EMAH-Zentrum erneut zertifiziert
19.08.2022 - Hohe Expertise für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern am Campus Kiel
Das „überregionale EMAH-Zentrum“ der Herzkliniken des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, wurde zum zweiten Mal rezertifiziert.
Das Zertifikat über die höchste Versorgungsstufe, das von drei kardiologischen Fachgesellschaften vergeben wird, belegt die Expertise der ärztlichen und pflegerischen Teams bei der Betreuung und Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH). „Wir freuen uns über diese erneute Bestätigung unserer gemeinsamen erfolgreichen Arbeit für unsere Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Dr. Anselm Uebing, Direktor der Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie.
Die Klinik koordiniert die Behandlung der Patienten im EMAH-Zentrum, in die auch die Fachleute der Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin und der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie eng eingebunden sind.
Die Voraussetzungen für die lebenslange Betreuung von Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler sind am Campus Kiel seit vielen Jahren etabliert. 2012 wurde das „überregionale EMAH-Zentrum“ erstmals zertifiziert, 2018 dann erneut. Nun rezertifizierten die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e.V., die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. das Zentrum für einen weiteren Fünf-Jahres-Zeitraum.
In einer speziellen Sprechstunde und einer Tagesklinik werden Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler von ärztlichen Teams aus der Kinder- und Erwachsenenkardiologie gemeinsam betreut. In der Sprechstunde können neben medizinischen Fragen auch Themen wie die Berufsfähigkeit und Berufswahl besprochen, die Leistungsfähigkeit kann untersucht und hinsichtlich sportlicher Betätigung beraten werden. Im Vorfeld einer Schwangerschaft wird eine Beratung über bekannte mütterliche und kindliche Risiken mit dem vorliegenden Herzfehler angeboten. Während der Schwangerschaft finden regelmäßig kardiologische Untersuchungen in der Ambulanz statt. Ein Schwerpunkt ist auch die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen, die häufig bei angeborenem Herzfehler auftreten.
Die vor Operationen erforderliche Diagnostik ist bei angeborenen Herzerkrankungen oft besonders umfangreich. Das UKSH hält hierfür alle diagnostischen Techniken vor. Operative Eingriffe werden von Herzchirurginnen und -chirurgen vorgenommen, die mit den jeweiligen angeborenen Herzfehlern bei Kindern wie bei Erwachsenen vertraut sind. „Die Zahl der OPs von erwachsenen Patienten mit angeborenem Herzfehler steigt. Dies spricht für die hohe Akzeptanz und Expertise des gesamten EMAH-Zentrums“, sagt Dr. Jens Scheewe, zusammen mit PD Dr. Tim Attmann Bereichsleiter der Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler im Jugendlichen- und Erwachsenenalter der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie.
Die große Mehrzahl der Kinder, die mit einem Herzfehler geboren werden, überlebt dank der Möglichkeiten der modernen Medizin bis ins hohe Erwachsenenalter. Die meisten angeborenen Herzfehler lassen sich operativ oder mit Herzkatheter-Techniken erfolgreich behandeln. Viele der Patientinnen und Patienten führen ein weitgehend normales Leben – oft so wie herzgesunde Menschen auch. Wer mit einem Herzfehler geboren wurde, benötigt jedoch ein Leben lang die Betreuung durch Experten, die sich mit den langfristigen Veränderungen auskennen, die der jeweilige Herzfehler mit sich bringt, und dafür speziell ausgebildet und zertifiziert sind.
In Deutschland leben rund 300.000 Menschen mit angeborenem Herzfehler, der Großteil davon sind Erwachsene. Während die Kinder medizinisch gut versorgt sind, fehlt ihnen oft mit dem Erreichen der Volljährigkeit die spezialisierte Betreuung. Kinderkardiologinnen und -kardiologen sind in der Regel nicht mehr zuständig. Andere Kardiologen haben häufig nur Kenntnisse über Herzerkrankungen, die im Erwachsenenalter auftreten. EMAH-Zentren wie jenes am UKSH schließen diese Versorgungslücke und sind Anlaufstelle für Betroffene in jedem Lebensalter. Bundesweit gibt es 22 zertifizierte „überregionale EMAH-Zentren“, nur sieben haben bereits dreimal erfolgreich den Zertifizierungsprozess der Fachgesellschaften durchlaufen.