Gegenentwurf zum beschleunigten Leben
Die Psychosomatische Klinik im ehemaligen Kloster Dießen
Das ehemalige Kloster St. Vinzenz in Dießen am oberbayerischen Ammersee blickt auf eine tausendjährige Geschichte zurück. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von dem Augustiner Chor in den heutigen Klosterkomplex umgewandelt. Nach Zerstörungen in diversen Kriegen und Auseinandersetzungen, wurden Kloster und Kirche im 17. Jahrhundert zu einem barocken Kunstbau. Auch das anrainende Marienmünster entstand in dieser Zeit und zeugt wie das Augustinerchorherrenstift selbst von einem künstlerischen Bau. Hier ist eine Klinik für Psychosomatische Medizin entstanden, deren innen wie außenarchitektonischen Harmonie es darauf anlegt, eine heilsame Wirkung zu entfalten.
Im Mai 2018 eröffnete die Artemed-Klinikgruppe ihre Dependance im ehemaligen Kloster Dießen oberhalb des Ammersees. Die Klinik hat sich auf die Behandlung von Störungen wie Depression und Burnout, Verhaltenssüchte wie Internetabhängigkeit und Binge-Eating, Posttraumatische Belastungsstörungen sowie somatoforme und Persönlichkeitsstörungen spezialisiert. Das ehemalige Kloster fungiert dabei nicht nur als meditativer Rückzugsort mit einer langen spirituellen Geschichte. Auch die reichhaltige Kultur und Natur innerhalb und außerhalb der Klink tragen zum Wohlergehen der Patienten bei.
Differenziertes Farbkonzept
Mit dem Innenausbau der Klinik wurde das Münchener Atelier Pilati Interior & Design beauftragt. Auf den insgesamt etwa 7.000 Quadratmetern erarbeiteten die Innenarchitekten ein nach dem jeweiligen Ausblick der Räume differenziertes Farbkonzept: Die Zimmer mit Blick auf den See sind in Blautönen gehalten, die Zimmer mit Waldblick spiegeln das Grün der Natur wider und die Zimmer zum Hof arbeiten mit Grautönen.
Im Erdgeschoss des fünfstöckigen Gebäudes liegen Patientenempfang, Therapieflächen, Zimmer der leitenden Mitarbeiter sowie ein Aufenthaltsbereich für Patienten. In den oberen Stockwerken befinden sich die Bettenstationen. Insgesamt gibt es 98 Betten in 90 Einzel- und vier Zweibettzimmern. Dazu kommen 18 Einzel- und Gruppentherapieräume. Im Gartengeschoss gibt es einen Speisesaal, ein Wintergarten sowie Küche und Hauswirtschaftsbereich.
Konzept der psychosomatischen Klinik
Die Psychosomatische Klinik Kloster Dießen will psychisch erkrankte Menschen dabei unterstützten, sich von Ängsten und Depressionen zu befreien und den Weg ein zufriedenes Leben zurückzufinden. Das Haus nutzt den aktuellen wissenschaftlichen Stand, aber auch die natürlichen und kulturellen Ressourcen des klösterlichen Rückzugsortes. Es bietet einen „erfahrbaren Gegenentwurf zu den beschleunigten und belastenden Lebensbedingungen, denen der Anstieg an psychosomatischen Erkrankungen geschuldet ist“, wie es ein Konzeptpapier der Klinik zusammenfasst.
Eine Medizin, die die Psychotherapie in den Mittelpunkt ihres Praktizierens stelle, folge einer historischen Konsequenz. Die Keimzelle der Psychotherapie, die Zwiesprache zwischen Patient und Therapeut, sei auch in der Nachfolge dessen zu sehen, was früher das Gespräch zwischen Gläubigen und Geistlichen gewesen sei. Heute vertraue man freilich nicht mehr der Religiosität von Geistlichen, sondern vielmehr den der Wissenschaft verpflichteten Ärzten und Psychologen.
Nicht zu verkennen sei die geistesgeschichtliche Nachfolge in der man stehe. Immerhin seien die ersten Krankenanstalten in und aus Klöstern heraus entstanden. Medizin und Seelsorge könnten einander harmonisch ergänzen, wenn sie sich im klinischen Kontext in Haltung und Praxis der Säkularisierung und der Aufklärung verpflichtet fühlen.
Spirituelle und geistige Erfahrungen mit heilsamer Wirkung vermittle sich heute vielfach durch das Erleben von Kunst und Natur. Deshalb legt man in der Klinik besonderes Augenmerk auf künstlerische Ansätze in Werken, Kunst- und Musiktherapie – und auf körpertherapeutische Ansätze in Sport-, Bewegungs- und Tanztherapie. Auch tier- und naturgestützte Therapieansätze werden einbezogen.
Denkmalschutz- und klinische Anforderungen
Den Erhalt des Charmes des ehemaligen Klosters behielt man beim Umbau stets im Blick. Auch der Brandschutz nimmt Rücksicht auf das historische Erscheinungsbild. „Gebäude mit Denkmalschutzauflagen bringen immer besondere Herausforderungen mit sich. In Dießen mussten wir zudem auch die psychosomatischklinischen Anforderungen beachten – das war keine leichte Aufgabe. Doch wir haben eine wunderbare Balance zwischen den Bedürfnissen der Patienten und Ärzte, dem praktischen Nutzen und dem historischen Charme des Klosters schaffen können,“ erklärt Prinzessin Pilar zu Salm-Horstmar, vom Atelier Pilati Interior & Design, das mit dem Innenausbau beauftragt war.
„Mein persönlicher Lieblingsort ist der Raum der Bewegungstherapie mit der Gewölbedecke. Früher war dort das Bügelzimmer der Klosterschwestern untergebracht. Mich begeistert sowohl die Geschichte als auch die spürbare Ruhe des Raums. Überhaupt ist das Kloster Dießen ein besonderer Ort der Ruhe und somit auch ideal für die Genesung seiner Patienten.“
Orangerie und Schafsweide
Zu der Klinik gehört ein insgesamt zweieinhalb Hektar großer Garten: Auf der Seeseite befindet sich der alte Klostergarten mit einer Vielzahl an Obstbäumen, der kaum verändert wurde. Auch die alte Orangerie ist geblieben sowie das alte Wasserwerk, welches die Klinik heute noch mit Strom versorgt. Die Schafe, die in die tiergestützte Therapie eingebunden werden, grasen auf der angrenzenden Weide. Und gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten wird gerade ein Kräutergarten angelegt.
Kontakt
Psychosomatische Klinik Kloster Dießen GmbH & Co. KG
Klosterhof 20
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