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Netzhaut-Untersuchung mit dem Smartphone

05.01.2022 - Forschende vergleichen Adapter, mit denen sich die Handy-Kameras für Augenuntersuchungen nutzen lassen.

Eine der häufigsten Ursachen für Erblindung sind Netzhautschäden, die zum Beispiel im Zusammenhang mit Diabetes auftreten können. Für aufwendige Untersuchungen des Augenhintergrundes fehlt jedoch vor allem in Entwicklungsländern häufig das Geld. Die Untersuchung ist wichtig, um Schäden an der Netzhaut möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Als kostengünstige Alternative lassen sich solche Untersuchungen auch mit dem Smartphone durchführen. Hierfür wird ein Adapter benötigt. Ein Team der Universitäts-Augenklinik Bonn hat solche Adapter und Anwendungsmöglichkeiten hierfür verglichen. Die Ergebnisse sind nun in „Der Ophthalmologe“ veröffentlicht worden.

„Die Bildqualität konventioneller Geräte zur Untersuchung des Augenhintergrundes ist Smartphone-basierten Lösungen im Allgemeinen überlegen”, sagt Dr. Maximilian Wintergerst von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Jedoch seien Aufnahmen mit dem Fotoapparat des Mobiltelefons bei Netzhautveränderungen im Zusammenhang mit der Zuckerkrankheit (diabetische Retinopathie) viel versprechend. Automatische Bildverarbeitungsalgorithmen ermöglichen Weitwinkelaufnahmen, die den Nachteil eines relativ kleinen Blickfeldes teilweise ausgleichen. In einer früheren Studie führte Wintergerst Untersuchungen zusammen mit Kollaborationspartnern an der Sankara Augenklinik in Bangalore (Indien) durch. Dabei zeigte sich, dass sich mit dem Smartphone ein Großteil der Netzhautveränderungen durch diabetische Retinopathie erkennen ließen.

Die Adapter wiegen wenige Gramm bis zu einem Kilogramm

In der aktuellen Studie verglich Wintergerst nun mit weiteren Wissenschaftlern insgesamt elf als Medizinprodukte zertifizierte Adapter, die für Untersuchungen mit dem Smartphone gedacht sind. Sie werden vor der Kameralinse befestigt und verfügen über Speziallinsen, die die Aufnahme der Netzhaut ermöglichen. Die Forschenden durchsuchten Datenbanken und stellten die Ergebnisse in einer Literaturrecherche zusammen. Sie verglichen die Adapter etwa hinsichtlich der damit erstellten Bilder, Anschaffungskosten, Gewicht, Software, Anwendungsbereich und Smartphone-Kompatibilität. “Ziel ist es, einen systematischen Überblick über Smartphone-basierte Möglichkeiten zu geben”, sagt Wintergerst. „Die Studie zeigt Potential, Limitationen und mögliche zukünftige Entwicklungen der Technik auf und kann dabei helfen, für den jeweiligen Anwendungsbereich den geeigneten Adapter zu finden.“

Smartphones mit geeigneter Optik werden inzwischen nicht nur im Einsatz bei diabetischer Retinopathie erprobt, sondern auch beim Glaukom (Grüner Star), in der Notfallmedizin und in der Pädiatrie. “Kinder sind gegenüber Smartphones in der Regel aufgeschlossener als gegenüber größeren Geräten zur Messung des Augenhintergrundes”, sagt Wintergerst. Auch in der Lehre lässt sich die Smartphone-basierte Variante einsetzen, da sie leichter handhabbar und im Gegensatz zu herkömmlichen Geräten die dargestellten Bilder für Lehrende und Studierende gleichermaßen sichtbar sind.

Perspektiven für die Telemedizin

„Die Smartphone-basierte Augenhintergrunduntersuchung eröffnet auch neue Möglichkeiten in der Telemedizin”, sagt. Prof. Dr. Robert Finger, Co-Autor der Studie. Einfache Augen-Untersuchungen ließen sich zum Beispiel an Hilfspersonal vor Ort delegieren. Augenärzte könnten dann telemedizinisch mithilfe der so gewonnenen Daten die Diagnose stellen. Zusätzlich ist die Kombination mit künstlicher Intelligenz ein vielversprechender Ansatz, dem die Bonner Wissenschaftler in Kollaboration mit der Informatik der Universität Bonn nachgehen. Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik und Co-Autor der Studie ergänzt: „Die Smartphone-basierte Fundusfotografie könnte vor allem in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen zur Verbesserung der augenärztlichen Versorgung beitragen.”

Neben der Universität Bonn förderten unter anderem die Else Kröner-Fresenius-Stiftung, das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft die Studie.

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