„IdA ‑ Interdisziplinäre demenzsensible Akutversorgung“ am Start
Ministerin Ursula Nonnemacher eröffnete Projekt in der Klinik Hennigsdorf
Das mit Mitteln aus dem Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (g‑ba) der Bundesregierung geförderte Projekt „IdA ‑ Interdisziplinäre demenzsensible Akutversorgung“ ist jetzt offiziell an den Start gegangen.
Zur erfolgreichen Umsetzung der „Interdisziplinären demenzsensiblen Akutversorgung“ hat sich unter Führung der Oberhavel Kliniken GmbH ein Konsortium zusammengeschlossen, zu dem die Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, die Klinikum Niederlausitz GmbH, die Klinikum Campus GmbH/ FamilienCampus LAUSITZ, die AOK Nordost – Die Gesundheitskasse, die AGENON Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH sowie die Jäger Gesundheitsmanagement – JGM GmbH gehören. Die BAHN‑BKK und die Knappschaft arbeiten mit dem Konsortium als Kooperationspartner zusammen.
Zum Auftakt des Projektes hatte die Oberhavel Kliniken GmbH zu einer Eröffnungsveranstaltung mit Podiumsdiskussion in die Klinik Hennigsdorf eingeladen. Als Diskussionspartner im Podium waren der Leiter der Psychotherapie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Ernst von Bergmann Klinikums in Potsdam, Dr. Hasso Klimitz, Hanka Knoche, Vorstand der BAHN‑BKK, Dr. med. Heidi Müßigbrodt, Leitende Oberärztin der Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie der Klinik Hennigsdorf/ Oberhavel Kliniken GmbH, sowie Moritz Schönfelder, Fachbereichsleiter bei der AOK Nordost, und die Geschäfts‑ führerin der Klinikum Campus GmbH/FamilienCampus LAUSITZ, Simone Weber‑Karpinski, zusammengekommen. Durch die Diskussion führte Dr. Carsten Jäger von der Jäger Gesundheitsmanagement – JGM GmbH.
Die Stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Ursula Nonnemacher, wünschte allen Projektbeteiligten bei der Umsetzung gutes Gelingen.
„IdA ist ein echtes Zukunftsprojekt. Es ist wirklich wichtig, dass sich unsere Krankenhäuser weiterentwickeln und sich auf die immer älter werdende Gesellschaft ausrichten. Denn es wird immer mehr ältere Patienten mit einer kognitiven Beeinträchtigung wie zum Beispiel Demenz geben. Das ist nicht nur für Angehörige, sondern auch für Ärzte sowie alle Pflegekräfte eine große Herausforderung“.
Knapp 40 Prozent der älteren Patienten, die wegen einer körperlichen Erkrankung in einer Klinik behandelt werden, haben außerdem Gedächtnisbeeinträchtigungen, davon etwa 20 Prozent vom Schweregrad einer Demenz. Aus dieser Begleiterkrankung ergibt sich im Krankenhaus ein erhöhtes Risiko für Verwirrtheitszustände, Krankenhausinfektionen, Mangelernährung und Stürze. Daher liegen diese Patienten oft länger in der Klinik, müssen häufiger verlegt werden, und es entsteht ein erhöhter Behandlungs‑ und Betreuungsaufwand. Für das Pflegepersonal der somatischen Stationen bedeutet dies eine inhaltliche und zeitliche Herausforderung. Auch wünschen sich die Angehörigen häufig eine bessere Einbindung in den Behandlungsablauf.
Im Rahmen des Projektes „IdA‑Interdisziplinäre demenzsensible Akutversorgung“ werden geschulte Koordinatoren und Tagesbegleiter regelhaft eingesetzt. Die Koordinatoren sammeln und führen alle für die Versorgung des Patienten notwendigen Informationen zusammen in Kooperation mit Angehörigen, ambulanten Behandlern und Pflegediensten. Basierend darauf erstellt und terminiert der Koordinator den projektspezifischen Maßnahmeplan. Während des Krankenhausaufenthalts betreuen die Tagesbegleiter die Patienten, strukturieren ihren Tag und entlasten damit das Pflegepersonal.
„Der Aufenthalt im Krankenhaus kann für ältere Patienten und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Wir sind des‑ halb sehr froh, mit den vom Innovationsfonds der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mitteln Tagesbegleiter auf unseren somatischen Stationen etablieren zu können, die ältere Patienten ihren Bedürfnissen entsprechend im Stationsablauf unterstützen. Unsere Projektmitarbeiter stehen darüber hinaus für Angehörige wie auch ambulante Behandler und Versorger als Ansprechpartner zur Verfügung“.
„Gerade vor dem Hintergrund der großen psychiatrischen und geriatrischen Kompetenz unseres Hauses achten wir bei an Demenz erkrankten Patienten neben der Behandlung der eigentlichen Grunderkrankung ganzheitlich und individuell darauf, wie sie sich im Krankenhaus gut zurechtfinden können. Dank IdA können wir diese Bestrebungen nun weiter professionalisieren. Von diesem vielversprechenden Projekt profitieren die an Demenz erkrankten Patienten ebenso wie Angehörige, Klinikumsmitarbeiter und Mitpatienten. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit in diesem Verbund und mit den Tageshelfern in unserer Klinik“.
„Angehörige systematisch einzubeziehen und zum Beispiel Informationen über alltagsunterstützende Angebote zu erläutern, verbessert die Qualität der stationären Behandlung. Eine auf diese besonders verletzliche Patientengruppe zugeschnittene Schulung wird auch das besonders geforderte Pflegepersonal entlasten“.
„Aus unserem täglichen Geschäft wissen wir: Wenn ältere, demenzerkrankte Patienten beispielsweise wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus müssen, stellt das sowohl die Betroffenen und deren Familien als auch das Krankenhauspersonal vor große Herausforderungen. Für das Krankenhaus steht die Behandlung der Lungenentzündung im Vordergrund. Komplikationen, die sich aus der kognitiven Einschränkung des Patienten ergeben, sind oft nicht bekannt oder auch nicht im Blick. Hier braucht es eine Sensibilisierung, eine enge Begleitung der Betroffenen und ihrer Angehörigen durch speziell geschultes Personal und eine gute Vernetzung mit niedergelassenen Ärzten oder auch Pflegenden, um so einen schnellen Heilungserfolg zu erreichen und wiederholte Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Das Innovationsfondsprojekt IdA kann hier entscheidende Impulse setzen, was für uns als größte regionale Krankenkasse von besonderer Bedeutung ist. Denn die Menschen werden immer älter, Demenzerkrankungen und andere kognitive Einschränkungen nehmen zu. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden dabei noch schneller vom demografischen Wandel erfasst als der Rest Deutschlands“.
Alle Konsortialpartner werden sich gemeinsam für die Optimierung der stationären Versorgung von älteren Patienten mit akutem somatischen Behandlungserfordernis und kognitiven Einschränkungen einsetzen unter systematischer Vernetzung mit der ambulanten Versorgung, also mit Ärzten, Pflegediensten, Pflegeeinrichtungen und Beratungsstellen. „Zur besseren Vernetzung könnte beispielsweise eine telefonische Hotline etabliert werden“.
An fünf Standorten der drei beteiligten Kliniken werden Patienten ab 70 Jahren diese neue Versorgungsform erhalten. Die Qualität der Behandlung wird mit den Ergebnissen von Patienten dreier weiterer Kliniken verglichen auf der Grundlage von Daten der Kliniken und der beteiligten Krankenkassen, der durchgeführten Bewertungen und Einschätzungen der Pflegepersonen und Angehörigen. Das Projekt wird für vier Jahre mit insgesamt 7,2 Millionen Euro gefördert.
Durch „IdA“ soll sich die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen, Versorgungseinrichtungen und Berufsgruppen bei der Betreuung älterer Patienten verbessern. Im Erfolgsfall hilft diese neue Versorgungsform, sowohl die Behandlung im Krankenhaus zu verkürzen als auch die Wiedereinweisungsrate nach einem Krankenhausaufenthalt zu senken. Behandlungs- und Pflegefolgekosten, auch im ambulanten Bereich, könnten sich signifikant verringern.