Cannabis-Legalisierung braucht Jugendschutz und Forschung
22.02.2024 - Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) appelliert an die Politik, bei der bevorstehenden Entscheidung des Bundestags zur kontrollierten Abgabe von Cannabis Prävention und Jugendschutz nicht außer Acht zu lassen.
Die Sprecher des DZPG fordern intensive Präventionsmaßnahmen und eine enge medizinisch-wissenschaftliche Begleitung, um einem Anstieg des Cannabis-Konsums entgegenzuwirken und Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Angesichts der hohen Gesundheitsrisiken, die mit dem Cannabis-Konsum verbunden sind, betont das DZPG die Notwendigkeit einer umfassenden medizinisch-wissenschaftlichen Beratung und Begleitung der politischen Entscheidung zur Legalisierung. „Prävention und Jugendschutz sind unerlässlich“, sagt DZPG-Sprecher Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz vom DZPG-Standort Berlin-Potsdam. „Besonders Jugendliche bedürfen des Schutzes, da ihr Gehirn sich noch entwickelt. Auch ein Cannabis-Konsum in geringerem Ausmaß kann vor dem 18. Lebensjahr zu langfristigen Problemen und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen beitragen. Es müssen daher geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen und frühe Hilfsangebote etabliert werden.“
DZPG-Sprecher Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg vom DZPG-Standort Mannheim-Heidelberg-Ulm ergänzt in Richtung der Politik: „Die Legalisierung von Cannabis darf nicht zu einem Anstieg von abhängig konsumierenden und psychisch erkrankten Menschen führen. Es ist notwendig, niedrigschwellige und kultursensible Beratungs- und Behandlungsangebote sowie Begleitforschung mit angemessener Finanzierung zu implementieren.“
Meyer-Lindenberg betont: „In einer vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Meta-Analyse über das medizinische Potenzial von Cannabis und die Risiken für den Freizeitkonsum heißt es zutreffend, die Studienlage zeige, dass Cannabis ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen ist. Diesen Risikofaktor müssen das Gesundheitssystem und die Forschung adäquat in den Blick nehmen. Wir können nicht so tun, als sei die Legalisierung von Cannabis folgenlos.“
In Deutschland ist Cannabis die am weitesten verbreitete derzeit nicht legale Droge. Internationale Studien deuten darauf hin, dass eine Cannabis-Legalisierung zu einem Anstieg der regelmäßigen Konsumenten und damit verbunden zu einer Zunahme von cannabisbezogenen Störungen und Folgeerkrankungen führen könnte.
Diese Folgen sind in Deutschland bislang unzureichend erforscht. Statistiken der United Nations zeigen jedoch, dass in Ländern, in denen der Cannabis-Konsum legalisiert wurde, die Zahlen der stationären Aufnahmen bezogen auf Cannabis-Abhängigkeit und -Entzug und die stationären Aufnahmen bezogen auf cannabisbezogene psychotische Erkrankungen gestiegen sind.
Forschung zwingend erforderlich
Das DZPG betont die Notwendigkeit weiterer Forschungsanstrengungen, um die Auswirkungen des Cannabis-Konsums auf die Gesundheit und die Gesellschaft besser zu verstehen. Insbesondere sind Versorgungsdaten zur Behandlung von cannabisbezogenen Störungen, Untersuchungen zu den Effekten von Cannabis auf das Individuum und die Gesellschaft sowie Studien zur Behandlung von Cannabis-Abhängigkeit und anderer cannabisbezogener Erkrankungen erforderlich. Auch die Auswirkungen des Cannabis-Konsums auf die Verkehrssicherheit sollte untersucht werden.
Heinz und Meyer-Lindenberg empfehlen daher im Fall einer Legalisierung von Cannabis eine umfassende und zeitnahe Umsetzung der geforderten Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Früherkennung und Prävention Schlüsselthemen im DZPG
Das DZPG widmet sich unter anderem intensiv der Erforschung von Risikofaktoren für psychische Erkrankungen in städtischen Umgebungen. Durch die Implementierung von Präventionsprogrammen sollen die Auswirkungen dieser Faktoren gemessen und gezielt beeinflusst werden. Ziel ist es, ein deutschlandweites Netzwerk von Früherkennungszentren aufzubauen, das eine frühzeitige Prävention, Erkennung und gegebenenfalls Behandlung von psychischen Erkrankungen ermöglicht. Dabei wird auch die Bedeutung von cannabisbezogenen Risikofaktoren und Erkrankungen untersucht.