Auf schwierige Narkosen spezialisiert
14.03.2016 -
Seit Februar ist Dr. Maren Schmidt Chefärztin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Werner Forßmann Krankenhaus in Eberswalde.
Ihr Vorgänger, Chefarzt Dipl.-Med. Bernd Döbelin, hatte die Klinikleitung seit 1990 inne und war insgesamt mehr als 40 Jahre im Krankenhaus beschäftigt, bevor er zum Jahresbeginn in den Ruhestand trat. Welche Erwartungen und Pläne bringt seine Nachfolgerin mit? In einem Interview beantwortete die neue Chefärztin diese und weitere Fragen und eröffnete zugleich interessante Einblicke in ein besonderes medizinisches Fachgebiet.
Nach elf Jahren an der Charité in Berlin sind Sie nun in Eberswalde tätig. Was waren Ihre Beweggründe für diesen Schritt?
Dr. Maren Schmidt: Ich habe mich um die ausgeschriebene Chefarztstelle beworben, weil ich darin ein interessantes Arbeitsfeld sehe, eine spannende Aufgabe, die meiner beruflichen Orientierung absolut entspricht und ich meine Erfahrungen einbringen kann. Am Werner Forßmann Krankenhaus gefällt mir die breite Aufstellung mit zahlreichen medizinischen Fächern, insbesondere den operativen Fächern, woraus sich ein weites Arbeitsspektrum mit Berührung zu den unterschiedlichsten Bereichen ergibt. Die GLG als Träger bindet das Haus zudem in eine Struktur mit großem Einzugsbereich ein und gefällt mir in ihrer Art und Ausrichtung als kommunaler Gesundheitsversorger.
Was waren die wichtigsten Etappen ihres bisherigen beruflichen Werdegangs?
Schmidt: Ich komme aus Schleswig-Holstein, habe in Kiel Medizin studiert und die Facharztausbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover absolviert. Danach war ich mehrere Jahre lang aufsichtsführende Fachärztin an der Universitätsklinik von Göteborg in Schweden. Zurück in Deutschland arbeitete ich als Oberärztin an der Charité. Ich habe die Weiterbildung in der Speziellen Anästhesiologischen Intensivmedizin absolviert, darüber hinaus die Zusatzbezeichnung Rettungsmedizin erworben und verfüge über die KV-Zulassung für ambulante Narkosen.
Sie galten an der Charité als exzellente Expertin für Anästhesie. Welche Aufgaben hatten Sie dort?
Schmidt: Ich war dort in allen Gebieten der Anästhesiologie inklusive Narkosen für Lebertransplantationen, in der Chirurgie ausgedehnter Tumoren, aber auch auf der neurochirugisch/anästhesiologisch geführten Intensivstation und auf der Intensivstation mit Schwerpunkt Lungenversagen tätig. Neben der rein klinischen Tätigkeit habe ich mich im Rahmen klinischer Forschung mit den speziellen Risiken geriatrischer Patienten während und rund um die Narkose und Operation sowie mit der Etablierung von Strukturen zur besseren Versorgung dieser stark anwachsenden risikobehafteten Patientengruppe beschäftigt.
Jeder weiß, wie unentbehrlich die Anästhesie für ein Krankenhaus ist. Dennoch täuscht sicher nicht der Eindruck, dass dieses Fachgebiet gegenüber anderen Disziplinen in der Außenwirkung eher im Hintergrund steht. Wie sehen Sie das?
Schmidt: Anästhesisten fallen schon deshalb weniger auf als andere Ärzte, weil die Patienten sie kürzer zu sehen bekommen. Wir sind nicht so sehr auf den Stationen präsent wie beispielsweise die operativen Fächer. Wir klären die Patienten für die Narkose auf – häufig am Vortag der Operation. Während unserer eigentlichen Tätigkeit sind die Patienten narkotisiert und bekommen daher natürlicherweise nicht mit, dass wir mit der Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen die vom chirurgischen Team durchgeführte Operation erst ermöglichen. Danach sehen wir die Patienten noch einmal im Aufwachraum – woran sich die meisten später kaum erinnern können. Auch auf der operativen Intensivstation, die zur Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin gehört, sind die Patienten häufig in einem kritischen Zustand, in welchem sie die Ärzte und Pflegekräfte nicht oder nicht in derselben Bewusstheit wahrnehmen wie auf anderen Stationen.
Sie leiten 34 Narkose- und Intensivärzte im Krankenhaus, die einen 24-Stunden-Dienst zu gewährleisten haben. Führen Sie dabei auch selbst noch Narkosen durch?
Schmidt: Ja, durchaus. Mein Spezialgebiet sind Narkosen in extremen Lebensaltern – vom Frühgeborenen bis zum hochbetagten Menschen – also bei Patienten, deren Alter und Zustand ein erhöhtes Risiko der Anästhesie mit sich bringen. Mein Arbeitsspektrum umfasst aber weit mehr. Das Krankenhaus hat neun Operationssäle, die von den verschiedenen Kliniken und Fachbereichen des Hauses genutzt werden. Damit das reibungslos funktioniert, muss der OP-Koordinator optimale Arbeit leisten. Er ist verantwortlich für die Ablauforganisation gemäß der OP-Planung. Gemeinsam suchen wir nach Möglichkeiten, diese Prozesse weiter zu verbessern. Ein anderer Aufgabenbereich ist die Leitung der schon erwähnten operativen Intensivstation in Abstimmung mit der internistischen ITS. Dazu kommt die Beteiligung am Rettungsdienst und an der Schmerztherapie. Auch wenn die Anästhesie, wie wir schon bemerkt haben, dem Patienten häufig weniger präsent ist, ist sie doch zugleich der Bereich mit den meisten Schnittstellen zu den anderen Kliniken und Abteilungen, bis hin zur Unterstützung radiologischer Interventionen oder der Stroke Unit des Martin Gropius Krankenhauses und anderes mehr.
Sind Sie bei der Einarbeitung an ihrem neuen Arbeitsplatz in Kontakt mit Ihrem Vorgänger?
Schmidt: Ich kann bei allen Fragen jederzeit auf Herrn Döbelin zurückgreifen. Dafür bin ich dankbar. Wir arbeiten zum Teil noch direkt zusammen. So kümmert sich Herr Döbelin weiterhin um die chronische Schmerztherapie. Seine Patienten in diesem Bereich werden noch mindestens bis zum Jahresende von ihm versorgt. Auch in Zukunft wird die Schmerztherapie bei chronisch Erkrankten eine wichtige Rolle spielen. Ich denke zum Beispiel an das Tumortherapiezentrum, das im vergangenen Jahr im Werner Forßmann Krankenhaus etabliert wurde. Hier ergeben sich ganz sicher Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer engen Verzahnung.
Wo finden Sie Ausgleich zu Ihren anspruchsvollen beruflichen Anforderungen?
Schmidt: Regelmäßige Besuche von Kino, Theater und Konzerten sind ein guter Ausgleich für mich. Selber spiele ich zwei Instrumente und wenn die Zeit es zulässt, zeichne ich sehr gerne. Außerdem reise ich gern mit meiner Familie. Meine Familie ist der wichtigste Ausgleich für mich. Ich bin verheiratet und habe eine sechsjährige Tochter. Wir wohnen noch in Berlin. Dank der bestehenden Nahverkehrsverbindungen ist Eberswalde gut erreichbar. Zumal das Krankenhaus den Beschäftigten am Eberswalder Bahnhof die sogenannten GLG-Bikes als Dienstfahrräder zur Verfügung stellt. Eine tolle Idee! Das verkürzt den Weg zum Arbeitsplatz, ist gesund und umweltgerecht. Ich habe mein GLG-Bike schon beantragt.
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