Aus den Kliniken

Neue Multicenter-Studie zeigt: Welche Behandlung bei Hochrisiko-Lungenembolie am besten hilft

05.03.2025 - Eine Studie mit Beteiligung des Universitätsklinikums Bonn hat untersucht, welche Behandlungsstrategie bei einer Hochrisiko-Lungenembolie die besten Überlebenschancen bietet.

Die Hochrisiko-Lungenembolie betrifft etwa 5% aller Lungenembolien und kann selbst bei jungen Menschen dramatische Verläufe nehmen. Bei der akuten Verlegung der Lungenstrombahn durch ein Blutgerinnsel droht eine Kreislaufinsuffizienz mit hoher Sterblichkeit. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit 34 europäischen Zentren durchgeführt wurde und 1.060 Patienten umfasste, zählt zu den weltweit größten Untersuchungen zu diesem Thema.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die gezielte Rekanalisierung der Lungenstrombahn mittels medikamentöser Thrombolyse, chirurgischer Thrombektomie oder kathetergestützter Intervention der alleinigen Kreislaufunterstützung mit einer VA-ECMO überlegen ist und sich so die Sterblichkeitsrate senken lässt“, erklären Prof. Dr. Dr. Enzo Lüsebrink, Kardiologe am Herzzentrum des UKB und Leiter der Studie, Dr. Andrea Stadlbauer (Universitätsklinikum Regensburg), Prof. Dr. Tom Verbelen (UZ Leuven) und Prof. Dr. Daniele Camboni (Universitätsklinikum Regensburg) (Studienkoordinatoren). Vor allem die chirurgisch-offene Rekanalisation, aber auch die neuen, vielversprechenden kathetergestützten Verfahren steigerten die Überlebenschancen für die betroffenen Patienten in der vorliegenden Studie.

Die Sterblichkeitsraten innerhalb der vier untersuchten Therapiegruppen lagen bei:
 

57 % für Patienten mit alleiniger Kreislaufunterstützung durch VA-ECMO,
48 % bei medikamentöser Thrombolyse,
43 % bei kathetergestützter Thrombektomie,
34 % bei chirurgischer Thrombektomie.
 

Die Studie wurde als „Target Trial Analysis“ mit modernsten statistischen Methoden durchgeführt, um möglichst valide Aussagen über die Effektivität der verschiedenen Therapieansätze treffen zu können. Neben klassischen statistischen Modellen kamen auch Verfahren des maschinellen Lernens zum Einsatz.

„Angesichts der schwierigen Durchführbarkeit randomisierter Studien zu diesem Thema stellt unsere Studie eine der zentralen, neuen Informationsquellen für die Behandlung der Hochrisiko-Lungenarterienembolie dar“, freuen sich Prof. Dr. Holger Thiele, Klinikdirektor der Kardiologie im Herzzentrum Leipzig, und Prof. Dr. Georg Nickenig, Klinikdirektor der Kardiologie im Herzzentrum des UKB.

Das UKB und sein Herzzentrum haben eine bedeutende Patientenkohorte zur Studie beigesteuert. Zudem war die internationale Zusammenarbeit mit 34 europäischen Zentren ein enormer Koordinationsaufwand, der sich nun auszahlt: Die Studie bietet erstmals eine umfassende Analyse aller relevanten Therapieoptionen und liefert eine wertvolle Grundlage für die zukünftige Behandlung.

„Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die zukünftige klinische Praxis“, betont Lüsebrink. „Unsere Studie wird relevanten Einfluss auf die anstehenden Leitliniendiskussionen und die zukünftige Behandlung von Hochrisiko-Patienten mit akuter Lungenembolie haben.“

Die Ergebnisse, sind im Fachjournal „Intensive Care Medicine“ veröffentlicht.

 

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