Fokussierter Ultraschall gegen Tumore
20.06.2017 -
Die Gesundheitspolitik sieht Potential während die DEGUM mehr finanzielle Unterstützung fordert.
Hoffnung im Kampf gegen Tumore: Bösartige Leberzell- und inoperable Bauchspeicheldrüsentumore sowie gutartige Gebärmuttertumore können vielversprechend mit dem hoch-intensiven fokussierten Ultraschall behandelt werden. Diese Erkenntnis vertreten Ultraschall-Experten schon länger. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat teilweise auch ein Potential erkannt – und für die Behandlung von Gebärmuttermyomen und Lebertumoren ein Bewertungsverfahren gestartet. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) begrüßt das. Sie fordert jedoch die Anerkennung anderer sinnvoller Einsatzgebiete - wie beim symptomatischen Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Bevor neue Behandlungsmethoden in den Leistungskatalog der Krankenkassen übernommen werden können, müssen sie seit vergangenem Jahr ein neuartiges komplexes Bewertungsverfahren durchlaufen. „Der G-BA sieht leider nur zwei der beantragten Einsatzgebiete des Ultraschall-gesteuerten hoch-intensiven fokussierten Ultraschalls (USg-HIFU) als vielversprechend an“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Holger Strunk, Oberarzt in der Radiologischen Universitätsklinik Bonn. Hierbei handelt es sich um die Therapie von gutartigen Gebärmuttertumoren, sogenannte Myome, und von lebereigenen Tumoren.
„Der Hochintensive fokussierte Ultraschall ist ein aussichtsreiches Verfahren, mit dem diese Tumorarten, ganz ohne Operation behandelt werden können“, erläutert Strunk. In vielen klinischen Studien, vorwiegend aus dem ostasiatischen Raum, habe sich die neue Methode bereits als sicher, wirksam und in der klinischen Anwendung praktikabel erwiesen. In Deutschland ist das Verfahren erst seit 2014 verfügbar, deshalb mangelt es momentan hierzulande noch an Studienerkenntnissen. „Wir benötigen dringend mehr finanzielle Unterstützung für weitergehende, deutsche oder europäische Untersuchungen zu der Methode“, meint der Experte. „Nur auf Basis dieser Erkenntnisse kann der USg-HIFU in Deutschland häufiger zum Einsatz kommen.“
Ein Vorteil der modernen Ultraschallmethode: Im Gegensatz zu einem chirurgischen Eingriff – der zum Beispiel meistens bei der Behandlung von gutartigen Gebärmuttergeschwülsten durchgeführt wird – ist kein Schnitt notwendig. Zudem werden keine Sonden, Nadeln oder Instrumente in den Körper eingebracht. „Wir gehen nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass das umgebende Gewebe durch dieses Ultraschallverfahren geschont wird, so dass es auch bei Kinderwunsch eingesetzt werden kann“, sagt Strunk. Bei der Behandlung von Gebärmuttermyomen hat die Gesundheitspolitik nun auch ein Potential erkannt.
Zudem sieht der G-BA den USg-HIFU als potenzielle Behandlungsalternative bei nicht operablen Leberzelltumoren an. „Die Methode kann sogar dann angewendet werden, wenn der Tumor direkt an größere Gefäße angrenzt – denn diese werden dadurch nicht verletzt“, erläutert der DEGUM-Experte. Bei anderen Einsatzgebieten habe der G-BA jedoch leider kein Potential gesehen, obwohl aktuellen Erkenntnissen zufolge die neue Methode beispielsweise auch für den symptomatischen Bauchspeicheldrüsenkrebs einen Nutzen habe. „So ist in Studien nachgewiesen, dass Patienten, die auf diesem Wege behandelt wurden, eine verbesserte Lebensqualität und auch eine potentiell verlängerte Lebenszeit hatten“, sagt Strunk.
Im Unterschied zum diagnostischen Ultraschall werden beim HIFU viel höhere Energien erzeugt. Der Ultraschallkopf bündelt die hochenergetischen Schallwellen, diese können dadurch auf eine nur wenige Millimeter große Körperstelle fokussiert werden – etwa so wie eine Lupe das Sonnenlicht bündelt. „Durch den hochintensiven fokussierten Ultraschall entstehen Temperaturen von bis zu 80 Grad, wodurch Tumorzellen effektiv abgetötet werden können“, erläutert der Sonografie-Experte abschließend.
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