37. Deutscher Krankenhaustag eröffnet: Kliniken fordern Investitions- und Personaloffensive
12.11.2014 -
"Die zu erwartenden Anforderungen aus der Qualitätsoffensive der Bundesregierung an die Krankenhäuser sind nur mit einer digitalen Infrastruktur zu bewältigen. Aufgrund des seit Jahren von den Bundesländern ignorierten Investitionsstaus fehlt den Kliniken jedoch eine solche Infrastruktur", erklärte Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), auf der Eröffnungspressekonferenz des 37. Deutschen Krankenhaustages.
Bereits aus dem Koalitionsvertrag werde deutlich, dass den Krankenhäusern in erheblichem Maße zusätzliche Pflichten zur Lieferung von Qualitätsdaten aufgebürdet werden sollen. Insbesondere soll die Qualität der Leistungen einrichtungsbezogen transparent und vergleichbar gemacht werden. Zusätzlich sollen die Daten einer qualitätsorientierten Vergütung dienen, wofür unterschiedliche Qualitätsstufen mit entsprechenden Vergütungskonsequenzen genannt werden. Im Grunde werde der zweite Schritt vor dem ersten getan. "Ohne einen flächendeckenden IT-Einsatz kann es kaum weitere Qualitätsverbesserungen geben, in dem von der Regierungskoalition geplanten Ausmaß", machte Düllings deutlich.
Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), forderte die Politik eindringlich auf, aus den erkannten Gefahren einer unzureichenden Personalausstattung und einer mangelhaften Investitions-ausstattung der Kliniken die richtigen Konsequenzen zu ziehen. "Die fehlenden Investitionsmittel und die eng geschnittene Personalausstattung gefährden Qualität und Sicherheit im Krankenhaus." Notwendig seien politische Entscheidungen für eine gesicherte Finanzierung der Personalkosten und für ein Investitionsvolumen von 6 Milliarden Euro jährlich, erklärte der DKG-Hauptgeschäftsführer. Bund und Länder müssten mit gegenseitigen Verantwortungszuweisungen aufhören und gemeinsam handeln, so Baum.
"Gegen Qualität kann niemand ernsthaft Bedenken erheben. Es müssen nur die finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden, um die angestrebten Qualitätsziele auch erreichen zu können", machte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), Gerd Norden, deutlich. In diesem Zusammenhang zeichnet sich ab, dass die Bund-Länder-Arbeitsgruppe dafür plädiert, den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zu beauftragen, Qualitätsindikatoren als rechtssichere Kriterien und als Grundlage für Planungsentscheidungen der Länder zu entwickeln, so der VLK-Hauptgeschäftsführer. Allerdings müssten die Krankenhäuser die Möglichkeit erhalten, die Gründe für mögliche Defizite darzulegen, forderte Norden.
Irene Maier, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Essen, kritisierte die Belastung der Pflege und forderte eine Personaloffensive für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen. "Wer eine Behandlung nach dem neuesten medizinischen Stand und in bester Qualität für alle fordert, muss auch für die notwendige Finanzierung sorgen", sagte Maier. Sie spielte damit auf die Qualitätsoffensive der großen Koalition zur Verbesserung der stationären Versorgung an. "Um beste Qualität bieten zu können, braucht es hoch qualifiziertes Personal, und das ist hierzulande bekanntlich Mangelware", so Maier. Das Verhältnis von Pflegepersonal zu Ärzten sei innerhalb von zwölf Jahren von 3:1 auf 2:1 gesunken. Mit einer solchen Personalstruktur sei keine Qualitätsoffensive zu stemmen.
Vielfältiges Kongressprogramm
Der 37. Deutsche Krankenhaustag bietet den Besuchern vom 12. bis 15. November unter dem Generalthema "Beste Qualität braucht bessere Finanzierung" zahlreiche gesundheitspolitische und praxisorientierte Veranstaltungen: Das Spektrum reicht vom Forum "Pflege im Krankenhaus", Krankenhausbau oder IT-Schwerpunktveranstaltungen bis hin zu aktuellen Entwicklungen rund um das MVZ oder zur Qualitätssicherung im Krankenhaus. Ab 13:00 Uhr können sich die rund 500 Besucher auf der Informationsveranstaltung "Das G-DRG-System 2015" der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei hochrangigen Referenten ausführlich über die Neuerungen des Fallpauschalensystems im Jahr 2015 sowie das neue Entgeltsystem für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen informieren.
Ein Highlight ist das Krankenhaus-Träger-Forum am zweiten Kongresstag. Die Referenten werden in der neuen Veranstaltungsreihe die zentralen Herausforderungen der Krankenhäuser in den Themenfeldern "Qualität und Patientensicherheit", "Personalsicherung" und "Strategien zur Zukunftssicherung" aus Sicht der verschiedenen Krankenhausträger diskutieren. Aus der Politik wird der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patienten, BMG-Staatssekretär Karl-Josef Laumann, in seinem Vortrag "Qualität und Patientensicherheit - Erwartungen der Patienten" die Positionen der Bundes-regierung vorstellen.
Die zunehmende Akademisierung und die Professionalisierung der Pflege stehen im Pflege-Forum unter dem Titel "Pflege im Krankenhaus der Zukunft" ebenfalls am zweiten Kongresstag im Mittelpunkt der Diskussionen. In der Veranstaltung "Aktuelle Brennpunkte" erwartet die Besucher ein Streitgespräch zum Thema "Pay for Performance" zwischen DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum und Uwe Deh, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Mit der IT-Schwerpunktveranstaltung "Unternehmenserfolg durch optimalen IT-Einsatz" stehen innovative Themen aus dem Bereich der Krankenhaus-Informationstechnik auf dem Programm.
Das Management Forum beschäftigt sich am dritten Kongresstag schwerpunktmäßig mit den Entgeltverhandlungen 2015 und der Umsetzung zur qualitätsorientierten Krankenhausplanung. Die Hospital Management Conference der European Association of Hospital Managers (EAHM) widmet sich der "Absicherung eines nachhaltigen Qualitätsmanagements durch innovative Finanzierungsinstrumente". Neueste Trends rund um das MVZ im Krankenhaus rückt die Vortragsveranstaltung des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren - Gesundheitszentren - Integrierte Versorgung e.V. in den Fokus.
Ziel des Krankenhaustages ist es, allen Berufsgruppen im Krankenhaus - Ärzten, Krankenhausdirektoren, Controllern, Technikern, Krankenhausträgern und Pflegepersonal - sowie den Partnern im Gesundheitswesen die Gelegenheit zur Diskussion zu geben. Die Veranstalterin, die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK), erwartet an den vier Kongresstagen rund 1.800 Besucher aus Klinikbetrieb und Gesundheitspolitik. Das ausführliche Programm des 37. Deutschen Krankenhaustages steht unter www.deutscher-krankenhaustag.de als PDF-Datei zum Herunterladen bereit.
Der Deutsche Krankenhaustag ist die wichtigste Plattform für die deutschen Krankenhäuser und findet jährlich im Rahmen der MEDICA statt. Die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag mbH (GDK) hat die Aufgabe, den Deutschen Krankenhaustag auszurichten sowie Ausstellungen, Kongresse, Tagungen und Symposien durchzuführen, zu fördern und zu unterstützten. Gesellschafter der GDK sind die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) und der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD). Der Pflegebereich ist durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen (ADS) und den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBFK) in die Arbeit der GDK eingebunden.