Operationseinheiten schnell weil schlüsselfertig bauen
12.07.2022 - Annähernd 16 Mio. Operationen listet das Statistische Bundesamt für das Jahr 2020 in Deutschland auf. Eine Zahl, die in normalen Zeiten ohne Corona und den durch die Pandemie erzwungenen „Operations-Stau“ noch weitaus höher ausgefallen wäre. Viele Krankenhäuser rüsten ihre Kapazitäten entsprechend auf.
Während die einen dabei auf den Ausbau der stationären OP-Abteilungen setzen, investieren die anderen in den Neubau separater OP-Zentren, um ambulante Operationen vom stationären Betrieb abzukoppeln. Unkomplizierte Eingriffe können damit in einem organisatorisch und hygienisch getrennten Setting unabhängig von allen anderen Aktivitäten im Krankenhaus stattfinden – das ist nicht nur patientenfreundlich, sondern für die Kliniken auch effizienter und zweckmäßiger. Ob AOZ oder stationäre OP-Abteilung mit hochmodernen Hybrid-OPs: Operationssäle sind kritische Bereiche, bei denen Funktionalität und Hygiene stets im Vordergrund stehen und die einer besonderen Sorgfalt in Planung und Ausführung bedürfen. In den vergangenen Jahren hat sich ALHO zu einem der führenden Anbieter beim Bau von schlüsselfertigen Gesundheitsimmobilien dieser Art entwickelt. Eines der jüngsten Projekte ist das kürzlich fertiggestellte ambulante OP-Zentrum des Klinikums St. Marien in Amberg (AOZ).
„Die Zahl der ambulant durchzuführenden Operationen nimmt auch bei uns kontinuierlich zu“, bestätigt Robert Wieczorek, Leiter der Bauverwaltung am Klinikum St. Marien Amberg. „Bisher wurden alle Operationen in unserem Zentral-OP durchgeführt. Um die Abläufe für die ambulanten Operationen zu verbessern, wirtschaftlicher zu gestalten und den betroffenen Patienten ein verbessertes Umfeld bieten zu können, hat sich das Klinikum für den Bau eines ambulanten OP-Zentrums entschieden.“ Zusätzlich plant das Klinikum die Generalsanierung und Umstrukturierung des bestehenden Zentral-OP-Traktes, der dann über insgesamt acht OP-Säle verfügen wird. Der neue ambulante OP-Bereich hilft dabei, die OP-Kapazitäten für die stationäre Versorgung zu entlasten und zusätzliche Interimsmaßnahmen während der anstehenden Bauphase zu vermeiden.
2 Monate früher fertig
Im Februar 2021 konnte ALHO nach einem öffentlichen Vergabe-Wettbewerb den Auftrag für das zweigeschossige OP-Zentrum an der Marienstraße für sich entscheiden. Der Entwurf stammt vom Regensburger Büro Eckl Architektur und Klinikplanung, das nicht nur über die nötige fachliche Kompetenz im Klinikbau verfügt, sondern zudem auch bereits Erfahrung mit dem seriellen Bauen hatte. So war es für die Planer keine Schwierigkeit, in modularen Rastern zu denken und den Entwurf für die Umsetzung mit Raummodulen vorzubereiten.
„Gemeinsam mit dem Architekturbüro haben wir im Vorfeld verschiedene Gebäudevarianten untersucht und den Bedarf für unser OP-Zentrum ermittelt. Auf dieser Basis wurden in enger Abstimmung mit den Nutzern Grundrissvorschläge und funktionsorientierte Beschreibungen erstellt, die dann Bestandteil der europaweiten Ausschreibung des schlüsselfertigen Neubaus in Modulbauweise wurden“, erläutert Wieczorek die Vorgehensweise.
Am südwestlichen Rand des Klinikgeländes musste im Mai 2021 ein Teil des früheren Besucherparkplatzes für die Bauarbeiten weichen. 33 vorgefertigte Raummodule wurden nach den Gründungsarbeiten im August 2021 aus der ALHO Raumfabrik auf die Baustelle geliefert – die größten davon waren rund 17 Meter lang, vier Meter breit sowie vier Meter hoch. Mit einem 500-Tonnen-Autokran wurden sie in nur sechs Tagen Bauzeit nacheinander an ihren endgültigen Standort gesetzt und anschließend miteinander verschweißt. „Mit der Modulbauweise konnten wir beim Bauen im laufenden Bestand die Lärmbelästigung für unsere Patienten erheblich reduzieren“, weist Robert Wieczorek auf einen großen Vorteil beim sauberen und leisen Bauen mit Raummodulen hin. „Und: Wir haben enorm viel Bauzeit gegenüber der konventionellen Bauweise gewonnen“, so der Bauverwaltungsleiter und spricht dabei den wohl größten Vorteil beim modularen Bauen an, den auch Architekt Andreas Eckl bestätigt: „Die verkürzte Bauzeit vor Ort ist bei der Modulbauweise unschlagbar. Sie entsteht durch die witterungsunabhängige Fertigung der Module im Werk, die zugleich auch eine höhere Präzision beim Bauen zur Folge hat. Generell sind Projekte in Modulbauweise als Generalunternehmerprojekte angelegt. Für die Bauherren reduzieren sich damit auch organisatorische Hürden und Risiken wie zum Beispiel die Schnittstellenproblematik zwischen den vielen Einzelgewerken, denn sie bekommen das Gebäude ‚aus einer Hand’.“
Disziplin sei bei der Planung von Modulbauten allerdings auf allen Seiten nötig, denn vor Beginn der Raummodul-Produktion müssen bereits sehr viele Details geklärt, besprochen und geplant sein. Dafür garantiert der Modulbau dann aber absolute Termin- und Kostentreue. Dank des hohen Vorfertigungsgrades der Module dauerten das Dämmen sowie das Anbringen der Putzfassade und das Schließen des Flachdachs sowie die weiteren Ausbauarbeiten in Amberg nur wenige Wochen. ALHO Projektleiter Mario Müller erklärt: „Bei dieser Bauaufgabe musste nicht nur ein sehr eng gestecktes Finanzierungsbudget erreicht werden, auch die Fertigstellung zum Fixtermin war hier noch dringlicher gefordert als bei anderen Projekten. So haben wir all unsere Kräfte mobilisiert: Das Gebäude konnte statt zum geplanten Termin im Februar 2022 bereits im Dezember 2021 fertiggestellt werden – und das trotz Corona und den damit erschwerten Bedingungen auf der Baustelle.“
1.680 qm Bruttogeschossfläche für Operationen und Verwaltung
Was nun noch fehlt ist lediglich die Möblierung und die Ausstattung der Räume mit den technischen Geräten. Ab Anfang April 2022 fanden dann die ersten Operationen im Neubau statt, dabei geht die Klinikverwaltung von etwa 4.000 ambulanten Operationen pro Jahr aus. Im Erdgeschoss des 41 Meter langen und 22 Meter breiten Gebäudes sind dafür bislang zwei Operationssäle von jeweils 40 qm Fläche vorgesehen. Sollten die Anforderungen weiter steigen, kann das Angebot durch die Umnutzung und Zusammenlegung zweier angrenzender Räume zu einem weiteren dritten OP-Saal ausgebaut werden. Die technischen Notwendigkeiten sind dafür bereits vorgerüstet, um den späteren Umbau schnell und problemlos zu gewährleisten. Das Gebäude wurde bei der gesamten Versorgung einschließlich der medizinischen Gase und der Brandmeldeanlage an die Infrastruktur des Klinikums angebunden. „Gewünscht war eine nachhaltige Bauweise mit geringem Unterhaltsbedarf. Außerdem sollte die Konstruktion so gestaltet werden, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Nutzung und die Grundrisse der Räume verändert werden können“, erläutert Mario Müller. Mit Raummodulen aus Stahl und einfach zu versetzenden Leichtbauwänden im Innenraum leistet die Modulbauweise beides.
Neben den OP-Sälen sowie einer großzügigen hellen und freundlichen Empfangszone mit Wartebereich befinden sich im Erdgeschoss außerdem Umkleiden für die Patienten, Aufwachräume und Bereiche für die Nachüberwachung, sanitäre Anlagen, Büroräume, Aufenthaltsräume für das Personal, sowie Räume für Ent- und Versorgung.
Andreas Eckl: „Unser Entwurf musste vor allem die funktionalen Abläufe in einem OP-Zentrum optimal abdecken und mit kurzen Wegen möglichst personaleffizient und patientenfreundlich sein. Obwohl das gesamte Bauprojekt unter hohem wirtschaftlichen Druck stand, war es doch unser oberstes Ziel, eine hochwertige Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Nutzer wohlfühlen. Wir haben versucht, mit möglichst einfachen Mitteln räumliche Qualität zu erreichen: mit viel Tageslicht, hellen Oberflächen, und Naturassoziation durch Holzoptik.“
Attraktive Architektur außen wie innen
In dem um knapp 2,5 Meter zurückversetzten Obergeschoss des Neubaus wurden Einzel- und Doppelbüros für die Klinikverwaltung untergebracht – insgesamt 20 Arbeitsplätze und zwei Besprechungsräume. Direkt über den Operationssälen befindet sich der große Technikbereich zur Versorgung beider Ebenen. Das Obergeschoss wird über zwei einläufige Stahltreppen an der Fassade erschlossen, die auch als Rettungswege dienen. Geplant ist zudem eine spätere Anbindung des Neubaus an das gegenüberliegende große Bettenhaus der Klinik.
Neben der medizintechnischen Ausstattung setzte ALHO auch die Entwürfe der Architekten für die hochwertigen Schreinerarbeiten um, die als festeingebaute Möblierungslösungen den funktionalen Grundriss um wohnliche und individuelle Akzente bereichern. „Das ambulante OP-Zentrum sollte mit seiner hochwertigen Fassade und dem zurückgenommenen OG dem noch oft bestehenden Vorurteil des „neuen Plattenbaus“ bei Modulgebäude oder gar einer „Containeranmutung“ entgegenwirken und im Inneren eher an eine Praxis als an ein Krankenhaus erinnern“, fasst Robert Wieczorek zusammen. „Beides ist uns sehr gut gelungen.“ Dass die Zusammenarbeit mit ALHO dabei von Anfang an sehr konstruktiv, kooperativ und zuverlässig war, bestätigen Architekten wie Bauherren gleichermaßen: „ALHO hat sich selbst einen sehr sportlichen Zeitplan auferlegt und diesen sehr konsequent durchgezogen.“