IT & Kommunikation

Modellierungsnetzwerk zur Erforschung von Ausbreitungsdynamiken schwerer Infektionskrankheiten

13.05.2022 - Um die Auswirkungen einer Ausbreitung von schweren Infektionskrankheiten auf die Gesellschaft und die Effekte von Eindämmungsmaßnahmen abschätzen zu können, ist der Einsatz von Modellen, wie beispielsweise auch bei SARS-CoV-2/COVID-19 geschehen, unerlässlich.

Zur Stärkung der Modellierungskompetenz in Deutschland fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sechs Forschungsverbünde und eine übergeordnete Koordinierungsstelle. Diese Koordinierungsstelle wird unter Federführung des Juniorprofessors Dr. Alexander Kuhlmann an der Universitätsmedizin Halle angesiedelt. Dafür stellt das BMBF bis Ende April 2025 mehr als eine Million Euro bereit.

„Die Koordinierungsstelle soll zwar keine eigenen Forschungsarbeiten durchführen, wird indirekt jedoch zum Erkenntnisgewinn und zur Wissensverbreitung entscheidend beitragen, indem sie den interdisziplinären wissenschaftlichen Austausch zwischen den Forschungsverbünden fördert, Instrumente zu Datenmanagement und -aufbewahrung anbietet und die Dissemination der Ergebnisse unterstützt. Neben dem Leitungsteam, bestehend aus Juniorprofessor Dr. Alexander Kuhlmann, Juniorprofessor Dr. Jan Christoph und Professor Dr. Rafael Mikolajczyk, wird die Koordinierungsstelle Mitarbeitende für die wissenschaftliche Koordination, für das Projektmanagement und das Datenmanagement sowie ein Sekretariat beschäftigen, die sich den verschiedenen Aufgabengebieten widmen und als Ansprechpersonen fungieren“, erläutert Kuhlmann, der an der Universitätsmedizin Halle die Juniorprofessur für Gesundheitsökonomie/Versorgungsforschung innehat und schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der entscheidungsanalytischen Modellierung mit Fokus auf Infektionskrankheiten und Onkologie arbeitet und forscht.

Die Koordinierungsstelle soll übergeordnet die Arbeit der Modellierungs-Verbünde auf verschiedenen Ebenen unterstützen. „Vor allem geht es darum, die Akteure stärker miteinander zu vernetzen, Methoden zu standardisieren, den Austausch von Wissen und Daten voranzubringen und weitere Akteure aus relevanten Fachdisziplinen und Fachgesellschaften einzubinden. Ein besonderes Anliegen ist uns zudem, die Ausbildung von jungen Modellierern in Deutschland mit der Entwicklung von gemeinsamen Lehr- und Fortbildungsprogrammen zu fördern“, so Kuhlmann weiter. Die Forschung der Verbünde dürfte auch für andere Forschungsnetzwerke, wie beispielsweise das Deutsche Zentrum für Lungenforschung, die NUM-Initiative oder die Zoonose-Plattform, von hoher Relevanz sein, so Kuhlmann: „Die Koordinierungsstelle wird die Kooperation und den wissenschaftlichen Austausch mit diesen Netzwerken/Zentren aktiv fördern und das Modellierungswissen zur Beantwortung übergeordneter Fragestellungen zugänglich machen.“

Außerdem sei geplant, mathematische Modellierungsansätze und deren Nutzen, aber auch ihre Grenzen, der breiten Öffentlichkeit näherzubringen. „Mit der Corona-Pandemie ist der mathematischen Modellierung in Deutschland erstmals eine große Aufmerksamkeit in weiten Teilen der Gesellschaft zuteilgeworden. Somit ist es, auch im Hinblick auf die Komplexität des Forschungsgebietes, nur allzu verständlich, dass es teilweise Unsicherheiten hinsichtlich der Einordnung von Modellergebnissen und darüber, was Modellierungen leisten können, gegeben hat. Daher möchten wir auch dazu beitragen, das Verständnis über mathematische Modellierungen in der Gesellschaft zu stärken“, so der Juniorprofessor.

„Die hochkarätige Drittmittel-Einwerbung von Kuhlmann zeigt, dass die gezielte Etablierung und Förderung von Juniorprofessuren an der Universitätsmedizin Halle zu einer erfolgreichen Profilbildung und strategisch gelungenen Schwerpunktentwicklung führt. Es ist also nicht nur ein sinnvolles Instrument der akademischen Nachwuchsförderung, sondern es lohnt sich für den gesamten Standort. Denn damit gehen neue und wichtige Impulse einher, die nicht nur unseren Standort voranbringen, sondern auch zur Wahrnehmung hallescher epidemiologischer und gesundheitsökonomischer Versorgungsforschung beitragen“, resümiert Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Neben der Koordinierungsstelle wurde zudem ein eigener Forschungsverbund „OptimAgent“ eingeworben; an einem weiteren namens „RESPINOW“ ist die Universitätsmedizin Halle als Partner beteiligt.

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