Hygiene

Studie: Deutsche überschätzen Neuzulassungsquote von Medikamenten

Zu langsame Antragsbearbeitung der Behörden gilt als größter Bremser

27.11.2018 -

Die deutsche Bevölkerung hat völlig falsche Vorstellungen, wie viele neue Medikamente jedes Jahr auf den deutschen Markt kommen.

In einer repräsentativen Befragung mit 1.000 Teilnehmern schätzen die Bundesbürger die Anzahl der pro Jahr zugelassenen Wirkstoffe auf 172. Die wirkliche Zahl lag 2016 allerdings erheblich niedriger, nämlich bei 32 Medikamenten. Ebenso überschätzen die Befragten deutlich, wie viele Wirkstoffe sich in klinischen Studien bewähren und die Freigabe für den Einsatz in großem Maßstab erhalten.

„Wir müssen sehr viele Wirkstoffe testen, um ein einziges zulassungsfähiges Medikament zu entwickeln“, sagt Peter Mitterhofer, Vorsitzender der Geschäftsführung der UCB Pharma GmbH. „Das ist ein normaler Teil der Arbeit, um bestmögliche Wirksamkeit und Verträglichkeit zu erzielen.“ Wie wenige Projekte den langen Weg bis zur Zulassung überstehen, wird unterschätzt: Bereits in der vorklinischen Phase müssen sich die neuen Wirkstoffe u.a. in Simulationen und Labortests bewähren. Bis die Stoffe im dreistufigen klinischen Verfahren am Menschen getestet werden, sind oft bereits fünf Jahre Forschungsarbeit vergangen.

Aber auch von den Wirkstoffen, die am Menschen getestet werden, schaffen es nur sehr wenige am Ende durch die Zulassung. Die Befragungsteilnehmer nehmen im Durchschnitt an, dass 22 Prozent der klinisch erprobten Medikamente später auch auf den Markt kommen. In Wirklichkeit kommen von 100 Wirkstoffen nur drei bis vier auf den Markt.

Pharmabranche mit gutem Ruf trotz langer Entwicklungszeiten

Vom ersten Ansatz bis zur tatsächlichen Einführung vergehen im Schnitt mehr als 13 Jahre und nur ein winziger Anteil aller Projekte kann alle Prüfungsphasen erfolgreich durchlaufen. „Bei der Entwicklung von Medikamenten ist Qualität wichtiger als Tempo“, sagt Mitterhofer. „Dennoch arbeiten wir natürlich so schnell wie möglich, um Patienten mit neuen Verfahren helfen zu können.“

Entsprechend genießt die Pharmabranche einen Ruf als Entwicklungstreiber: Drei von fünf Befragten meinen, die Mitarbeiter der Pharmaunternehmen seien hochmotiviert und gut ausgebildet. Die Ursache für die lange Dauer vermuten sie an anderer Stelle. Zwei Drittel aller Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die Antragsbearbeitung in den Zulassungsbehörden die Entwicklungsarbeit bremst. Diese gelten damit als größter Hemmschuh bei der Neuentwicklung von Medikamenten, noch vor der Lobbyarbeit von Tierschutzverbänden und dem strengen gesetzlichen Rahmen für pharmakologische Neuentwicklungen.

Hintergrundinformationen:

Für die Marktforschungsstudie „Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie“ wurden in einer für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Umfrage 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren im April 2018 online befragt. Die Daten sind durch das Marktforschungsinstitut Toluna im Auftrag der UCB Pharma GmbH erhoben worden. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

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