IT & Kommunikation

E-Rezept: In Berlin sind Senioren digitaler Vorreiter

11.07.2024 - In Berlin nutzen Senior*innen das E-Rezept am häufigsten. Das geht aus einer Datenanalyse der AOK Nordost hervor.

Demnach erhielten die „Silver Surfer“ im Mai dieses Jahres 78 Prozent aller Arzneimittelpackungen per elektronischem Rezept. Bezogen auf alle Altersgruppen lag die E-Rezeptquote in Berlin bei 73 Prozent.

Zu Beginn dieses Jahres wurde das rosafarbene Papier-Rezept offiziell durch das E-Rezept abgelöst. Seitdem sind alle Ärzt*innen verpflichtet, die meisten verschreibungspflichtigen Arzneimittel nur noch auf elektronischem Wege zu verordnen. Im Zuge der E-Rezept-Einführung hatte es allerdings mehrfach Meldungen über technische Probleme und Bedenken von Ärzt*innen gegeben.

Geringste Nutzungsquote haben die jungen Versicherten

Die Analyse der AOK Nordost zeigt nun: 73 Prozent aller Arzneimittelpackungen bezogen die Berliner AOK-Versicherten im Mai über E-Rezepte. Die AOK Nordost ist eine der größten Krankenkassen in Berlin. Die Ergebnisse der Datenanalyse haben daher eine hohe Relevanz.

Je nach Altersgruppe gibt es aber auch Unterschiede: Bei den 13- bis 18-Jährigen lag die E-Rezept-Quote demnach nur bei rund 56 Prozent. Am höchsten lag sie mit 78 Prozent bei den 66- bis 75-Jährigen. Das liegt auch daran, dass ältere Menschen sehr viel häufiger Arzneimittel zur Dauermedikation verordnet bekommen als jüngere Menschen. Bei solchen Arzneimitteln, die in regelmäßigen Abständen verschrieben werden, ist die E-Rezept-Quote besonders hoch. 

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Die Analyse zeigt: Mit dem E-Rezept kommen die meisten Senior*innen offenbar gut zurecht. Seit Januar haben sogar rund 88 Prozent aller Senior*innen , die ein Arzneimitte erhalten haben, mindestens ein E-Rezept ein gelöst.

Teichert: Digitalisierung funktioniert, wenn sie einfach und praxisnah ist

„Angesichts einiger Startschwierigkeiten bei diesem Großprojekt sind diese Zahlen aus unserer Sicht sehr erfreulich. Das E-Rezept ist in Berlin in der Breite der Bevölkerung angekommen. Besonders freut uns, dass auch ältere Berlinerinnen und Berliner sich schnell mit dem E-Rezept angefreundet haben. Digitalisierung im Gesundheitswesen funktioniert also auch für Seniorinnen und Senioren – wenn sie einfach und praxisnah umgesetzt wird “, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.

Die meisten Versicherten nutzen in der Apotheke ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK), um E-Rezepte einzulösen. Die E-Rezepte werden zuvor von den ausstellenden Arztpraxen an den E-Rezeptfachdienst gesendet. Von dort aus sind E-Rezepte dann elektronisch abrufbar. Ein Vorteil: Um Folgerezepte zu erhalten, müssen die Versicherten nicht mehr unbedingt extra in die Arztpraxis gehen. In vielen Fällen können sie einfach in der Arztpraxis anrufen und um ein neues E-Rezept bitten. Es reicht, die eGK anschließend in der Apotheke vorzuzeigen. Auch die Arztpraxen sparen Zeit, weil weniger Patient*innen für die Rezeptabholung in die Praxis kommen müssen.

E-Rezepte sind jetzt auch über AOK-App einlösbar

Ab sofort können AOK-Versicherte ihre E-Rezepte nicht nur per eGK, sondern auch über die App „AOK Mein Leben“ abrufen. So lautet der Name der elektronischen Patientenakte (ePA) für AOK-Versicherte. In der App können sie eine Apotheke in ihrer Nähe suchen, in der sie ihr verschriebenes Arzneimittel zur Abholung reservieren können. Zudem bietet die App eine Übersicht über alle verfügbaren und bereits eingelösten Rezepte der vergangenen 100 Tage. „Das ermöglicht spürbar mehr Komfort beim Einlösen von E-Rezepten. Mit der Einführung der „ePA für alle“ Anfang 2025 wird dieses digitale Angebot weiter an Relevanz gewinnen“, so Daniela Teichert.

Ältere Berliner*innen lösen Zwei-Drittel aller E-Rezepte ein

Die E-Rezept-Analyse der AOK-Nordost erlaubt noch weitere Einblicke. Menschen über 60 erhielten in Berlin zuletzt rund Zwei-Drittel aller per E-Rezept verordneten Arzneimittelpackungen. Sie sind also „Power-User“ beim E-Rezept.

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Hausärzt*innen verordnen die meisten E-Rezepte 

Auf Seiten der Ärzteschaft haben die Berliner Hausärzt*innen am häufigsten mit E-Rezepten zu tun. Sie verordnen rund 70 Prozent der per E-Rezept eingelösten Arzneimittelpackungen – und haben die Umstellung auf die E-Rezeptpflicht im Schnitt erfolgreicher gemeistert als andere Arztgruppen. In den Praxen der Berliner Hausärzt*innen betrug die E-Rezeptquote im Mai 79 Prozent – sechs Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller Arztgruppen.

Bei den Berliner Kinderärzt*innen war die E-Rezeptquote mit 63 Prozent deutlich niedriger. Ein Grund: Kinder und Jugendlichen bekommen viel seltener dauerhaft Arzneimittel verordnet. Bei Arzneimitteln zur Akutversorgung - zum Beispiel bei Antibiotika -  ist die E-Rezeptquote niedriger als bei Dauermedikationen.

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Teichert: E-Rezept möglichst für alle Arzneimittel anwenden

Aus Sicht der AOK Nordost sollte die E-Rezeptquote noch weiter gesteigert werden. „Die Vorteile des E-Rezepts liegen auf der Hand. Nach dem guten Start möchten wir deshalb alle Beteiligten ermutigen, das E-Rezept für möglichst alle Arzneimittel anzuwenden. Dort, wo es noch bei der technischen Umsetzung hakt, müssen dringend Lösungen gefunden werden – denn das ist eine Voraussetzung für den Erfolg der weiteren Digitalisierung des Gesundheitswesens“, fordert Daniela Teichert.

Das E-Rezept ist nach der 2023 eingeführten elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) das zweite große Digitalisierungsvorhaben im deutschen Gesundheitswesen. Im kommenden Jahr startet dann die elektronische Patientenakte für alle Versicherten.

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