Aus den Kliniken

Medizinische Hochschule Hannover schreibt schwarze Zahlen

18.05.2011 -

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat auch im siebten Jahr in Folge schwarze Zahlen zu vermelden: 2010 hat die MHH in ihren Kliniken so viele Patienten wie noch niemals zuvor behandelt - 54.875 Menschen wurden stationär versorgt, ambulant zählte die Hochschule 370.373 Behandlungskontakte.

Auch in der Forschung gab es einen neuen Rekord: Die verausgabten Drittmittel stiegen gegenüber 2009 noch einmal um fünf Prozent auf 84,6 Mio. €. "Unser größtes Kapital sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", betonte MHH-Präsident Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann während der Bilanz-Pressekonferenz. "Der Erfolge im vergangenen Jahr sind nur dank des Engagements jeder und jedes Einzelnen möglich geworden."

Die wirtschaftliche Entwicklung

Die MHH konnte auch 2010 ihre Bilanz mit einem leichten Plus abschließen. "Wir schreiben im siebten Jahr in Folge schwarze Zahlen, da dürfen wir schon von einer kleinen Erfolgsgeschichte sprechen", sagte Vizepräsident Holger Baumann, zuständig für das Ressort Wirtschaftsführung und Administration. Trotz eines Betriebsergebnisses von 5,3 Mio. € konnte die MHH für 2010 aber nur einen Jahresüberschuss von 1,8 Mio. € ausweisen, gegenüber 5,7 Mio. € im Jahr 2009.

Sondereffekte wie das erstmals angewendete Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz haben das Jahresergebnis mit 3,5 Mio. € belastet. Die Betriebserträge (ohne Landeszuschuss) steigen 2010 um 7,2% auf 583,1 Mio. €. Der Landeszuschuss für Lehre und Forschung lag bei 164,7 Mio. €.

Fast 9.000 Menschen arbeiten - in Voll- oder Teilzeit - an der MHH. Das sind 1.400 mehr als im Jahr 2004. Im vergangenen Jahr betrug der Personalaufwand 400,9 Mio. €, 15 Mio. € mehr als 2009 - bedingt durch Tarifsteigerungen und einen Anstieg der Vollkräfte um fast 280 im Vergleich zu 2009. "Von den 7.319 Vollkraftstellen wurden 2010 fast 870 über Drittmittel finanziert - Tendenz steigend", erläuterte Baumann. Der Materialaufwand betrug 2010 195,8 Mio. € (plus 9,9%). Trotz der schwarzen Zahlen in der Bilanz ist der Vizepräsident nicht ganz zufrieden. "Unsere Rendite ist nicht hoch genug, um aus eigener Kraft größere Investitionen zu stemmen."

Die Krankenversorgung

Die Krankenversorgung hat ohne eine Ausweitung der Bettenkapazität ihre Leistung weiter gesteigert. Mit einer mittleren Verweildauer der Patienten in der Klinik von 8,28 Tagen und einem Fallschweregrad (Casemix Indes, CMI) von 1,80 liegt die MHH bundesweit im Spitzensegment.

Für Vizepräsident Dr. Andreas Tecklenburg, zuständig für das Ressort Krankenversorgung, sind die Strategie der Hochschule und das Engagement der Beschäftigten die Schlüssel zum Erfolg. "Die Fokussierung auf Schwerpunkte bei einer Leistungsfähigkeit, die nur ein Supramaximalversorger wie die MHH bieten kann, sichert unsere Position." Die Hochschule werde von anderen Kliniken als ein Partner geschätzt, der sich um schwerstkranke Patienten kümmere. Dabei spielt die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachgebiete eine zentrale Rolle. "Mit der Übernahme der Hautklinik im Frühjahr 2011 werden wir demnächst alle Disziplinen auf dem MHH-Campus versammelt haben, bis auf die Orthopädie", betonte Tecklenburg. "Das ist mir besonders wichtig, denn die Medizin wird immer komplexer, interdisziplinäres Handeln für den Patienten damit immer wichtiger."

Die Forschung

Prof. Bitter-Suermann brachte es auf eine kurze Formel: "Die Forschung an der MHH boomt weiterhin." Im Jahr 2010 hat die MHH den Sonderforschungsbereich 900 zu chronischen Infektionen und eine klinische Forschergruppe "Autoimmunität" zusätzlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt bekommen.

Damit sind es sieben Sonderforschungsbereiche mit Koordinatorfunktion und der MHH als Sprecherhochschule, ein Transregio-Sonderforschungsbereich mit 50-prozentiger Beteiligung sowie zwei Forschergruppen und zwei Klinische Forschergruppen der DFG. Hinzu kommt aus der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern der Exzellenzcluster REBIRTH zu regenerativer Medizin. Außerdem fördert das Bundesforschungsministerium (BMBF) das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx). Erfolgreich war die MHH auch bei der Großforschungsinitiative vom BMBF und der Helmholtz-Gesellschaft: Die Hochschule wird Partnerstandort in dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und im Deutschen Zentrum für Lungenforschung. "Damit haben wir unsere Spitzenstellung in der medizinischen Forschung untermauern können", sagte der Präsident.

Die Lehre

3.088 junge Menschen studieren an der MHH. Der Modellstudiengang Medizin ist zu einem Markenzeichen der Hochschule geworden. "Die Kombination aus früher und intensivierter klinischer Praxis und wissenschaftlicher Ausbildung - mit dem Kern des strukturierten medizinischen Promotionsprogramms StrucMed - stößt auf hohes Interesse", sagte Prof. Bitter-Suermann. "Die über die vergangenen drei Jahre anhaltenden Attacken der auf das Einklagen von Medizinstudienplätzen spezialisierten Anwaltskanzleien haben in diesem Jahr mit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg ein Ende gefunden", ergänzte er, "und der MHH mit dem auf 270 Studienplätze festgelegten Jahreskontingent nun wieder Sicherheit gegeben."

Die Graduiertenstudiengänge haben unter dem Dach der Hannover Biomedical Research School (HBRS) ihre nationale Spitzenstellung behauptet. Das europäische Graduiertenkolleg IRTG 1272 "Strategien menschlicher Krankheitserreger zur Etablierung akuter und chronischer Infektionen" zusammen mit dem Karolinska-Institut in Stockholm ist mit hoher Anerkennung für eine zweite Laufzeit von der DFG verlängert worden. Auch die HBRS zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wird von der Exzellenzinitiative gefördert.


Der Ausblick

"Die MHH will auch 2011 ihren Erfolgskurs fortsetzen", bekräftigte der Präsident. Doch die Vorzeichen werden schwieriger. "Obwohl sich unsere Ausgaben durch Preissteigerungen erhöhen werden, sind keine signifikanten Ertragssteigerungen zu erwarten", sagte Vizepräsident Baumann.

Als einziger Ausweg bleibe eine Leistungssteigerung. "Dabei geht es vor allem darum, Prozesse zu optimieren." Vizepräsident Dr. Tecklenburg führte ein Beispiel an: Im SPIC-Projekt wird die MHH die gesamten bildgebenden Verfahren in der Klinik gemeinsam mit der Firma Siemens erneuern. "Wir werden nicht nur den Gerätepark komplett auf den neusten Stand bringen, sondern auch die Abläufe optimieren", erklärte Dr. Tecklenburg. "Auf diese Weise können wir bei jeder Behandlung einen Tag Wartezeit sparen. Für die Patienten bedeutet das, einen Tag eher Klarheit über die weitere Therapie zu haben - und für uns enorme Kosteneinsparungen."

Auf dem MHH-Campus wird auch 2011 kräftig gebaut. Im Juni wird das Pädiatrische Forschungszentrum eröffnet. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau eines Klinischen Laborgebäudes begonnen werden. Die Nuklearmedizin wird umgebaut, ebenso wie die Radiologie für das SPIC-Projekt. "Die Bautätigkeit hört aber nicht an der Grenze des MHH-Campus auf", erläuterte Baumann. "Gleich neben der MHH entsteht mit dem HCTM ein Zentrum für klinische Studien. Kaum einen Kilometer entfernt wird noch in diesem Jahr damit begonnen, das Niedersächsische Zentrum für Biomedizintechnik zu errichten."

Die Diskussion, ob die MHH zu einer Stiftung öffentlichen Rechts werden soll, ist derzeit voll im Gange. Der Senat hat Arbeitsgruppen gebildet. In den nächsten Monaten sollen die Grundzüge einer Satzung erarbeitet werden. "Wir als Präsidium sehen in dem Stiftungsmodell die Chance, die MHH als erfolgreiche, eigenständige Hochschule weiterzuführen - und zwar besser als es zur Zeit möglich ist", sagte Prof. Bitter-Suermann.

Kontakt

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