Posaconazol: Prophylaxe bei invasiver Mykose
14.03.2012 -
Posaconazol: Prophylaxe bei invasiver Mykose. Invasive Mykosen stellen für Patienten mit geschwächter Immunabwehr insbesondere in der Klinik ein schwerwiegendes Risiko dar. Zwei aktuelle Studien belegen die überzeugende Wirksamkeit des Antimykotikums Posaconazol auch bei der Prophylaxe. Aufgrund dessen wurde dieser Azolwirkstoff auch zur Prophylaxe für Leukämiepatienten mit therapiebedingter Leukopenie und mit Hochdosis-Immunsuppression nach Stammzelltransplantation zugelassen.
Bei bis zu einem Drittel der Patienten mit akuten myeloischen Leukämien kommt es zu invasiven Candida- Infektionen, bei bis zu einem Viertel von ihnen zu einer invasiven Aspergillose. Das Mortalitätsrisiko liegt dabei für Candidosen bei bis zu 50 % und für Aspergillosen bei über 60 %, für Empfänger allogener Stammzelltransplantate verlaufen invasive Pilzinfektionen sogar in bis zu 90 % der Fälle tödlich. Wenn die Diagnosen nicht rechtzeitig gestellt werden, werden die Pilzinfektionen häufig erst post mortem erkannt, betonte Prof. H. Ostermann aus dem Universitätsklinikum München auf einer Pressekonferenz von Essex Pharma Deutschland, München, im Januar 2007 in Köln.
Aktuelle Studien belegen die Wirksamkeit
In zwei kürzlich veröffentlichten Studien wird die überzeugende Wirksamkeit des seit Herbst 2005 eingeführten Antimykotikums Posaconazol (Noxafil) auch bei prophylaktischer Gabe belegt. Aufgrund dieser positiven Ergebnisse hat die EMEA vor kurzem Posaconazol auch zur Prophylaxe zugelassen für Patienten nach Remissions-induzierender Chemotherapie bei akuter myeloischer Leukämie (AML) oder myelodysplastischen Syndromen (MDS) sowie nach einer allogenen hämatopoietischen Stammzelltransplantation (HSCT). Bei beiden Gruppen bestehen hohe Mykoserisiken aufgrund von längerfristigen Neutropenien bzw. hochdosierter Immunsuppressionstherapie.
Erstmals Senkung der Gesamtsterblichkeit gezeigt
In den Studien zur Wirksamkeit als Prophylaktikum wurde Posaconazol direkt entweder mit Fluconazol oder Itraconazol verglichen, je nach Präferenz und Erfahrung der beteiligten Klinik. In einer Studie wurden insgesamt 602 neutropenische Patienten in 89 Zentren eingeschlossen, die eine zytotoxische Chemotherapie bei AML oder MDS erhielten. Die Patienten erhielten mit jedem Chemotherapiezyklus oral dreimal täglich 200 mg Posaconazol oder einmal täglich 400 mg Fluconazol bzw. zweimal täglich 200 mg Itraconazol. Nach Abklingen der Neutropenie wurde die Antimykose-Prophylaxe jeweils abgesetzt und bei erneuter Chemotherapie wiederaufgenommen, im Schnitt für 27 Tage während der Beobachtungszeit von 100 Tagen. Das Ergebnis war eine signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit für Patienten unter Posaconazol-Prophylaxe, berichtete Priv.-Doz. Dr. O. A. Cornely aus Köln. Dies galt sowohl bei allen Todesursachen gesamt wie auch bei ausschließlich pilzbedingten Todesfällen. Während der Therapie wurden unter Posaconazol bei 2 % der Patienten Mykosen festgestellt, unter den anderen Azolen hingegen bei 8 %. Nach 100 Tagen lagen diese Werte bei 5 % bzw. 11 %. Zu Aspergillosen kam es unter Posaconazol bei 1 %, unter den anderen Azolen bei 7 bis 9 % der Fälle.
Verträglichkeit im Rahmen bisheriger Optionen
In der anderen Studie wurden Patienten mit akuter oder chronischer „Graft-versus-Host Disease“ nach HSCT auf ähnliche Weise untersucht. Auch hier zeigte sich ein signifikanter Vorteil der Prophylaxe mit Posaconazol gegen über Fluconazol bezogen auf invasive Mykosen insgesamt (2 % vs. 8 %) und auf Aspergillosen im Besonderen (1 % vs. 6 %). Die Häufigkeit und Stärke unerwünschter Wirkungen lagen bei beiden Studien für Posaconazol im Bereich der Vergleichssubstanzen, erläuterte Dr. A. J. Ullmann von der Poliklinik Mainz. Das breite Wirkspektrum, aber auch die spezifisch starke Wirkung gegen seltene Problemkeime wie z.B. Fusarium stellt einen weiteren Grund zum Einsatz von Posaconazol dar.
Resistenzentwicklung bei Pilzen nicht zu erwarten
Eine Resistenzentwicklung, wie sie bei Bakterien z.B. durch schnellen Gentransfer vorkommt, ist bei Pilzen so nicht möglich, betonte Prof. H. Hof, Mikrobiologe der Universität Mannheim. Die lange Seitenkette des Wirkstoffmoleküls erfordere mehrere Punktmutationen gleichzeitig, um ein Resistenz entstehen zu lassen, ein bei Pilzen sehr unwahrscheinlicher Vorgang. Außerdem sind Azole seit vielen Jahren in der Landwirtschaft im Einsatz, ohne dass es zu bemerkenswerten Resitenzen gekommen wäre, resümierte der Spezialist.