Alpaka-Besuche sorgen für Leichtigkeit
21.12.2022 - LWL-Klinikum erfolgreich mit tiergestütztem Therapieangebot
Dr. Einstein, Fred, Ronny und Herr Günter sind neu im Therapie-Team des LWL-Klinikums Gütersloh. Es handelt sich allerdings nicht um menschliche Unterstützung, die den Patienten der Gerontopsychiatrie zu Gute kommt: Das tierische Quartett besteht aus Alpakas, die ab sofort immer wieder ältere Patientinnen und Patienten bei geführten Spaziergängen über das Klinikgelände des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) begleiten sollen. Initiatoren der neuen tiergestützten Therapie sind Ergotherapeutin Heike Wilms und Chefarzt Bernd Meißnest, die den Kontakt zu Eva Meintrup aufgenommen hatten. Sie betreibt in St. Vit eine Alpaka-Farm, hat Erfahrung mit tiergestützten therapeutischen Interventionen und besucht zwischenzeitlich regelmäßig mit Tieren aus ihrer Herde das LWL-Klinikum, wo sie die Begegnung von psychisch erkrankten Menschen und Tieren auf dem Klinikgelände ermöglicht.
Der Kontakt zu den Tieren soll Patienten der Gerontopsychiatrie künftig als Angebot im Rahmen tiergestützter Therapie zur Verfügung stehen. „Die sensiblen und scheuen, aber neugierigen Tiere können die Stimmung ihres menschlichen Gegenübers spiegeln und haben so direkt Einfluss auf die Menschen: Wer angespannt, nervös oder ängstlich ist, muss sich beruhigen und zurücknehmen, damit der Kontakt gelingen kann, umgekehrt können Alpakas Menschen aber auch aktivieren", erläutert Chefarzt Bernd Meißnest. Zum Beispiel Alpaka Ronny: Er besucht schon seit einiger Zeit mit Meintrup Menschen im Altenheim direkt am Bett. Bei seinem ersten Besuch auf dem Gelände des LWL-Klinikums vor einigen Wochen sei er direkt auch mit Alpaka Herr Günther auf der Demenzstation zu Besuch gewesen, berichtet Meintrup. Davor hatten sie bei Patienten aus der gerontopsychiatrischen Tagesklinik, in der Tagespflege und im Garten der Gerontopsychiatrischen Stationen mit ihrer ruhigen und friedlichen Art für leuchtende Augen gesorgt.
Der Einsatz der Tiere wurde gut vorbereitet: „Wir haben sowohl bei einem Picknick am Alpaka-Hof, als auch bei den ersten Spaziergängen auf dem Gelände gute Erfahrungen gemacht. Insbesondere Menschen, die ein eher rückzügiges, selbstabwertendes, depressives Symptombild zeigten, näherten sich den Tieren", berichtet Wilms. Einige Patienten trauten sich, ein Tier am Strick zu führen oder zu füttern, und kamen über die Tiere auch miteinander ins Gespräch. Ängste und Hemmungen, so Wilms, konnten sichtbar überwunden werden. „Auch in der Nachbetrachtung schilderten die Patientinnen und Patienten die Besuche durchgängig als Stimmung hebend und aktivierend", berichtet Meißnest. „Beim Besuch auf der Demenzstation waren die Menschen aufgeblüht, reagierten mit Neugier und Interesse. Sie wirkten zufriedener und entspannt." Auf den Besuch der Alpakas reagieren schwerst erkrankte Menschen, nehmen nonverbal Kontakt auf und respektieren die Bedürfnisse der scheuen Tiere. „Wir freuen uns, dass Patientinnen und Patienten im Kontakt mit den Alpakas auch herausfordernde Lebenssituationen distanzierter betrachten und in der Schwere einen Moment von Leichtigkeit spüren können", betont Wilms.
Bei den Mitarbeitern war die Wirkung der mit dem Kamel verwandten Tiere durchweg positiv: Lächeln, zur Ruhe kommen und den Augenblick gemeinsam mit den Patienten erleben und genießen. Auch zufällig vorbeikommenden Besuchern im Park des Klinikums ging es nicht anders. Sobald ein Alpaka in Sichtweite kam, schien ein Hauch von Leichtigkeit die Menschen zu erreichen. Für die Initiatoren ist klar: Auch ungewöhnliche Ansätze sind machbar und es lohnt sich, Neues auszuprobieren. So sollen die Alpakas auch im kommenden Jahr regelmäßig die Patienten besuchen.
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