Antikörper-RNA Komplexe hemmen Wachstum von Krebszellen
22.01.2015 -
Trotz aller Fortschritte sind Krebserkrankungen auch heute noch schwierig zu behandeln. Inzwischen sind viele Veränderungen bekannt, die zur Entstehung einer Krebserkrankung beitragen. Viele dieser Veränderungen lassen sich bis heute aber nicht gut behandeln. Aus der Genomforschung gibt es besondere Ansätze, um mit kleinen RNA-Molekülen Gene an- bzw. auszuschalten.
Einem Forscherteam aus Halle, Münster und Dresden ist es nun unter der Leitung von Professor Dr. Carsten Müller-Tidow (Direktor der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV) gelungen, dieses System für eine gezielte Therapie nutzbar zu machen. Hierbei werden die kleinen RNA-Moleküle mit spezifischen Antikörpern verbunden, die die Krebszellen erkennen können. Nach Aufnahme der Antiköper in die Krebszelle werden die RNA-Moleküle frei, hemmen die Zielgene und dadurch die Vermehrung der Krebszellen. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler gerade im renommierten amerikanischen Fachmagazin „Clinical Cancer Research" veröffentlicht. Unterstützt wurde das Forschungsvorhanden u.a. durch eine Förderung der Wilhelm Sander Stiftung.
„Die besondere Bedeutung dieser Entwicklung liegt in der Möglichkeit, dass für jedes beliebige Gen und somit auch für weitere Krebserkrankungen dieser therapeutische Ansatz verwendet werden kann", erklärt Professor Müller-Tidow die Bedeutung der Entdeckung. Die Forscher haben bei Versuchen im Labor eine hemmende kleine RNA (RNAi) an einen Antikörper gegen einen häufig auf Darmkrebszellen vorhandenen Rezeptor EGFR gekoppelt. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass dieser Antikörper zwar vielen Patienten hilft, bei einigen Patienten unwirksam ist. Die Unwirksamkeit beruht auf einer Mutation in einem Gen, RAS, dass die Erkrankung mit auslöst.
„Durch Kopplung der kleinen RNA an den Antikörper konnten wir zeigen, dass das veränderte, mutierte, RAS-Gen herunter reguliert werden kann und das Wachstum von Darmkrebszellen massiv vermindert wird." Diese Entdeckung zeigt, dass es möglich ist, RNA-Moleküle zur Therapie einzusetzen. Da Antikörper wie Anti-IGFR-Antikörper bereits bei Patienten mit Krebserkrankungen eingesetzt werden, hoffen die Forscher, dass diese Weiterentwicklung auch rasch in klinischen Studien eingesetzt werden kann.
„Da an der Martin-Luther-Universität in Halle zahlreiche Arbeitsgruppen an RNA-Biologie arbeiten, unter anderem das Graduiertenkolleg GRK1591 der Medizinischen Fakultät, bieten sich hier besondere Möglichkeiten, um die Erkenntnisse der RNA-Biologie therapeutisch für Krebserkrankungen nutzbar zu machen", ist der hallesche Onkologe überzeugt.
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