Dr. Maximilian Wollsching-Strobel erhält ersten Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie
22.03.2024 - Der Mediziner Dr. Maximilian Wollsching-Strobel von der Lungenklinik Köln-Merheim erhält den erstmals ausgelobten Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis honoriert die Arbeiten des Wissenschaftlers, in denen er die Nutzung von Online-Schulungsvideos zu Inhalationssystemen untersucht, die bei der Behandlung von Lungenkrankheiten zum Einsatz kommen. Mit dem Ziel, diese digitale Ressource weiterzuentwickeln. „Das Projekt zeigt, dass die Anwendung digitaler Techniken bereits heute einen unmittelbaren Einfluss auf die Therapie von Lungenpatienten haben kann“, sagt Jury-Mitglied Privatdozent Dr. Thomas Köhnlein, Sprecher der DGP-Taskforce „Digitale Medizin“. Der Preis wird heute im Rahmen des Pneumologie-Kongresses in Mannheim verliehen.
Der neue Wissenschaftspreis der DGP trägt der fortschreitenden Digitalisierung, etwa in Form von immer mehr Telemedizin, Apps und Wearables, in der Pneumologie Rechnung. Die vom Preisträger evaluierten Videos sind auf der YouTube-Plattform der Deutschen Atemwegsliga erschienen. Bereits seit 2011 werden dort spezifische Inhalationsschulungen für Patientinnen und Patienten kostenlos bereitgestellt – und auch in mehrere Sprachen übersetzt. „Die Jury sieht bei der ausgezeichneten Arbeit die Originalität und die Praxis-Relevanz des Themas für die breitere pneumologische Versorgung einer Vielzahl von Patientinnen und Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen als entscheidendes Kriterium an“, ergänzt Juror Köhnlein.
Ein wichtiges Ergebnis: Schulungsvideos sind in Versorgungspraxis angekommen
Das wissenschaftliche Projekt des Preisträgers wurde bereits zweimal in Qualitäts-Journals publiziert. Die erste, im Jahr 2022 im Journal Respiration publizierte Arbeit befasst sich damit, wie die Schulungsvideos über einen Zeitraum von zehn Jahren genutzt wurden. „Die Nutzungsrate stieg kontinuierlich und gipfelte im Jahr 2020 bei rund 850.000 Aufrufen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Videos in der Versorgungspraxis angekommen sind“, erklärt Wollsching-Strobel. Dabei konnte er einige interessante Muster feststellen: Zum Beispiel, dass die Videos häufiger im Frühling und im Winter angeschaut wurden – Zeiten, in denen Patientinnen und Patienten mit Asthma oder COPD eine höhere Symptomlast haben. Oder dass ein Viertel der Videoaufrufe übersetzte Versionen betraf, obwohl die Videos in Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch, Slowakisch oder Türkisch erst wesentlich später veröffentlicht wurden. Dies könne als Hinweis auf eine zunehmende Internationalisierung gewertet werden.
Weiteres Ergebnis: Nutzung ist vielschichtig und international
Die zweite, im Jahr 2023 im European Respiratory Journal - Open Research publizierte Arbeit baute darauf auf und beobachtete das Nutzungsverhalten während der Corona-Pandemie. Interessanterweise zeigte sich dabei, dass die Nutzungsrate insgesamt sank. Gleichzeitig stiegen aber die Nutzungsaufrufe bei den nicht-deutschsprachigen Videos. „Das hat uns überrascht, da durch die Kontaktbeschränkungen insgesamt vermehrt digitale Medien genutzt wurden. Es macht auch klar, dass die Nutzung digitaler Medien vielschichtig ist“, so Wollsching-Strobel. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Schulungsvideos der Deutschen Atemwegsliga ein erfolgreiches digitales Projekt in der Pneumologie darstellen, das auch international rezipiert wird.
Über den Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie
Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Medizin – in Kliniken und Praxen, aber auch direkt bei den Patientinnen und Patienten in Form von immer mehr Smartphone-Apps und Wearables. Für die Pneumologie bietet die Digitalisierung Chancen und Risiken. Neue Technologien wie Telemedizin und Apps sowie die Aus-wertung großer Datenmengen eröffnen Möglichkeiten, Erkrankungen besser zu verstehen und zu behandeln. Risiken liegen sowohl in der Sicherheit im Umgang mit den Daten sowie der Datenhoheit als auch in der Automatisierung von Abläufen.
Mit dem neuen Preis fördert die DGP herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der digitalen Medizin in der Pneumologie. Wie zum Beispiel Forschungsarbeiten aus Theorie oder Praxis, für die bereits erste Publikationen vorliegen – oder wissenschaftlich begleitete Anwenderprojekte, die das Potenzial haben, die Versorgung zu verbessern.