Bessere Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten
08.02.2023 - Das Universitäre Herzzentrum Lübeck gründet das Herzinsuffizienz-Netzwerk NORD.
Das Universitäre Herzzentrum Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) baut ein Herzinsuffizienz-Netzwerk NORD für Schleswig-Holstein auf, das Haus- und Fachärzten, weitere Kliniken und Reha-Einrichtungen verbinden will. Ziel ist die optimierte Versorgung von Patienten mit Herzschwäche. Erkrankten mit weiten Wegen zu Facharztpraxen sollen vermehrt Videosprechstunden angeboten werden sowie eine Betreuung durch spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekräfte (Heart Failure Nurses) und teilnehmende Hausarztpraxen. Fachkräfte sollen über gemeinsame Behandlungsstrukturen und digitale Kommunikationswege enger kooperieren. Das Land Schleswig-Holstein fördert das Projekt für eine Laufzeit von zwei Jahren mit insgesamt 500.000 Euro aus dem Versorgungssicherungsfonds. Gesundheits-Staatssekretär Dr. Oliver Grundei übergab dazu am Campus Lübeck einen Förderbescheid. „Wir fördern dieses tolle Projekt, durch das die sektorenverbindende Zusammenarbeit vertieft und so insbesondere die Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz im ländlichen Raum verbessert wird“, sagt Grundei.
Die Diagnose Herzinsuffizienz trifft in Deutschland jährlich rund 3 Mio. Patienten und ist die häufigste Ursache für einen stationären Krankenhausaufenthalt in Deutschland. Wird die Erkrankung chronisch, müssen die Betroffenen immer wieder mit stationären Aufnahmen rechnen. Mehr als 90 % dieser Krankenhausaufnahmen erfolgen als Notfall, da eine häufig schleichende Verschlechterung der Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt wurde. Die Sterblichkeit bei einer Herzinsuffizienz beträgt bis zu 50 % innerhalb von fünf Jahren und ist mit einigen Krebserkrankungen vergleichbar.
Zeitnahe Anpassung der Therapie
„Eine zeitnahe Anpassung der Therapie an die Bedürfnisse der Patienten ist entscheidend, um Verschlechterungen der Erkrankung zu vermeiden. Dies wird jedoch unter anderem durch eine ungleiche Versorgungsdichte in ländlichen und städtischen Regionen erschwert“, sagt Prof. Dr. Ingo Eitel, Direktor der Medizinischen Klinik II (Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin) des Universitären Herzzentrums Lübeck. Kardiologische Fachgesellschaften empfehlen deshalb den Aufbau qualitätsgesicherter integrierter Versorgungsstrukturen für herzinsuffiziente Patientinnen und Patienten.
Ein regional bereits bestehendes Herzinsuffizienz-Netzwerk um das Universitäre Herzzentrum Lübeck wird zunächst auf Ostholstein ausgeweitet, weitere Landesteile sollen folgen. Patientinnen und Patienten bekommen damit vermehrt die Möglichkeit, Videosprechstunden im Herzzentrum zu nutzen. Zusätzlich können sie per Video oder Telefon Kontakt mit Herzinsuffizienz-Assistentinnen und -Assistenten aufnehmen. „Unsere Heart Failure Nurses werden zentral in die Schulung und Nachsorge der Patienten eingebunden und sollen die Betreuung zwischen den fachärztlichen Terminen gewährleisten. Anlaufstellen sind auch Hausarztpraxen, die Patienten beim Management der Erkrankung eng begleiten“, sagt Dr. Christina Paitazoglou, Leiterin des Bereichs Herzinsuffizienz des Universitären Herzzentrums Lübeck.
Die zum Netzwerk gehörenden Ärzte können sich über digitale Kommunikationsplattformen austauschen, um die Behandlung optimal zu koordinieren. Per Video können die Ärzte an speziellen Fallkonferenzen des Universitären Herzzentrums teilnehmen und gemeinsame kardiologische Fortbildungen am Campus Lübeck nutzen.
Prof. Dr. Claudia Schmidtke, Sprecherin des Universitären Herzzentrums Lübeck, ist von dem Projekt begeistert. „Das Netzwerk bildet eine hervorragende Chance, auch digitale und KI-basierte Formate zu nutzen. Patienten werden von der engen Kooperation der Fachkräfte profitieren. Die Spezialbetreuung wird zu weniger Krankenhauseinweisungen und einem Überlebensvorteil führen“, sagt sie.
„Durch den Aufbau des Netzwerks hoffen wir, die Prognose vieler Patienten zu verbessern und die Häufigkeit kardialer Dekompensationen, bei denen das geschwächte Herz die Belastungen nicht mehr ausgleichen kann, zu reduzieren“, sagt Prof. Eitel, der das Herzinsuffizienz-Netzwerk NORD leitet.
Die Standorte des UKSH in Kiel und Lübeck sind als einzige in Schleswig-Holstein von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als überregionale Herzinsuffizienz-Kliniken zertifiziert. In der medizinischen Hochschulambulanz des Universitären Herzzentrums Lübeck werden jährlich rund 9.000 Patientinnen und Patienten, davon rund 3.000 mit Herzinsuffizienz, versorgt.
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