Neue Online-Fortbildung soll hohe Beratungsqualität bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs sicherstellen
25.11.2021 - Ein neues kostenloses Online-Programm unterstützt Ärzte bei der Aufklärung und Beratung von Menschen mit einem erhöhten Risiko für familiär bedingten Brust- und Eierstockkrebs. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat diese Fortbildung gemeinsam mit dem Deutschen Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs konzipiert. Das Programm ist von der Ärztekammer Westfalen-Lippe mit 14 CME-Punkten anerkannt.
Auf einer Online-Plattform können sich Teilnehmer Wissen in Videoschulungen aneignen. Die Online-Vorträge vermitteln fachspezifische Inhalte zu genetischen Risiken, zum Gendiagnostikgesetz, zu den diagnostischen und therapeutischen Optionen und den besonderen Anforderungen an die Kommunikation mit Risikopatienten. Im Anschluss an die Vorträge findet, ebenfalls online, eine kurze Lernerfolgskontrolle statt.
Bei rund 30 Prozent aller Betroffenen mit Mamma- oder Ovarialkarzinom liegt eine familiäre Risikokonstellation vor. Von diesen tragen rund 30 Prozent eine Mutation in einem der bekannten Risikogene BRCA 1 und BRCA 2, die mit einem Gentest nachgewiesen werden können. Rund 60 Prozent entwickeln bis zum 80. Lebensjahr Brustkrebs, bei 20 bis 40 Prozent bildet sich Eierstockkrebs. Deutlich erhöht ist bei Brustkrebs-Betroffenen auch das Risiko für ein Karzinom in der zweiten Brust. Bei rund 40 Prozent tritt innerhalb von 25 Jahren ein weiteres Karzinom auf. Da die Mutationen vererbt werden können, haben auch Familienmitglieder ein erhöhtes Krebsrisiko. Betroffene und deren Angehörige stellen sich dann oftmals die Fragen, wie hoch das individuelle Erkrankungsrisiko ist und ob eine vorsorgliche Entfernung von Brust oder Eierstock sinnvoll ist.
„Ärzte können in der Fortbildung grundlegende Kenntnisse erwerben, wie eine fundierte Beratung erkrankter Personen mit einer familiär gehäuft auftretenden Krebserkrankung durchgeführt werden sollte“, sagt Professorin Dr. Rita Schmutzler, Direktorin des Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsklinik Köln und Koordinatorin des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Die Inhalte des Curriculums wurden durch die Arbeitsgemeinschaft Curriculum des Deutschen Konsortiums entwickelt, basierend auf den Vorarbeiten am Zentrum Familiärer Burst- und Eierstockkrebs der Uniklinik Köln.
„Genetische Beratung ist insbesondere für alle gynäkologisch-onkologisch tätigen Fachärzte hochrelevant und wichtiger Bestandteil ihrer täglichen Arbeit“, bestätigt auch PD Dr. Simone Wesselmann, Abteilungsleiterin Zertifizierung der DKG. „Durch die enge Zusammenarbeit von zertifizierten Brust- und Gynäkologischen Krebszentren mit den von der DKG zertifizierten Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs (FBREK-Zentren) sichern wir eine umfassende Betreuung von Patienten mit einem familiär bedingten Brust- oder Eierstockkrebs. Dazu gehören - neben Diagnose und Therapie - die genetische Beratung, die Durchführung und Befundung genetischer Analysen, die Nachsorge, eine engmaschige risikoadaptierte Früherkennung sowie die Durchführung prophylaktischer Maßnahmen, wenn nötig. Die neue Online-Fortbildung schafft das Fundament für eine einheitliche und evidenzbasierte Qualifikation der betreuenden Ärzte.“
Die Online-Fortbildung kann zeitlich flexibel durchgeführt werden und richtet sich auch an Ärzte außerhalb der Zertifizierten Zentren. Für Ärzte aus zertifizierten Brust- und Gynäkologischen Krebszentren besteht zudem die Möglichkeit zu einer Hospitation in einem FBREK-Zentrum. Dies ist Voraussetzung für den Abschluss und die Aufrechterhaltung eines Kooperationsvertrages zwischen einem zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum oder zertifizierten Brustkrebszentrum mit einem FBREK-Zentrum. Die Förderung der Fortbildung erfolgt durch das Bundesministerium für Gesundheit und das Horizon-2020-Projekt BRIDGES der EU.