend empfunden.
Folglich bedarf es eines individualisierten Behandlungsziels. Eine wichtige Grundlage hierfür ist die Kommunikation zwischen Arzt und Patient, weil auf diese Weise die Individualität des einzelnen Patienten in die Therapie einbezogen werden kann.
Weiteren Bedarf für die Optimierung der Therapie sehen die Schmerzexperten in der Aus- und Fortbildung der Mediziner.
Schmerztherapie spielt z.B. im Medizinstudium nur eine untergeordnete Rolle. Daher werden Änderungen in der ärztlichen Approbationsordnung gefordert.

Fazit
Opioide gelten als wichtigste Therapieoption für Patienten mit starken bis sehr starken Schmerzen.
Häufige Nebenwirkung dieser Therapie: die opioid-induzierte Obstipation. Sie stellt eine enorme Zusatzbelastung für Patienten dar und beeinträchtigt oft ihre Lebensqualität. Die Obstipation ist eine große Herausforderung für Arzt und Patient.
Für die Zukunft der Schmerztherapie wird daher eine „intelligente Schmerztherapie“ gefordert, die stark gegen den Schmerz und fair zum Körper ist. Auf diese Weise können Schmerzpatienten von der Wirkung der Opioide profitieren und dank der reduzierten Nebenwirkungen wieder aktiv am Leben teilnehmen.

Pressegespräch vom 26. Juli 2006 im Rahmen des 1. Deutschen Schmerzgipfels auf dem Petersberg bei Bonn .

www.mundipharma.de

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