Klimaschutzpraxis für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen
29.03.2022 - Ergebnisse und Ausblick nach drei Jahren Energieeffizienz und Ressourcenschutz in 250 Kliniken
Nach drei Jahren Laufzeit endet das Projekt KLIK green – Krankenhaus trifft Klimaschutz am 30. April. Die Verbundpartner BUND Berlin, Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen und Universitätsklinikum Jena begleiteten ein Netz- werk aus rund 200 Krankenhäusern und 50 Reha-Kliniken bei der Umsetzung von Klimaschutz. Über den Projektzeitraum hinaus wirken über 1.600 Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Diese erreichen voraussichtlich eine Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase (Kohlendioxid-Äquivalenten/CO2äq) von mindestens 200.00 Tonnen, was den Emissionen von etwa 40.000 Hin- und Rückflügen auf die Malediven entspricht (Quelle: UBA).
Mit finanzieller Förderung aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative qualifizierte KLIK green in den teilnehmenden Einrichtungen 187 Klinikbeschäftigte zu Klimamanagern, die viele kreative Ideen realisierten: Vom Narkosegas-Wechsel bis hin zum plastikfreien Frühstückstablett. Dabei verfolgten sie das langfristige Ziel, Klimaschutzinitiativen in allen Bereichen zu implementieren und als Gesundheitsschutz für Patienten und Beschäftigte zu kommunizieren.
„Mit KLIK green haben wir Klimaschutz in Kliniken weit über Energieeffizienz hinaus verankert, die regionale Sichtbarkeit für das Klimaschutzengagement beteiligter Einrichtungen erhöht und damit viel mehr hervorgebracht als eine CO2äq-Reduktion. Das verdanken wir der enormen Einsatzbereitschaft der Kliniken, die Klimaschutz bereichsübergreifend und als Netzwerk voranbringen“, erklärt Projektleiterin Annegret Dickhoff vom BUND Berlin den Erfolg.
Insbesondere Klinikbeschäftigte aus der Technik, aber auch aus der Verwaltung, der Ärzteschaft und der Pflege koordinierten intern Klimaschutzmaßnahmen. Sie übernahmen diese Rolle nicht allein, sondern setzten sich mit Kollegen aus anderen Abteilungen zusammen, um verschiedenes Know-how in Klimateams zu bündeln.
Dadurch entstanden in den Kliniken Netzwerke, die Klimaschutz als Voraussetzung für Gesundheit förderten und Hebel für Klimaschutz in den Einrichtungen identifizierten. Einige entwickelten beispielsweise Indikatoren für eine klimafreundliche Klinikküche oder Lösungen für die klimaschädliche Wirkung von Narkosegasen.
Um Emissionen zu senken, erzielten folgende Hebel besonders große Effekte für Klimaschutz:
• Beleuchtung und Belüftung nach tatsächlichem Bedarf einstellen (338 Maßnahmen/rund
80.000 CO2äq Tonnen)
• Stromproduktion mit Erneuerbaren Energien und effiziente Wärmeversorgung priorisieren (188 Maßnahmen/rund 68.000 CO2äq Tonnen)
• Ressourcenschutz im OP durch weniger klimaschädliche Narkosegase leisten (22 Maßnahmen/ rund 22.000 CO2äq Tonnen)
• Lebensmittelreste, Fisch, Fleisch und Energieaufwand in der täglichen Verpflegung verringern (84 Maßnahmen/rund 8.500 CO2äq Tonnen)
Die Aktivitäten zeigten, dass Klimaschutz in Kliniken auch ohne hohen finanziellen Aufwand gelingt. Fast 30% aller Maßnahmen fallen in die Kategorie „nicht-investiv“ und 40% erfolgen mithilfe einer geringen Investition. Bezogen auf die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen erzielte der investive Klimaschutz den höchsten Anteil mit mehr als 60%, der vor allem durch Energiemaßnahmen umgesetzt wurde. Um solche Investitionen zu ermöglichen, führten die drei Verbundpartner eine Fördermittelrecherche durch. Mit umfangreichen Informationen versorgt, beantragten Kliniken infolgedessen Fördermittel für 72 Maßnahmen.
Beispiele für verschiedene Investitionsarten:
• Nicht-Investiv: Abschaffung des Narkosegases Desfluran, das bis zu 2.540-fach klimaschädlicher wirkt als CO2, Universitätsklinikum Augsburg, rund 700 CO2äq Tonnen im Jahr
• Gering-Investiv: Einführung eines Jobtickets, Klinikum Altenburger Land, 53 CO2äq Tonnen im Jahr
• Investiv: Umstellung von Dampftechnik auf Brennwerttechnik, Rhein-Maas Klinikum in Würselen, rund 856 CO2äq Tonnen im Jahr
Mit derzeit über 700 bilanzierten Maßnahmen für Energie- und Ressourceneffizienz in Kliniken greift das Projekt KLIK green auf einen umfassenden Fundus an Praxisbeispielen für effizienten Klimaschutz in Kliniken zurück und legt damit den Grundstein für weitere Entwicklungen.
„Projekte wie KLIK green haben einen Einfluss über den Kreis involvierter Einrichtungen hinaus und helfen, das Gesundheitswesen bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Damit fördert KLIK green auch nationale Klimaziele, denn Kliniken stehen auf Grund ihrer hohen Verbräuche wesentliche Hebel für Klima- und Umweltschutz zur Verfügung“, ist sich BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser sicher.
Auch nach Ende der Projektlaufzeit greifen die Verbundpartner das Thema weiter auf. Sie stehen den Klimamanagern auf Veranstaltungen zur Verfügung, pflegen die Austauschmöglichkeiten und bieten einen Zugang zu Informationsmaterial sowie Beratung an. Klimaschutz im gesamten Gesundheitswesen zu fördern und dort als Berufsfeld zu etablieren, bleiben als langfristiges Ziel über KLIK green hinaus bestehen.