Palliativmedizinischer Versorgungsbedarf für Krankenhäuser erstmals messbar
09.11.2011 -
Der Palliativmedizinische Versorgungsbedarf für Krankenhäuser ist laut einer Studie des Universitätsklinikums Freiburg erstmals messbar. Zum ersten Mal liegen verlässliche Daten vor, mit deren Hilfe Krankenhäuser ihren palliativmedizinischen Versorgungsbedarf errechnen und so beispielsweise die nötige Größe einer Palliativstation planen können.
Das Fach Palliativmedizin steht für die bestmögliche medizinische, pflegerische und psychosoziale Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Menschen sowie ihren Angehörigen. Der Bedarf an palliativmedizinischen Behandlungskonzepten ist hoch und wird in den nächsten Jahren nicht zuletzt wegen des demographischen Wandels weiter steigen. Ein Problem in der Planung von Palliativstationen ist, dass es bislang nur sehr wenige Daten zum quantitativen und qualitativen Betreuungsbedarf in Akutkrankenhäusern gibt.
Dank der Studie unter der Federführung der Leiterin der Palliativstation des Universitätsklinikums Freiburg können Krankenhäuser jetzt besser planen. Das Team von PD Dr. med. Dipl.-Theol. Gerhild Becker, Master of Science in Palliative Care, erfasste 17 Monate lang den palliativmedizinischen Betreuungsbedarf auf 51 Stationen des Universitätsklinikums Freiburg.
Insgesamt wurden die Daten von 40.000 Patienten erhoben. „Die gewonnenen Daten zeigen, dass insgesamt etwa sieben Prozent der Patienten einen palliativmedizinischen Betreuungsbedarf aufwiesen", so Becker. Die Wissenschaftler konnten mit Hilfe von Modellen unabhängige Risikofaktoren für das Vorliegen eines palliativmedizinischen Betreuungsbedarfs erkennen.
Die wichtigsten Risikofaktoren waren das Vorliegen einer Krebserkrankung, aber auch andere häufige internistische Erkrankungen sowie ein hohes Alter. „Mit Hilfe dieser Ergebnisse konnten wir eine gute Vorhersage für einen palliativmedizinischen Betreuungsbedarf erzielen", berichtet die Palliativmedizinerin. „Die Daten zeigen, dass etwa sieben Prozent der Betten eines Akutklinikums für Patienten mit palliativmedizinischem Betreuungsbedarf eingeplant werden müssen." Die Studie „In-Patient Palliative Care Needs: An Epidemiological Study" wurde mit dem diesjährigen Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet. Der seit 1999 vergebene Preis zur Förderung der klinischen Wissenschaft ist mit 10.000 € dotiert und wurde 2011 bereits Ende September verliehen.
„Der Preis ist natürlich eine große Anerkennung für alle am Projekt Beteiligten und Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen", so PD Dr. Gerhild Becker. Erste Ergebnisse der Studie wurden im renommierten Journal of Clinical Oncology veröffentlicht, weitere Publikationen auf Grundlage der Datenerhebung sind geplant.
Literatur
Palliative Cancer Care: An Epidemiologic Study, in: Journal of Clinical Oncology, January 24, 2011.
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