Brückenschlag zwischen Klinik und Forschung
07.12.2023 - Drei Else Kröner Clinician Scientist Professuren 2023 in Höhe von jeweils 1,1 Millionen Euro vergeben.
Optimale Vereinbarkeit von Patientenversorgung und Forschung: Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) vergibt bereits zum fünften Mal in Folge drei Else Kröner Clinician Scientist Professuren. Die Professuren sind jeweils mit 1,1 Millionen Euro für maximal zehn Jahre ausgestattet – unter der Voraussetzung einer positiven Zwischenevaluation nach fünf Jahren. Pro Fakultät war eine Bewerbung zulässig.
Um die anwendungsbezogene und patientenorientierte medizinische Forschung zu verbessern, müssen Ärztinnen und Ärzte als sogenannte Clinician Scientists klinische Praxis und Forschung miteinander verknüpfen. Die Attraktivität des Clinician-Scientist-Berufswegs ist noch immer begrenzt, da es nach Ablauf bestehender Clinician-Scientist-Programme an geeigneten Anschlusspositionen fehlt. Als einen Lösungsansatz schreibt die EKFS seit 2019 jährlich drei Else Kröner Clinician Scientist Professuren aus.
„Sie bieten Ärztinnen und Ärzten mit herausragenden Leistungen in Patientenversorgung und Forschung die Möglichkeit, langfristig die Hälfte ihrer Arbeitszeit für Forschung und die andere Hälfte für Lehre und Patientenversorgung zu verwenden“, erläutert Prof. Dr. Michael Madeja, Vorstandsvorsitzender der EKFS. Aus 19 Bewerbungen wurden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die folgenden drei Bewerber ausgewählt.
Perinatale Immunologie: PD Dr. Natascha Köstlin-Gille, Abteilung Neonatologie, Universitätsklinikum Heidelberg
In Deutschland wird eines von zwölf Kindern zu früh geboren, zehn Prozent dieser Kinder kommen bereits vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt. Frühgeburtlichkeit ist der zweithäufigste Grund für Kindersterblichkeit in den ersten fünf Jahren und einer der Hauptgründe für lebenslange Beeinträchtigungen. Sowohl das Auftreten von Frühgeburtlichkeit an sich, als auch die Entstehung von Komplikationen bei Frühgeborenen hängen in vielen Fällen eng mit einer nicht adäquaten Reaktion des Immunsystems zusammen. PD Dr. Natascha Köstlin-Gille erforscht mit ihrer Arbeitsgruppe die Besonderheiten des Immunsystems und dessen Zusammenspiel mit dem Mikrobiom während der Schwangerschaft und der Neugeborenenzeit. Hierzu kombiniert sie basis-immunologische Untersuchungen mit modernen Hochdurchsatzverfahren, systembiologischen Ansätzen und klinischer Forschung. Ziel der Professur Perinatale Immunologie ist es, präventive und therapeutische Ansätze für immunologisch-inflammatorische Komplikationen während der Perinatalzeit zu entwickeln und damit frühe Schädigungen zu verhindern, Prägungsvorgänge individualisiert zu steuern und die langfristige Gesundheit zu verbessern.
Optimierung der Entwicklung und Gabe von antiinfektiven Antikörpern: PD Dr. Dr. Philipp Schommers, Klinik I für Innere Medizin, Universitätsklinikum Köln
Monoklonale Antikörper (mAb) haben in den letzten zwei Jahrzehnten die Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Krebs revolutioniert, und in jüngster Zeit werden zunehmend auch mAb entwickelt, die direkt gegen Viren und Bakterien gerichtet sind. Diese antiinfektiven mAb haben einzigartige Eigenschaften, die sie zu vielversprechenden Wirkstoffen für neuartige Behandlungs- und Präventionsstrategien gegen ein breites Spektrum von Viren und Bakterien machen. Für eine breitere klinische Anwendung fehlt es den Ärztinnen und Ärzten jedoch häufig noch an Erfahrung mit dieser neuen Medikamentenklasse. Zudem besteht ein dringender Bedarf an neuen Antikörpern, die ein noch breiteres Erregerspektrum bekämpfen, Resistenzen vermeiden können und sich in klinischen Studien als sicher und wirksam erweisen. Im Rahmen des Projektes verfolgt PD Dr. Dr. Philipp Schommers daher die folgenden Ansätze: Die Förderung der klinischen Kompetenz im Umgang mit antiinfektiven mAb durch umfassende Trainings- und Mentoring-Programme. Die Identifizierung von verwundbaren Angriffspunkten auf der Oberfläche von Bakterien und Viren, um diese mit neuen Antikörpern angreifen zu können. Zudem plant Dr. Schommers den Aufbau einer klinischen Studienplattform, um neue mAb-basierte Therapiestrategien schnell an Patienten zu testen.
Translationale Präzisionsmedizin chronischer Lungenerkrankungen: Dr. Jonas C. Schupp, Klinik für Pneumologie und Infektiologie, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Jonas C. Schupp und sein Team erforschen im Rahmen der EKFS geförderten Projekte chronische Lungenerkrankungen, speziell interstitielle Lungenerkrankungen, sowie das chronische Lungentransplantatsversagen. Das Ziel seiner Forschung ist die Entwicklung präziser Behandlungsansätze, d. h. neuer, genau auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnittener Therapien. Hierzu werden moderne Technologien wie „single cell RNA sequencing“ und „spatial transcriptomics“ genutzt, um krankhafte Zellpopulationen und Genexpressionsmuster auf Einzelzellebene im räumlichen Gewebekontext zu charakterisieren. Darauf aufbauend erfolgt die Entwicklung und Validierung von Biomarker-Panel für Früherkennung, Prognoseabschätzung und personalisierter Therapie. Schließlich strebt er die Entwicklung und präklinische Validierung neuer Zelltyp-spezifische Therapieansätze an.
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