AIQNET: Ein Ökosystem für die Digitalisierung der Medizin
31.05.2023 - Nach dreieinhalb Jahren Projektlaufzeit trafen sich die Konsortialpartner des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts AIQNET in Berlin, um im Rahmen der Abschlusspressekonferenz wegweisende Projektergebnisse und -erfolge vorzustellen. Dabei betonten sie die hohe Relevanz digitaler Technologien für die moderne Gesundheitsversorgung.
Die Medical Device Regulation der Europäischen Union (MDR), die seit Mai 2021 umgesetzt werden muss, hat bei Medtech-Herstellern für große Verunsicherung gesorgt. Sie verlangt u.a. eine regelmäßige Überprüfung der im Markt befindlichen Medizinprodukte hinsichtlich Leistung und Sicherheit. Dafür sind reale Daten auf dem Niveau klinischer Studien erforderlich. „Als wir das Projekt ins Leben gerufen haben, gab es keine Lösung, die es einerseits den Medizinprodukteherstellern ermöglicht, solche Daten kosteneffizient zu ihren Produkten zu sammeln und die außerdem zu keinem Mehraufwand bei den Kliniken führt. Diese Herausforderung wollten wir durch AIQNET lösen und haben das auch in sehr vielen Punkten geschafft“, erklärt Frank Trautwein, Konsortialführer im Projekt AIQNET und Geschäftsführer der Firma Raylytic. „AIQNET schafft die Basis, um künftig mit modernster Algorithmik ein umfassendes Verständnis über unterschiedlichste klinische Faktoren in der Therapie zu erhalten. Die im Rahmen des Projekts entwickelte Infrastruktur erlaubt uns eine effizientere und schnellere Datenerhebung, was unsere Medizinprodukte kontinuierlich verbessert“, ergänzt Dr. Ina Wüstefeld, Vice President Regulatory & Medical Scientific Affairs bei der Aesculap AG – part of the B. Braun Group, den Mehrwert von AIQNET für die Medtech-Hersteller.
Ermöglicht wurde das Projekt AIQNET durch den KI-Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, der seit 2020 herausragende Ansätze für neue Formen KI-basierter Plattformökonomie in wichtigen Sektoren der deutschen Wirtschaft fördert. Ziel ist es, im Gesundheitswesen tätige Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in ein digitales Ökosystem einzubinden. So werden die Medizintechnikunternehmen gestärkt, die durch AIQNET Zugang zu wichtigen klinischen Daten bekommen, und Patienten profitieren von besseren Produkten und mehr Sicherheit. Wie die Konsortialpartner betonten, konnte das Erfolgsprojekt AIQNET wichtige Ziele innerhalb der dreieinhalbjährigen Förderphase erreichen: Sie entwickelten gemeinsam konkrete Produkte, die schon jetzt oder in sehr naher Zukunft in die Anwendung kommen. Zur Analyse von Röntgenaufnahmen entstand beispielsweise eine KI-basierte Lösung, die zu einer der leistungsfähigsten am Markt gehört. Darüber hinaus wurden Verträge mit mehreren Kliniken abgeschlossen; diese erwarten, mit AIQNET nicht nur Kosten im sechsstelligen Bereich zu sparen, sondern auch Lösungen gegen die Personalknappheit und zur Verbesserung der Indikationsqualität zu finden.
Katalysator für Interoperabilität und KI im Bereich Gesundheit
Es wurde deutlich, dass nicht nur Medtech-Hersteller, sondern auch Kliniken von AIQNET profitieren: In jedem Krankenhaus liegen zahlreiche unstrukturierte Patientendaten vor, die aus medizinischen Gründen gesammelt werden und meist in verschiedenen Archivsystemen abgelegt sind. Durch AIQNET gelingt es, diesen Datenschatz zu heben und einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung im Gesundheitswesen zu gehen. „AIQNET bietet die Chance, dass KI im Sinne des Patienten Fortschritte ermöglicht. Diese positive Entwicklung der Technik verdient es, gefördert zu werden. AIQNET ist deshalb ein Schlüsselprojekt in unserer Klinik, wenngleich wir auch lernen mussten, dass die vorhandenen Datenschutzrichtlinien viele Entwicklungen aktuell noch ausbremsen“, sagt Prof. Dr. Andreas Nüssler, Leiter des Siegfried-Weller-Instituts für Unfallmedizinische Forschung (SWI) an der BG Klinik Tübingen.
Nach der Zukunft von AIQNET gefragt, erklärt Trautwein abschließend: „In fünf Jahren werden wir immer noch der Brandbeschleuniger sein, als der wir gestartet sind. Ich rechne fest damit, dass die Anwendungen zur Interoperabilität und KI-unterstützten Nutzung von Daten, die wir hier gemeinsam entwickelt haben, in tausenden von Kliniken zur Anwendung kommen und von einigen hundert Medtech- und Pharmaherstellern genutzt werden.“