Radium-223 - in der Klinik bewährt
04.09.2015 -
Neue Daten zum kastrationsresistenten Prostatakarzinom mit Knochenmetastasen belegen den Erfolg.
Aktuelle Effektivitäts- und Sicherheitsdaten einer offenen und prospektiven Phase-IIIb-Studie belegen den Nutzen einer Therapie mit Radium-223 bei Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) im klinischen Alltag. Erste Auswertungen zur Therapie mit dem alpha-Strahler wurden jetzt veröffentlicht.
In dem internationalen „Early Access Program“ (EAP) wurden 839 mCRCP-Patienten ohne bekannte Viszeralmetastasen mit Radium-223 (Xofigo) behandelt. Wie Prof. Axel Heidenreich, Aachen, ausführte, war das Gesamtüberleben (OS) mit median 16 Monaten mit dem in der zulassungsrelevanten Studie ALSYMPCA mit 14,9 Monaten vergleichbar. Die mediane Zeit bis zum ersten Skelett-bezogenen Ereignis betrug 18 Monate. Die mediane Anzahl der Radium-223-Injektionen lag bei sechs in beiden Studien. Im Gegensatz zur ALSYMPCA-Studie wurden in dem EAP auch Patienten mit asymptomatischen Knochenmetastasen (21 %) behandelt.
Die vorläufigen Auswertungen der EAP-Studie weisen auf Prognose-relevante Parameter hin. So ergaben Post-hoc-Analysen von Subgruppen, dass das mediane Gesamtüberleben bei einer Serumkonzentration der alkalischen Phosphatase (ALP) < 220 U/l signifikant besser war als bei den Studienteilnehmern mit einer ALP > 220 U/l (OS nicht erreicht vs. 10 Monate). Dies traf ebenfalls zu für schmerzfreie Patienten (OS nicht erreicht vs. 11 Monate bei Patienten mit schweren Schmerzen) sowie einem ECOG-Performance-Status (Eastern Cooperative Oncology Group PS) von 0–1 gegenüber einem ECOG ≥2 (OS nicht erreicht vs. sieben Monate).
Wie Heidenreich betonte, verbesserte sich den ersten Auswertungen zu Folge das mediane Gesamtüberleben auch bei Patienten mit einer begleitenden Abirateron-Therapie (OS nicht erreicht vs. 14 Monate ohne Abirateron) oder der Medikation mit Denosumab (OS nicht erreicht vs. 13 Monate ohne begleitende Therapie). Kontrollierte Studien sollen diese Effekte weiter prüfen.
Der Urologe plädierte für einen frühzeitigen Einsatz von Radium-223 und nicht erst am Ende der Therapiekaskade, wie es bei den bisher etablierten Radionukliden üblich ist. Denn die Daten deuten darauf hin, dass eine Therapie mit dem -Strahler bereits dann begonnen werden sollte, wenn die Metastasenlast noch gering ist.
Bezüglich der Nebenwirkungen der Therapie mit Radium-223 bestanden keine neuen Sicherheitsbedenken im Vergleich zur Placebo-kontrollierten ALSYMPCA-Studie. Das Toxizitätsprofil lag bei 38 % unerwünschter Ereignisse vom Grad 3/4, in der ALSYMPCA-Studie bei 57 % der Patienten im Radium-223-Arm. Im Vordergrund standen dabei eine Anämie (11 %), Knochenschmerzen (4 %) sowie Fatigue (2 %).
Empfehlungen zur Indikationsstellung
Radium-223 ermöglicht als erstes Radiopharmakon neben einer Verringerung der Schmerzen auch eine Verlängerung der Überlebenszeit, betonte Sebastian Mehl, Berlin. Zur Indikationsstellung für eine Erstbehandlung mit Radium-223 empfahl der Nuklearmediziner, dass die bildgebende Diagnostik – Computertomografie, Magnetresonanztomografie Abdomen, Röntgen Thorax und Skelettszintigrafie – nicht älter als drei Monate sein sollte. Wenn sich keine Viszeralmetastasen zeigten, sei die zulassungskonforme Anwendung von Radium-223 gegeben.
Mit der Einführung von Radium-223 hat sich die Rolle des Nuklearmediziners erheblich geändert, betonte Mehl. Denn dieser sollte bei Kastrationsresistenz und Knochenmetastasen frühzeitig in die Behandlung der Patienten mit einbezogen werden. Erfahrungen mit der Anwendung des Präparats seien besonders wichtig, um zusammen mit den Urologen bzw. Onkologen den richtigen Moment für eine Radium-223-Therapie zu finden.