AKG-Förderpreis 2020
Smart Emergency. Der neue Krankenhaustyp im Herzen der Stadt
Im März 2020 vergaben die Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen (AKG) zum 8. Mal den Förderpreis für Studierende und junge Architekten. Mit dem mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Förderpreis wollen die AKG junge Talente einladen, sich mit den Themen rund um die Architektur im Gesundheitswesen zu beschäftigen.
Der AKG-Förderpreis wird alle drei Jahre ausgelobt und richtet sich an Studierende der Fachrichtung Architektur sowie an junge Architektinnen und Architekten am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn. Teilnahmeberechtigt sind Studierende und Absolventen der Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur aller deutschsprachigen Ausbildungsstätten, deren Diplom nicht länger als zwei Jahre zurücklag.
Die Jury bestand aus Dipl.-Ing. Architektin Andrea Erpenbeck, Basel (Vorsitzende), M.Sc. Architektur Wiebke Steen, Hamburg, 1. Preisträger 2017, Dipl.-Ing. Architekt Tobias Buschbeck, Berlin, Dr. med. Hermann Stockhorst, MBA, Hannover, Dipl.-Ing. Architekt BDA Detlef Thomsen, Bremen sowie Dipl.-Ing. Architekt BDA Joachim Welp, Braunschweig.
Die Bewertungskriterien
Beurteilt wurde die Entwicklung und Erläuterung eines architektonischen Konzeptes, das sich mit dem Thema „Smart Emergency. Der neue Krankenhaustyp im Herzen der Stadt" auseinandersetze: Notaufnahmen von Krankenhäusern werden von einer stark anwachsenden Zahl an Nutzern aufgesucht. Nicht bei allen ist eine umgehende Behandlung notwendig, vielmehr scheinen Notaufnahmen auch als Ersatz für fehlende Haus- und Facharztkapazitäten in Anspruch genommen zu werden. Dies führt zu immer längeren Wartezeiten der Patienten und einer immensen Belastung des medizinischen und pflegerischen Personals. Eine Idee ist es, dass „Smart Emergencies" als Teil eines Netzwerks, die bedarfsgerechte medizinische Erstversorgung absichern sollen.
Die Kriterien
- Nach folgenden Kriterien wurden die eingereichten Arbeiten bewertet:
- Standortbezug des Entwurfs (Erschließung; Raumzuordnungsgliederung)
- Architektonisches Konzept (angemessene Umsetzung der zentralen Entwurfsidee; Adressbildung, Gestaltung und Zugänglichkeit; Funktionalität des Entwurfskonzepts; innovative Elemente)
- Konstruktion und Technik (bauliche und technische Machbarkeit; Angemessenheit)
Insgesamt wurden 25 Arbeiten aus ganz Deutschland eingereicht, davon kamen fünf Projekte in die engere Wahl. Die Preisgelder betrugen 2.500, 1.500 und 1.000 Euro für den ersten bis dritten Preis – die beiden Anerkennungen wurden mit je 500 Euro dotiert.
1. Preis
Carole Serwart, Berlin, Technische Universität
Arbeitstitel: Kiez Klinik, Berlin Friedrichshain
Der Entwurf gliedert sich städtebaulich hervorragend in die vorhandenen Kiez-Strukturen ein. Er setzt auf selbstverständliche Art und Weise die Berliner Blockrandbebauung fort und hebt sich mit seiner eigenständigen Materialität eindeutig ab. Der zweigeschossige Unterschnitt markiert deutlich den öffentlichen Zugang ins neue Gesundheitszentrum. Der Innenhof dient einer guten Orientierung und Belichtung und wird auf allen Geschossen durch Sitznischen und Wartebereiche wohltuend gegliedert. Die Funktionsbereiche überzeugen durch eine hohe Ausarbeitungsqualität. Der Wettbewerbsbeitrag ist für die Aufgabenstellung und den gewählten Ort ein in sich schlüssiges und logisches Konzept, welches die Jury einstimmig überzeugt hat.
2. Preis
Constatin Riekehr, Lübeck, Technische Hochschule Lübeck; Charlotte Ueberberg, Hamburg, Technische Hochschule Lübeck; Maike Rubel, Stolzenau, Technische Hochschule Lübeck
Arbeitstitel: LMS Woven, Berliner Tor, Hamburg
Dem Entwurf gelingt es, durch die Überdeckelung einer S-Bahnstation einen städtebaulichen Unort in den Stadtkontext einzubinden. Der Neubau wird dadurch direkt an den ÖPNV angebunden. Das Hinzuziehen von Zusatzfunktionen wie Sport- und Wellnessmöglichkeiten schaffen ein großes Gebäudevolumen, das gut in den urbanen Kontext passt. Der bisher unwirtliche Stadtraum erhält somit eine neue Identität und Adresse. Der Maßstab des Gebäudes wird durch die gute funktionale Grundrissgestaltung, durch Einbeziehung von Licht- und Blickbezügen über Innenhöfe und die räumliche Kleinteiligkeit gut gegliedert. Positiv wird auch die Verbindung der unterschiedlichen Grünzüge über eine öffentliche Erschließung gesehen.
3. Preis
Lorenz Sedlmayr, Berlin, Universität der Künste Berlin;
Nicolas Koenig, Berlin, Universität der Künste Berlin
Arbeitstitel: care! Räume für ein neues Gesundheitskonzept, Sonnenallee 9, Berlin Neukölln
Die städtebauliche Einbindung ist gut gelungen und die Maßstäblichkeit in den Berliner Kiez gegeben. Trotz der Aufnahme der städtebaulichen Kanten im Erdgeschoss behält der Baukörper in den Obergeschossen seine Eigenständigkeit. Die gemeinsame Nutzung von Untersuchungs- und Behandlungsräumen durch zwei Konsultationsräume wird positiv bewertet. Nutzflächen für die Tagespflege wurden im Entwurf nicht abgebildet. Dennoch sind die Analyse der Rahmenbedingungen mit der demografischen Entwicklung und die Darstellung der ärztlichen Versorgung in Neukölln gut gelungen.
Anerkennung
Caroline Lischke, Eichstatt, Bauhaus-Universität Weimar;
Sabrina Witzlau, Düsseldorf, Bauhaus-Universität Weimar
Arbeitstitel: BETA, Umbau Parkhaus am Anger in Erfurt zu einem „Smart Hospital"
Obwohl die bauliche und technische Machbarkeit auf Grund der allgemein üblichen Geschosshöhen in Parkhäusern fraglich ist, hat die Arbeit in der Jury zu einer intensiven Auseinandersetzung geführt. Der Gedanke und die Überlegungen zur Nachhaltigkeit von Bestandsgebäuden soll gewürdigt werden. Der Entwurf weist ein gutes Funktionsspektrum auf und wird um Wohnen und Fitness als Belebung der Struktur erweitert. So werden z.B. die Parkhausrampen für Sport- und Fitnessaktivitäten umgenutzt. Die Grundrisse überzeugen durch Lebendigkeit und die Integration von Gemeinschaftsflächen.
Anerkennung
Susanne Albert, Dresden, Technische Universität Dresden; Phil-Gordan Zameit, Grammetal, Technische Universität Dresden
Arbeitstitel: NILS - Notfallinfrastruktur im ländlichen Raum und kleinen Städten, Beispiel Hartha
Die Auseinandersetzung mit der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum Sachsens wird bei diesem Entwurf besonders positiv bewertet. Das Konzept der Notfallinfrastruktur wird mit innovativen Gedanken zur Umsetzung von der Gesundheits-App bis hin zu den funktionalen Abläufen im Gebäude sehr gut dargestellt. In der gestalterischen Umsetzung sieht die Jury – vor allem hinsichtlich Fassade und Belichtung – noch Entwicklungspotential.