Aus den Kliniken

Künstliche Lunge als Therapieoption bei Lungenversagen

24.03.2011 -

Die künstliche Lunge als Therapieoption bei Lungenversagen bietet die Intensivstation der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Würzburger Universitätsklinikums. Erforderlich kann sie werden bei schweren Fällen von Schweinegrippe, Lungenentzündungen oder auch massive Lungenverletzungen mit damit verbundenem Ausfall der Lungenfunktion und lebensgefährlichem Sauerstoffmangel. Wenn auch Beatmungsmaschinen nicht mehr helfen können, ist eine künstliche Lunge letztlich die einzige Möglichkeit, den Organismus mit genügend Sauerstoff zu versorgen.

"Im Vergleich zur letztjährigen H1N1-Infektionswelle beobachten wir und andere deutsche Universitätskliniken bei der aktuellen Schweinegrippewelle ein offenbar erhöhtes Auftreten von sehr schweren Formen des Lungenversagens", berichtet Prof. Norbert Roewer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Würzburg. "Nur mit High-End-Technologien und entsprechendem Anwendungs-Know-how ist das Leben dieser Patienten zu retten." Als langjährig etabliertem, überregionalem Zentrum für Patienten mit Lungenversagen stehen der Intensivstation der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie seit gut einem Jahr drei künstliche Lungen zur Verfügung. "Diese Technik, auch extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, genannt, ähnelt einer Herz-Lungen-Maschine", erläutert Dr. Thomas Wurmb, Oberarzt der Anästhesiologischen Intensivstation. "Aus einem großen Blutgefäß entnehmen wir über ein spezielles Kanülen- und Schlauchsystem das sauerstoffarme Blut des Patienten und führen es über eine Membran, die von Sauerstoff durchströmt wird. Hier findet der Gasaustausch statt: Kohlendioxid wird aus dem Blut entfernt, während es gleichzeitig mit Sauerstoff angereichert wird." Das so aufbereitete Blut wird anschließend durch einen zweiten Venenzugang wieder zum Patienten zurückgeführt.

Eine Frage des Know-how

Was sich zunächst einfach anhören mag, ist in Wirklichkeit eine hochkomplexe Therapie, die zur erfolgreichen Anwendung außer der aufwändigen Technologie vor allem speziell geschulte und erfahrene Experten erfordert. "Es gibt in Deutschland nur etwa zwei Dutzend Kliniken, die eine ECMO anbieten können", unterstreicht Dr. Ralf Michael Muellenbach, Leiter der Arbeitsgruppe Lungenversagen am Würzburger Universitätsklinikum. "Das bedeutet natürlich automatisch einen großen Wirkungskreis für jedes dieser Zentren."

24-Stunden ARDS-Notfall-Telefon

Deshalb unterhält die Würzburger Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie ein rund um die Uhr besetztes Notfalltelefon zur Übernahme von ARDS-Patienten. ARDS steht für Acute Respiratory Distress Syndrome, die schwerste Form des Lungenversagens. "Entsprechend der Dringlichkeit der hier eingehenden Anfragen bieten wir eine ganze Palette an Leistungen - von der Beratung über einen Transfer nach Würzburg bis hin zur Behandlung vor Ort." In besonderen Fällen startet ein Spezialistenteam zusammen mit der transportablen ECMO-Einheit per Intensiv-Transportwagen oder auch Hubschrauber und bringt den erfolgreich an die künstliche Lunge angeschlossenen Patienten zur weiteren Behandlung ans Uniklinikum Würzburg.

Ein Service weit über die Region hinaus

Angefragt wird dieser Service zum Beispiel von Kliniken aus ganz Deutschland, aber auch aus Russland oder Libyen gingen schon Hilfsgesuche ein. In den letzten zwölf Monaten waren die drei Würzburger ECMO-Geräte rund 20 Mal im Einsatz, wobei die Patienten jeweils zwischen einer und vier Wochen an der Maschine angeschlossen waren.

Schwere Schweinegrippe-Fälle erfolgreich behandelt In den letzten Monaten wurden an der Klinik für Anästhesiologie fünf schwere Fälle einer H1N1-Infektion erfolgreich behandelt. Einmal rückte das ARDS-Notfallteam mit einem Intensiv-Transportwagen des Bayerischen Roten Kreuz zu einer süddeutschen Klinik aus, um vor Ort eine ECMO zu implantieren und den Patienten nach Würzburg zu transportieren. Sein Leben konnte durch die künstliche Lunge gerettet werden. Keine Selbstverständlichkeit, denn trotz der Erfolge verstirbt derzeit noch etwa die Hälfte der mit dieser Methode behandelten Patienten. "Bei dieser auf den ersten Blick vielleicht hoch erscheinenden Mortalitätsrate darf man allerdings nicht übersehen, dass wir es hier mit Erkrankungen zu tun haben, die ohne ECMO zu 100 Prozent tödlich verlaufen", betont Prof. Roewer.

Kontakt

Universitätsklinikum Würzburg

Josef-Schneider-Straße 2 , Haus D3
97080 Würzburg

+49 931 201 0
+49 931 201 61788

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