Hygiene

Intelligent vernetztes Anreizsystem zur Händedesinfektion

22.08.2024 - Die Universität Rostock forscht an der Reduktion von Krankenhausinfektionen mit Schaffung von Anreizmechanismen für die Händedesinfektion.

Jährlich infizieren sich in deutschen Krankenhäusern bis zu 600.000 Patient*innen, was neben dem erhöhten Leid für Patient*innen auch erhebliche wirtschaftliche Belastungen zur Folge hat.

Die zusätzlichen Behandlungskosten pro Infektionsfall betragen im Durchschnitt 11.000 €. Die dafür notwendigen Behandlungsmaßnahmen und steigende Antibiotikaresistenzen durch immer häufiger auftretende multiresistente Erreger führen dazu, dass Patient*innen länger im Krankenhaus bleiben müssen. Um die Hygiene im Krankenhaus kontinuierlich zu überwachen, vervollständigt die Universität Rostock gemeinsam mit verschiedenen Partnern ein intelligent vernetztes Anreizsystem zur Händedesinfektion.

Die wirksamste Maßnahme zur Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen ist die korrekte Händehygiene, da bis zu achtzig Prozent aller Infektionserreger über die Hände übertragen werden. Eine Reduktion der Krankenhausinfektionen, der nosokomialen Infektionen, kann jedoch nur durch eine effektive Infektionskontrolle und -prävention erreicht werden. Die Herausforderung besteht also darin, sowohl die Quantität als auch die Qualität der Händedesinfektion zu verbessern. Dazu ist es notwendig, alle beteiligten Akteure einzubeziehen, Anreize für eine gute Händehygiene zu schaffen, die erzielten Ergebnisse nachvollziehbar zu kommunizieren und Optimierungsmaßnahmen einzuleiten.

System zur kontinuierlichen Überwachung der Hygiene

Dazu entwickelt das Institut für Informatik der Universität Rostock zusammen mit dem Helios Hanseklinikum Stralsund, der UCEF GmbH Rostock, dem FIR an der RWTH Aachen und der Logic Way GmbH aus Schwerin ein intelligent vernetztes Anreiz- und Dokumentationssystem aus digitalen Gesundheitswächtern und integrierter Gebäudetechnik zur kontinuierlichen Überwachung der Hygiene. Das Projekt mit dem Titel DiSH-O-Klin – DiSH-O-Klin steht für Digitale Simulation von Hygiene- und Optimierungsmaßnahmen für den Klinikbetrieb – wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Fachprogramms Medizintechnik gefördert.

Das Projekt baut auf ein bereits im Klinikalltag eingesetztes System auf, welches den Namen Helicoph trägt. Dies erlaubt die Erfassung von Händedesinfektionen über ein digitales Namensschild. Die Desinfektionsmittelspender sind dafür mit Bluetooth-Sendemodulen ausgestattet, die bei Benutzung des Spenders auf dem Namensschild eine Händedesinfektion verbuchen. Das Namensschild zeigt neben dem Namen auch die Zahl der am Tag durchgeführten Händedesinfektionen an und kommuniziert den aktuellen Händedesinfektionsstatus mit Hilfe von Smiley-Symbolen. Die Sichtbarkeit des Desinfektionsstatus ist für Personal und Patient*innen wichtig, um das Bewusstsein für die Händehygiene zu erhöhen und damit die Motivation für eine dauerhafte Verhaltensänderungen in der Händehygiene zu steigern.

DiSH-O-Klin ergänzt das bestehende System um neue Hardware- und Logikkomponenten, so dass die Träger*innen des digitalen Namensschildes nun auch auf die Notwendigkeit einer erneuten Händedesinfektion hingewiesen werden. Darüber hinaus wird erforscht, welche zusätzlichen messbaren Daten von den digitalen Gesundheitswächtern, aber auch von Sensoren aus der Umgebung genutzt werden können, um exakte Hygieneparameter zu messen und daraus Optimierungsmaßnahmen im Klinikbetrieb abzuleiten. Ziel ist es, ein vernetztes System zur permanenten Messung und Regelung der Hygienesituation zu entwickeln, das Kliniken als demonstrierbare Referenzlösung zur Verfügung gestellt wird.

Medizinisch führt das Projekt zu einer Reduktion von Krankenhausinfektionen und damit verbundenen Todesfällen. Ökonomisch ermöglicht es neben kürzeren Krankenhausaufenthalten und weniger Antibiotikaresistenzen einen gezielteren Einsatz von Ressourcen, beispielsweise durch KI-Anwendungen zur Analyse mit integrierter Gebäudetechnik zur exakten Messung von Hygieneparametern. Dadurch können Kosten gesenkt und die Rentabilität von Gesundheitsanbietern erhöht werden.

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