Aus den Kliniken

Neue Chirurgische Notaufnahme am Universitätsklinikum

05.06.2019 -

Anfang Juni öffnete die neue Chirurgische Notaufnahme im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

Mediziner und Pfleger haben in den vergangenen Wochen den Umzug vom alten Standort im Haus 58 in das Operative Zentrum Haus 32 akribisch vorbereitet, damit ein übergangsloser Start möglich war. Mit dem Betriebsbeginn in den neuen Räumen schließt zeitgleich der alte Standort. Die Chirurgische Notaufnahme stellt mit insgesamt 35.000 Patienten pro Jahr den größten Notfallbereich des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus dar. Die Notaufnahme hat an allen Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet und umfasst ein Behandlungsspektrum, dass Krankheitsbilder aller chirurgischen Fachdisziplinen beinhaltet: von der Unfall- über die Kinder- bis zur Neurochirurgie.

Mit der Chirurgischen Notaufnahme geht nun der letzte große Abschnitt im neuen Operativen Zentrum Haus 32 in Betrieb. „Als Maximalversorger bieten wir Spitzen- und Notfallmedizin auf höchstem Niveau – und das ab sofort in Räumen, die in Bezug auf die Ausstattung wie auch die räumliche Struktur dem neuesten Stand entsprechen“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums. „Damit ist das Dresdner Uniklinikum in den kommenden Jahren für die Herausforderungen der Notfallmedizin und der Patientenversorgung gut gerüstet“, sagt Katrin Erk, neuer Kaufmännischer Vorstand am Uniklinikum. „Mit dem neuen Standort in Haus 32 stehen nun doppelt so viele Behandlungsplätze sowie kurze Wege für noch schnellere Behandlungsoptionen zur Verfügung“, ergänzt der ärztliche Leiter der Chirurgischen Notaufnahme, Priv.-Doz. Dr. Christian Kleber.

Personal aufgestockt - Ausstattung verbessert

Im Gegensatz zum alten Standort im Haus 58 ist im Haus 32 zusätzlich die Notfallversorgung der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde integriert. Um diese Herausforderungen zu meistern, wird sowohl das Personal aufgestockt als auch die medizinisch-technische Ausstattung entscheidend verbessert. „Als Universitätsklinikum mit verschiedensten Zentren, wie dem überregionalen Traumazentrum, Level-1 Wirbelsäulenzentrum, Kinderpolytraumazentrum, Replantationszentrum, dem EndoProthetikZenrum der Maximalversorgung (EPZ-max) und vielen mehr, nimmt die Chirurgische Notaufnahme eine Schlüsselrolle in der notfallmedizinischen Versorgung der Menschen in Dresden und Ostsachsen ein“, sagt Prof. Klaus-Dieter Schaser, Ärztlicher Direktor des UniversitätsCentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie.

„Der Schwerpunkt in der Notaufnahme liegt vor allem auf der Schwerstverletztenversorgung im Rahmen des überregionalen Traumazentrums”, so Priv.-Doz. Dr. Kleber. Behandelt werden Krankheitsbilder aller chirurgischen Fachdisziplinen: von der Unfall- über die Kinder- bis zur Neurochirurgie. Um den unterschiedlichen Ansprüchen eines so breiten Behandlungsspektrums besser gerecht zu werden, setzen die Mediziner auf das Manchester-Triage-System. Dabei handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren zur Ersteinschätzung der Patienten in der Notaufnahme, so dass eine Differenzierung nach dem Grad der Schwere der Verletzung und Erkrankung möglich wird. Mit dem System ist es viel einfacher und transparenter, die Behandlungsprioritäten einzuschätzen. „Wir erkennen dadurch viel schneller, bei welchen Patienten die Verletzungen so schnell es geht behandelt werden müssen“, sagt Katja Mühle, die als Funktionsbereichsleiterin der Chirurgischen Notaufnahme des Uniklinikums viele Fäden in der Hand hält. Für die Patienten wird die Kategorisierung durch eine räumliche Trennung bemerkbar, die zusätzlich durch eine unterschiedliche und alltagsverständliche Farbgebung verdeutlicht wird. Die Patientengruppen kommen dabei nicht miteinander in Kontakt, was eine effiziente, sorgfältige und der Verletzung angemessene Behandlung ermöglicht. Im großzügigen Wartebereich mit 64 Plätzen können die Patienten über einen Monitor sehen, wie lange sie sich noch gedulden müssen.

Kurze Wege und modernste Ausstattung

Die neue Raumstruktur geht einher mit dem Prinzip der kurzen Wege. Ein Aspekt dabei betrifft die Luftrettung, die in der Notfallchirurgie eine mitunter lebensentscheidende Rolle spielt. Zwar befindet sich der Hubschrauberlandeplatz weiterhin auf dem Dach des benachbarten Hauses 59. Über eine Brücke sind die beiden Gebäude direkt miteinander verbunden, so dass die Patienten vom Landeplatz aus über einen Fahrstuhl direkt in den Schockraum gebracht werden können.

„Bisher haben wir die Patienten noch durch die Gänge schieben müssen“ sagt Dr. Anne Osmers, geschäftsführende Leiterin der Chirurgischen Notaufnahme. Die Anordnung von mehreren getrennten Behandlungs- beziehungsweise Überwachungsplätzen direkt am administrativen Stützpunkt der Chirurgischen Notaufnahme bietet zudem sowohl den Patienten das Gefühl der Betreuung als auch dem Pflegepersonal die Sicherheit der notwendigen Überwachung der Patienten. Verbessert hat sich auch die Wegeführung generell. Konnten am alten Standort nur die Teams aus zwei Rettungswagen parallel die Patienten dem Team der Chirurgischen Notaufnahme übergeben, gibt es im Haus 32 insgesamt sieben Stellplätze für die Fahrzeuge. Die Rettungswagen können eigenständig an- und abfahren, ohne dass ein parallel agierendes Fahrzeug rangieren muss.

Die medizintechnische Ausstattung der neuen Notaufnahme entspricht höchsten Standards. Zur Behandlung von Schwerverletzten und akuten Notfällen mit Lebensgefahr stehen unter anderem zwei speziell ausgestattete Schockräume für schwerverletzte und polytraumatisierte Patienten zur Verfügung. Einer dieser Reanimierungsräume hat eine Doppelfunktion und kann im Bedarfsfall schnell und unkompliziert in einen Not-Operationssaal verwandelt werden. Für die Radiologie steht ein Computertomograph im Raum direkt neben dem Schockraum. „Für Polytraumen ist die Computertomographie das entscheidende bildgebende Verfahren“, sagt Dr. Anne Osmers. Am alten Standort wurden Patienten nach der Erstsichtung erst in die Radiologie gebracht, um Aufnahmen am Computertomograph zu machen.

Schnelle Umstellung auf Katastrophenbetrieb

Ein wichtiger Aspekt bei der Planung war die Möglichkeit, im Katastrophenfall die Chirurgische Notaufnahme der jeweiligen Situation anzupassen. Dies war in Haus 58 nicht möglich. „Angesichts der allgemeinen Sicherheitslage sowie der Zunahme von Massenunfällen und Katastrophen wollten wir uns ganz bewusst für diese Fälle wappnen, um der Lage schnell und so gut es geht Herr zu werden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Kleber. Die Umstellung der Notaufnahme auf einen solchen Extremfall wurde dabei so konzipiert, dass der reguläre Betrieb weiterlaufen kann. Neu integriert ist etwa eine Dekontaminationseinheit und ein eigener Zugang für die Katastrophenopfer durch eine Schleuse, so dass eventuell infizierte Patienten mit den regulären Patienten nicht in Kontakt kommen. Auch die Einsatzleitung für die Bewältigung der Katastrophe wird zukünftig von einem eigenen Raum im Haus 32 gesteuert. Wie dies im Ernstfall funktioniert, wurde im Januar bei einer großangelegten Übung im Haus 32 zusammen mit Rettungsdiensten und Polizei trainiert.

Ein weiteres wichtiges, handlungsleitendes Prinzip bei der Planung war die Einbeziehung der jeweiligen Fachdisziplinen, deren Mitarbeiter die in der Notfallambulanz aufgenommen Patienten weiter versorgen. Diese Interdisziplinarität hat Methode am Universitätsklinikum Dresden. In enger Abstimmung mit dem UniversitätsCentrum für Gesundes Altern wurde beispielsweise ein abgeschirmter Raum für die Behandlung geriatrischer Patienten geschaffen. „Die psychosoziale Nachsorge hat bei uns eine hohe Priorität. Wir betrachten das Thema mit größter Sorgfalt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Kleber. Natürlich verlangt auch die Behandlung von Kindern eine hohe Sensibilität. Um diese zu gewährleisten, setzt man im neuen Haus 32 auf separate Bereiche für die Kinder- und Erwachsenennotfallchirurgie.
 

Kontakt

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ­Dresden

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