Bessere Überlebenschancen für Patienten
30.08.2022 - Krebspatienten, die in zertifizierten onkologischen Zentren behandelt werden, haben eine höhere Überlebensrate als diejenigen Patienten, die einem Krankenhaus behandelt werden, das nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist.
Zu diesem Ergebnis kommt nun die Wi-Zen-Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“. In dieser Studie wurden Daten von AOK-Versicherten sowie Daten aus regionalen klinischen Krebsregistern miteinander verknüpft und ausgewertet. Das Ergebnis: Die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) führt nachweislich zu besseren Behandlungsergebnissen.
Die Sterblichkeitsrate lag bei allen acht untersuchten Krebserkrankungen niedriger als bei Patienten in Krankenhäusern, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert waren. Besonders groß war laut der Analyse der Krebsregister-Daten der Überlebensvorteil durch die Zentrenbehandlung bei Gebärmutterhalskrebs (minus 25,9 % Sterblichkeit), neuroonkologischen Tumoren (minus 15,8 %), Lungenkrebs (minus 15,0 %) und Brustkrebs (minus 11,7 %). Positive Effekte mit statistischer Signifikanz zeigten sich weiterhin für Darmkrebs, Kopf-Hals-Tumore, Prostatakrebs und die Gruppe der gynäkologischen Tumore.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen aller Art ist ein besonderer Schwerpunkt am Klinikum Darmstadt. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 1.300 Krebspatienten behandelt: Es gibt vier von der DKG zertifizierte Zentren, die alle im, ebenfalls zertifizierten, Onkologischen Zentrum Klinikum Darmstadt zusammen arbeiten: ein Brustkrebszentrum, ein gynäkologisches Krebszentrum, ein Hauttumorzentrum und ein Viszeralonkologisches Zentrum, in dem Darm- Magen- und Pankreaskrebs und sonstige gastrointestinale Tumore behandelt werden. Zudem werden in diesem Jahr das Kopf-Hals-Tumor-Zentrum sowie das Nierenkrebszentrum, das Prostatakrens-Zentrum und das Zentrum für Hämatologische Neoplasien erstzertifiziert. Das Klinikum Darmstadt ist auch koordinierendes Krankenhaus im Rahmen des Hessischen Onkologiekonzeptes.
„Unter dem Dach des Onkologischen Zentrums arbeiten alle Berufsgruppen interdisziplinär und interprofessionell zum Wohle unserer Krebspatienten zusammen. Gerade dieser enge Austausch verschiedener Spezialisten von Pflege, über Psychoonkologie und vielen mehr bis hin zur modernen medizinischen Behandlung wird durch die Zertifizierung gefordert und gefördert und bestimmt unser tägliches Handeln“, sagt Prof. Dr. Christian Weiß, Sprecher des Onkologischen Zentrums. „Dies ist auch ein dynamischer Prozess“, erläutert Prof. Dr. Helga Bernhard, Sprecherin des onkologischen Zentrums, „denn es müssen sowohl die bestehenden Zentren als auch neue Zentren wie demnächst zur Zertifizierung anstehend beispielweise das Zentrum für Hämatologische Neoplasien oder das Uroonkologische Zentrum stetig weiterentwickelt werden.“
Im Rahmen der Zertifizierung muss jährlich nachgewiesen werden, dass die quantitativen und qualitativen Mindestvorgaben beziehungsweise Qualitätsindikatoren erfüllt werden. Die Ergebnisse werden in den Vor-Ort-Begehungen gemeinsam mit den Fachexperten kollegial und auf Augenhöhe analysiert und, wenn nötig, mit geeigneten Verbesserungsmaßnahmen adressiert. Damit ist ein immer wiederkehrender Prozess der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen, Prozessen und Ergebnissen nachhaltig implementiert.
Das Zertifizierungskonzept wird seit seinem Beginn vor fast 20 Jahren von allen onkologisch tätigen Fachgesellschaften und Patientenvertretungen getragen und gemeinsam auf Basis der Leitlinien kontinuierlich weiterentwickelt. Ende März dieses Jahrs gab es 1.778 zertifizierte Zentren. Die Zentren sind an etwa 430 Krankenhäusern in Deutschland vertreten und im Jahr 2019 wurden 56 % der neuerkrankte Patienten in einem zertifizierten Zentrum behandelt.
Die Ergebnisse des WiZen-Projektes belegen die Wirksamkeit dieses Konzepts und zeigen, dass seine Umsetzung einen nachhaltigen Unterschied bedeutet. Die WiZen-Studie wurde vom Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e. V., dem Wissenschaftlichen Institut der AOK, dem Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg sowie vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden durchgeführt.