Aus den Kliniken

Erstmals TAPE-Verfahren bei Arthritis eingesetzt

31.03.2025 - Minimalinvasives Embolisationsverfahren lindert immuntherapiebedingte Gelenkentzündung bei Darmkrebs.

Experten des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben weltweit erstmals eine Entzündung des Kniegelenks, medizinisch als Arthritis bezeichnet, bei einer Patientin mit Dickdarmkrebs mittels transarterieller periartikulärer Embolisation, kurz TAPE, erfolgreich behandelt. Bei diesem minimalinvasiven Embolisationsverfahren wird die Durchblutung entzündlicher Gefäße im Gelenk gezielt unterbrochen, um die Entzündung und die damit verbundenen Schmerzen zu verringern. Die 48-jährige Janet Piegsa, die infolge einer Immuntherapie gegen Dickdarmkrebs an schwerer Arthritis im linken Knie litt und deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen war, kann nach dieser Behandlung wieder eigenständig gehen. Die Erstbeschreibung des Verfahrens wurde in der Fachzeitschrift „Rheumatology“ veröffentlicht.

Arthritis als Nebenwirkung der Immuntherapie

2013 erhielt Janet Piegsa die Diagnose Dickdarmkrebs. Mehrere chirurgische Eingriffe an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und Chemotherapien an der Klinik für Innere Medizin II am UKJ folgten, um den Krebs zu behandeln. Doch nach einiger Zeit traten stets erneut Metastasen auf. Deshalb begann Dr. Thomas Stauch, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II am UKJ, eine neuartige Immuntherapie bei der 48-Jährigen. Durch diese Therapie soll das körpereigene Immunsystem die Krebszellen wieder erkennen und bekämpfen. „Die sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren binden sich an die Immunzellen, um die Handbremse des Immunsystems zu lösen und die Immunantwort des Körpers gegen die Tumorzellen wieder zu stärken“, so Thomas Stauch. Diese Therapie löste bei der Patientin jedoch schwere Autoimmunreaktionen aus. Die Diagnose: Arthritis im linken Kniegelenk. „Solche Nebenwirkungen sind bei der Therapie eher selten. Nur etwa zehn Prozent unserer Patientinnen und Patienten reagiert darauf mit einer überschießenden Immunreaktion“, weiß der Onkologe. 

Minimalinvasive Therapie reduziert Schmerzen und Schwellungen

Hilfe findet Janet Piegsa im Rheumazentrum (G-BA-Kriterien) der Klinik für Innere Medizin III (Direktor: Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA) am UKJ. Die üblichen Behandlungsmöglichkeiten bei Arthritis wie nuklearmedizinische Verfahren oder entzündungshemmenden Medikamente wie hochdosiertes Kortison zeigten in ihrem Fall keine Wirkung oder konnten nicht angewendet werden, da sie die Effekte der Immuntherapie behindert hätten. Deshalb entschied sich das interdisziplinäre Team aus den Bereichen Onkologie, Rheumatologie und Radiologie für eine innovative, bisher nicht in diesem Kontext angewendete Therapieoption: die transarterieller periartikulärer Embolisation, kurz TAPE. Bisher wurde das Verfahren hauptsächlich zur Behandlung von Arthrose, einer Form von Gelenkverschleiß, eingesetzt. „Mangels alternativer Therapien entschieden wir uns für dieses Verfahren. Und konnten damit nur gewinnen“, beschreibt Prof. Dr. Alexander Pfeil, Leiter des Rheumazentrums am UKJ, die damalige Situation.

Beim TAPE-Verfahren wurde ein Mikrokatheter – dünner als ein Millimeter – über die Leiste der Patientin eingeführt und unter Röntgenkontrolle an den Entzündungsherd gebracht. „Wir unterbrechen kurzfristig die Blutzufuhr und verabreichen gleichzeitig ein Antibiotikum direkt in die kleinsten Gefäße im entzündeten Gewebe", erklärt Prof. Dr. Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKJ. „Dadurch kann das Antibiotikum deutlich besser wirken als bei der Einnahme in Form von Tabletten oder Infusionen.“ Der Eingriff zeigte schnell Wirkung. Denn bereits zwei Tage danach konnte Janet Piegsa wieder ohne Hilfsmittel laufen. „Ich bin den Ärzten unendlich dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben haben“, so die Patientin. „Indem sie mir die Schmerzen genommen haben, habe ich so viel Lebensqualität zurückgewonnen.“

Innovative Ansätze für die Rheumatherapie

Das TAPE-Verfahren kann künftig eine wichtige Rolle bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen einnehmen, insbesondere, wenn klassische Therapien an ihre Grenzen stoßen. „Dieses Verfahren eröffnet ganz neue Optionen – nicht nur für Patientinnen und Patienten mit Arthritis, sondern für viele andere rheumatische Erkrankungen", blickt Alexander Pfeil in die Zukunft.

Originalpublikation: Pfeil A, Stauch T, Pflug C, Wolf G, Teichgräber U, Aschenbach R. Transarterial periarticular embolization (TAPE) in checkpoint-inhibitor-associated arthritis-a novel treatment strategy. Rheumatology (Oxford) 2025; doi: 10.1093; online ahead of print (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39918965/)

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