Fehlende Spenderherzen: Kunstherzen können unterstützen
07.09.2020 -
Herzunterstützungssysteme werden immer häufiger zur Dauerlösung – Herzstiftung mahnt mehr Organspendebereitschaft in der Bevölkerung an
Eine Herzmuskelentzündung, langjähriger Bluthochdruck oder ein überstandener Herzinfarkt: Herzschwäche – medizinisch Herzinsuffizienz – kann viele Ursachen haben und trifft manchmal auch junge Menschen. Jedes Jahr kommt es in Deutschland allein wegen Herzschwäche zu über 465.000 Klinikeinweisungen. Bei hochgradiger Herzschwäche bleibt oft als letzte Option die Transplantation eines gesunden Herzens. Doch schon heute setzen Chirurgen wegen des Organmangels mehr künstliche Herzen als Spenderherzen ein. Nahezu 1.000 schwer herzkranke Menschen werden in Deutschland pro Jahr mit einem
Herzkammerunterstützungssystem, wie die „Kunstherzen“ präzise heißen, versorgt. Ursprünglich als Übergangslösung bis zur Transplantation gedacht, werden die Systeme immer häufiger zur Dauerlösung. Der Grund ist ein extremer Mangel an Spenderorganen. „Wenn alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ist die Herztransplantation bis heute die beste Therapie einer hochgradigen Herzschwäche“, betont der Herzchirurg und Transplantationsmediziner Prof. Dr. Gummert vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung. „Aufgrund des gravierenden Mangels an Spenderorganen beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf ein neues Herz jedoch viele Jahre“, so der Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen (HDZ NRW). Welche Chancen moderne
Herzkammerunterstützungssysteme bieten und wie sie die Lebensqualität schwer herzkranker Patienten verbessern, darüber informiert die aktuelle Ausgabe von HERZ heute, Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, mit dem Themenschwerpunkt Herztransplantation. Die Ausgabe 3/2020 mit Experten-Beiträgen und Patientenportraits rund um das Thema Herztransplantation/Kunstherzen kann kostenfrei bestellt werden unter Tel. 069 955128-400 oder online.
Verbesserte Lebensqualität beim Warten auf das Spenderherz
Seit der ersten Herztransplantation im Jahr 1967 hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Operation kontinuierlich verbessert und beträgt heute rund zehn Jahre. Doch aufgrund des Mangels an Spenderorganen erhalten nur wenige Patienten die Chance auf ein neues Herz: Im Jahr 2019 wurden in Deutschland nur 344 Herztransplantationen durchgeführt. Für sehr alte Menschen, Patienten mit weiteren schweren Erkrankungen oder mit einer geringeren Dringlichkeit müssen häufig andere Therapien gefunden werden. „In diesen Fällen ist es das Ziel, mithilfe eines Herzunterstützungssystems eine möglichst hohe Lebenserwartung und Lebensqualität zu erreichen“, sagt die Kardiologin Prof. Dr. med. Angelika Costard-Jäckle, Wissenschaftliche Leiterin des Herzinsuffizienzprogramms am Zentrum für Herzinsuffizienz des HDZ NRW. Egal ob als Übergangs- oder als Dauerlösung: Moderne mechanische Herzhilfen, kurz VADs (Ventricular Assist Devices), sind technisch inzwischen so ausgereift, dass sie die Lebenserwartung und Lebensqualität von Patienten auf der Warteliste für eine Herztransplantation deutlich erhöhen. Das „künstliche Herz“ pumpt wieder mehr Blut durch den Körper, die Patienten sind körperlich wieder stärker belastbar. Die Systeme haben jedoch auch Nachteile: Das Risiko, Infektionen oder Blutungen zu bekommen, steigen. Auch Blutgerinnsel bilden sich häufiger und können Schlaganfälle herbeiführen. Derzeit arbeiten Forscher daran, diese Risiken mit technischen Verbesserungen zu minimieren.
Herztransplantation bleibt oft die beste Lösung
Für die meisten schwer herzkranken Patienten wäre eine Herztransplantation nach wie vor die beste Lösung. Zwar müssen Betroffene ihr Leben lang Medikamente nehmen, die eine Abstoßungsreaktion des Körpers verhindern. Nach über 50-jähriger Erfahrung seit der ersten Herztransplantation wurden jedoch auch hier große Fortschritte erzielt. Nach der Erholungsphase ist die Lebensqualität nach einer Herztransplantation in der Regel sehr gut: Die Patienten sind wieder normal belastbar, können Sport treiben, ihren Beruf ausüben und ein normales Leben führen. Für viele Betroffene, die auf ein neues Herz warten, wäre eine höhere Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ein Segen. Die Deutsche Herzstiftung weist auf den gravierenden Mangel an Spenderorganen hin und bietet einen kostenfreien Organspendeausweis an.
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