Anita- und Friedrich-Reutner-Preis für Dr. Maria Bartosova
26.07.2021 - Wissenschaftlerin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg ist für ihre Forschungsarbeiten zu Gefäßschäden bei dialysepflichtigen Kindern mit dem Nachwuchspreis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet worden.
Bei Kindern, die aufgrund von chronischen Nierenfunktionsstörungen auf regelmäßige Dialyse angewiesen sind, leiden auch Herz und Gefäße: Sie haben ein 40-fach erhöhtes Risiko, früh Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Die molekularen Hintergründe dieser Gefäßveränderungen erforscht die Biotechnologin Dr. Maria Bartosova in der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Claus P. Schmitt am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD). So konnte sie Glukose als Bestandteil der meisten Dialyselösungen sowie deren Abbauprodukte als Treiber der Gefäßschäden identifizieren. Für ihre hervorragende Arbeit ist sie nun mit dem Anita- und Friedrich-Reutner-Preis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet worden. „Die Forschungsarbeiten von Dr. Bartosova haben eine hohe Relevanz für die Versorgung betroffener Kinder, denn sie beleuchten nicht nur die bisher wenig verstandenen Nebenwirkungen der Bauchfelldialyse, sondern haben bereits konkrete Verbesserungen angestoßen“, lobt Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. „Ich hoffe, dass die Auszeichnung Dr. Bartosova in ihrem wissenschaftlichen Engagement bekräftigt und motiviert.“
Mit dem jährlich vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Preis unterstützen die Stifter Professor Dr. Friedrich Reutner – Ehrensenator der Universität Heidelberg – und seine Frau Anita Reutner Nachwuchswissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät Heidelberg, die noch keine etablierte Position innehaben, in ihren Forschungsvorhaben. Insbesondere werden solche Leistungen ausgezeichnet, die klinisch relevante Forschungsfragen aufgreifen.
Bei Kindern mit Nierenversagen wird aufgrund ihres kleineren Blutvolumens nicht die bei Erwachsenen übliche Hämodialyse eingesetzt, bei der das Blut außerhalb des Körpers von überschüssigem Wasser, Salzen und schädlichen Stoffwechselprodukten befreit wird, sondern die sogenannte Bauchfell- oder Peritonealdialyse. Dabei wird eine Dialyselösung meist über Nacht in die Bauchhöhle eingeleitet. Das gut durchblutete Bauchfell, das die Bauchhöhle auskleidet, gibt die Abfallstoffe des Körpers an die Lösung ab. Das Problem dieser deutlich schonenderen Dialyseform: Die gängigen Dialyselösungen führen mit der Zeit zu erheblichen Veränderungen und Vernarbung des Bauchfells, der nötige Stoffaustausch ist dann nicht mehr möglich. Auch das Gefäßsystem nimmt körperweit Schaden.
„Mein Ziel ist es, die Entstehung der Gewebe- und Gefäßschäden auf molekularer Ebene zu verstehen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln, damit die Bauchfelldialyse bei Kindern und jungen Erwachsenen länger effektiv und ohne schwere Folgeschäden durchgeführt werden kann“, so die Preisträgerin, die für ihre Arbeiten unter anderem bereits mit dem „Jonas Bergström Award“ der Internationalen Gesellschaft für Peritonealdialyse ausgezeichnet wurde.
Gewebeproben aus Bauchfell und Gefäßen nierengesunder, dialysepflichtiger und nierentransplantierter Patienten ab dem Säuglingsalter sammelt die Wissenschaftlerin in der von ihr organisierten und bislang weltweit einzigartigen Internationalen Peritonealen Biobank. Die Proben wertet sie in Kooperation mit Mitarbeitenden des Instituts für Pathologie am UKHD digital aus, bestimmt Genaktivität und Proteinsynthese von Gefäßwandzellen. Dabei entdeckte sie den Zusammenhang zwischen Glukosegehalt der Dialyselösung, Entzündungsreaktionen im Bauchfell und Gefäßschäden schon bei Kleinkindern. „Es gibt jedoch Ansatzpunkte, um diesen frühen Schädigungsprozessen medikamentös entgegenzuwirken.“ Diese will sie in ihren zukünftigen Projekten weiter erforschen und dabei zudem die früh auftretenden Veränderungen bei Kindern mit chronischer Nierenschwäche, die noch keine Dialyse benötigen, sowie nach Nierentransplantation in den Blick nehmen.
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