Geborgenheit, Sicherheit, Orientierung
Farbenkonzept für das Psychiatrische Pflegeheim der Klinik Dr. Fontheim in Liebenburg
In Pflege-, Senioren- und Behinderteneinrichtungen können Farb- und Gestaltungskonzepte, bewusst therapeutisch eingesetzt, Demenzkranken die Orientierung erleichtern und einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass die Umgebung den besonderen physiologischen und psychologischen Bedürfnissen der Bewohner entgegenkommt. Dass sich Farbe ohne Umwege auf das menschliche Wohlbefinden auswirkt, wurde auch bei der Gestaltung des neu gebauten Psychiatrischen Pflegeheims der Klink Dr. Fontheim in Liebenburg genutzt.
„Was braucht ein dementer, pflegebedürftiger Mensch mit körperlichen oder psychischen Erkrankungen?“ – diese Frage stand am Anfang der Planungen für den Neubau des Psychiatrischen Pflegeheims der Klinik Dr. Fontheim. Das mit dem Ort und der Region Liebenburg im Landkreis Goslar verwurzelte als Familienunternehmen geführte Unternehmen bietet neben über 280 Behandlungsplätzen im psychiatrischen Krankenhaus Wohn- und Betreuungsplätze im Pflegeheim sowie der Eingliederungshilfe. Für die Bewohner des Neubaus sollte ein würdiges Zuhause geschaffen werden, das ein starkes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bietet, dabei aber Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit garantiert. Auch die Mitarbeiter sollten ein Arbeitsumfeld erhalten, das sie im Alltag von Betreuung und Pflege bestmöglich unterstützt.
„Im Psychiatrischen Pflegeheim leben Menschen unterschiedlichen Alters mit körperlichen und psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Wahnvorstellungen bei Schizophrenie oder anderen Psychosen, die Formen der Depression oder manisch-depressive Erkrankungen umfassen. Dadurch hervorgerufene Einschränkungen sind unter anderem veränderte Realitätswahrnehmung oder schwere Ängste, Zwänge, sowie Menschen mit Süchten oder Essstörungen. Einen besonderen Bereich haben wir Heimbewohnern gewidmet, die an Demenz erkrankt sind“, erläutert Sabine Fontheim, Mitgesellschafterin des Unternehmens und mitverantwortlich für die Konzeption des Hauses.
Die Architektengruppe Schweitzer aus Braunschweig plante den Neubau für 83 dementiell erkrankte Bewohner. Das barrierefreie dreistöckige Gebäude umfasst 71 Einzelzimmer und sechs Zweibettzimmer. Jede Etage bildet den Lebensraum für zwei Wohngemeinschaften mit jeweils ca. 13 Bewohnern. Zwei große Innenhöfe und auf jeder Etage großzügige Balkone bieten als geschützte Außenbereiche Ruhezonen und bringen Tageslicht ins Innere des Gebäudes. Thematisch wurde die Flora und Fauna der Region und des Harzes in Wandbildern und bei der Raumbenennung aufgenommen. So heißen die Wohngemeinschaften beispielsweise „Brockenpfad“ und „Ahornallee“.
„Unser Anspruch als Architekten ist es, dass die Konzeption des Gebäudes und die Gestaltung des Innenausbaus Hand in Hand gehen mit dem Anspruch an eine professionelle und optimierte Versorgung pflegebedürftiger Menschen mit Demenz und anderen psychischen Erkrankungen. Architektur und Innenarchitektur folgen daher dem Pflegekonzept. So konnten wir für die Bewohner ein positives Raumgefüge für ein neues Zuhause verwirklichen, das Geborgenheit, Orientierung, Sicherheit und die Freiheit zur Selbstbestimmung gibt“, erklärt Tobias Bleyer von der Architektengruppe Schweitzer. „Die Mitarbeiter haben einen freundlichen, lichtdurchfluteten Arbeitsplatz, der eine ergonomische Arbeitsweise unterstützt, dabei Sicherheit gibt und die Arbeit durch eine sinnvolle Wegeführung erleichtert.“
Grün und Rot geben im Innenbereich den Ton an
In dem für das Psychiatrische Pflegeheim in Liebenburg entwickelten Farb- und Materialkonzept dominieren im Innenbereich die Farben Grün und Rot. Daneben gibt es viel Weiß und helle, freundliche Holzakzente. Grüne Farbfelder und wechselnde Naturmotive aus dem Harz verleihen den um gemütliche Sitzmöglichkeiten erweiterten großzügigen, hellen Flurbereichen eine beruhigende Wirkung. Dem Grün steht das Rot gegenüber, das ebenfalls in der Natur zu finden ist und in der Demenz- und Geriatrieforschung als überdurschschnittlich gut wahrnehmbare Farbe gilt, wenn sie so wie hier kontrastreich eingesetzt wird. Rote Türbeschläge für die Zugänge zu den Bewohnerzimmern oder rot akzentuierte Schranktüren unterstützen die Orientierung ebenso wie die überdimensional großen Zahlen auf den Türen. Um eine schnelle Auffindbarkeit der WCs zu gewährleisten, wurden auch die Toilettendeckel, WC-Zugänge sowie Wandflächen der Sanitärbereiche in den Bewohnerzimmern mit roten Farbakzenten gestaltet.
Auch in den gemeinsamen Koch-, Ess- und Wohnbereichen wurden Farben und Materialien bewusst eingesetzt. Farblich akzentuierte Wandbereiche, dekorative Tapeten und farbige, massive Solitärschrankmöbel aus Holz unterstützen zugleich den Wohncharakter der Einrichtung. Jedes Bewohnerzimmer verfügt über ein eigenes Bad und ist mit einem Pflegebett der neuesten Generation ausgestattet. Weitere zentrale Gestaltungselemente sind die blend- und schattenfreie, gleichmäßige Beleuchtung sowie die harmonische Gestaltung der Böden aus PVC und Fliesen in freundlichen Beige- und Gelbtönen, die selbst beim Materialwechsel von PVC zu Fliesen durchgängig ausgeführt ist, damit für die Bewohner keine optischen Schwellen im Boden entstehen.
Robuste, strapazierfähige Materialien
So wie das gesamte Umfeld mit Blick auf die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen gestaltet wurde, so sind auch die eingesetzten Beschichtungsmaterialien optimal an die Anforderungen eines Pflegeheims angepasst. Der Malerbetrieb Rainer Bothe aus Bad Harzburg erhielt den Auftrag zur Ausführung der Malerarbeiten. „Was unser Gewerk betriftt, war das ein Projekt für eine technisch individuelle Ausstattung. Uns war schnell klar, dass sich die Familie Fontheim und die Architekten sehr ausführlich mit dem Thema beschäftigt haben“, erklärt Malermeister Thilo Bothe. „Unsere Aufgabe war es, den gesamten Innenbereich so zu gestalten, dass einerseits Räumlichkeiten entstehen, die den Charakter einer Wohnung haben und den Bewohnern eine heimelige Umgebung bieten, zugleich jedoch, dass auch stets die Situation des Pflegeheims mit den Ansprüchen an Strapazier- und Reinigungsfähgigkeit Berücksichtigung findet. In Kombination mit der Vorgabe, in kurzer Zeit große Flächen zu beschichten, war das für uns durchaus eine Herausforderung.“
Bothe wandte sich an Brillux und fand die gewohnte professionelle Unterstützung. Gemeinsam mit dem Technischen Berater wurden die passenden Beschichtungsmaterialien festgelegt. Um auf den mineralischen bzw. den Betonuntergründen die Anmutung glatter Trockenbauwände und -decken zu erhalten, wurden sämtliche Untergründe zunächst mit dem verarbeitungsfertigen Briplast Airless-Spachtel ELF 1890 bzw. Briplast Airless-Spachtel leicht ELF 1885 gespachtelt. Mit leistungsstarken Airlessgeräten ging die Spritzspachtelung der großen Flächen schnell von der Hand. Anschließend erhielten die Wandflächen ein strapazierfähiges, dimensionsstabiles Anstrichvlies.
Auf Empfehlung von Brillux kam das Crea Glas Glasvlies VG K 3000 zum Einsatz. Die Besonderheit dieses Glasvlieses ist die rückseitig aufgebrachte wasseraktivierbare Kleberschicht, die in Kombination mit dem Crea Glas Benetzungsgerät 1335 eine schnelle, einfache und rationelle Verarbeitung ermöglichte. Für die Optik der Wände war ein leichter Glanz gewünscht, zugleich war Reinigungsfähigkeit gefordert. So fiel die Entscheidung auf die Latexfarbe ELF 992 und Topp ELF 948. „Überall dort, wo wir es mit besonders strapazierten Wandflächen zu tun hatten, die hohen Belastungen ausgesetzt sind, führten wir die Schlussbeschichtung mit der Latexfarbe ELF 992 aus“, so Rainer Bothe. Die seidenglänzende Innendispersion verfügt über die höchste Nassabriebbeständigkeit Klasse 1 und ist nicht nur besonders strapazierfähig und reinigungsfähig, sondern auch desinfektionsmittelbeständig. Über das Brillux-Farbsystem standen dem Malerteam die gewünschten Farbtöne zur Verfügung. Mit Topp ELF 948 wurden im Psychiatrischen Pflegeheim in Liebenburg stumpfmatte Deckenanstriche mit einem sehr guten Oberflächenbild erzielt. „Neben der Beratung und Unterstützung zum Beispiel durch das Anlegen von Musterflächen ist die Lieferfähigkeit für uns ein ganz wichtiger Punkt bei Brillux. Das Material wird genau dann geliefert, wenn ich es brauche. Bei Bedarf wird es für mich zwischengelagert, sodass sich mein persönlicher logistischer Aufwand sehr in Grenzen hält“, so das Fazit von Thilo Bothe.