Aus den Kliniken

Personalisierte Medizin im Fokus

29.12.2022 - Mit dem vom G-BA mit 21 Millionen Euro geförderten Projekt Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin (DNPM) sollen bundesweit individualisierte Behandlungsansätze gegen Krebs in hoher Qualität etabliert werden.

Das Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) am Uniklinikum Würzburg steht für die Zertifizierung seines Zentrums für Personalisierte Medizin (ZPM) in den Startlöchern. Jeden Montag um 16:30 Uhr tagt im Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) am Uniklinikum Würzburg das Molekulare Tumorboard. Neben Fachleuten aus der Medizinischen Onkologie, Pathologie, Humangenetik, Bioinformatik und Molekularbiologie sowie Expertinnen und Experten der klinischen Studieneinheiten nehmen auch Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Disziplinen teil, die ihre „Fälle“ vorstellen. Das sind Patientinnen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, die für die so genannte Personalisierte Medizin in Frage kommen. „Diese Patientinnen und Patienten haben eine seltene Tumorerkrankung oder in absehbarer Zeit alle Therapien nach der aktuellen Leitlinie durchlaufen. Für sie bietet das Molekulare Tumorboard mit modernster molekularer Diagnostik und der daraus möglicherweise resultierenden gezielten Behandlung eine weitere Therapieoption“, erklärt Dr. Michaela Metz vom CCC MF. „Wir prüfen zunächst in der Indikationsbesprechung, ob und welches Material sequenziert wird und diskutieren in einer weiteren Sitzung den Befund und die Behandlungsmöglichkeiten. Kann der oder die Betroffene zum Beispiel an einer klinischen Studie teilnehmen oder, falls dieses nicht möglich ist, eine Off-Label-Therapie erhalten, also ein Arzneimittel, das für diese Tumorerkrankung noch nicht zugelassen ist?“

Um allen Patienten, also auch denjenigen, die nicht bereits an ein Krebsspitzenzentrum angebunden sind, deutschlandweit den gleichen niederschwelligen Zugang zur Personalisierten Medizin ermöglichen zu können, arbeitet das Molekulare Tumorboard des CCC Mainfranken eng mit externen Kliniken, Praxen und Medizinischen Versorgungszentren der Region zusammen. „Durch die gute Koordination und Vernetzung konnte der Anteil an externen Patienten auf mittlerweile über 30 Prozent gesteigert werden“, berichtet Nina Roth, die gemeinsam mit Dr. Diana Haake im CCC MF das DNPM-Projekt koordiniert.

Abläufe deutschlandweit harmonisieren und standardisieren

Das Molekulare Tumorboard wurde von der interdisziplinären Arbeitsgruppe Präzisionsonkologie, einer gemeinsamen Initiative des UKW und des CCC MF, bereits vor fünf Jahren in Würzburg etabliert und existiert auch in vielen anderen universitären Krebszentren und Kliniken in Deutschland. Es gibt jedoch regionale Unterschiede bei den Einschlusskriterien, in der Diagnostik, Interpretation und Therapieempfehlung. Damit deutschlandweit jede Patientin und jeder Patient die gleiche qualitätsgesicherte Behandlung erhält, sollen jetzt an den 21 onkologischen Spitzenzentren nach Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) so genannte Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) eingerichtet werden. Vorbild ist Baden-Württemberg, wo sich bereits Tübingen, Heidelberg, Freiburg und Ulm als ZPM-Verbund zusammengeschlossen haben. Unter Federführung des Universitätsklinikums Tübingen soll diese Initiative nun im Projekt „Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin“ (DNPM) deutschlandweit als neue Versorgungsform ausgerollt werden.  Das Projekt wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für 41 Monate mit insgesamt 21 Millionen Euro gefördert.

Datenbank fördert wissenschaftliche Zusammenarbeit

In einer Begleitstudie mit insgesamt 6.000 Patientinnen und Patienten wird im Rahmen des Projekts evaluiert, ob und in wie fern diese von den neuen Standards und Strukturen der ZPM profitieren. Diejenigen, die vor dem Erfüllen der DKG-Zertifizierungskriterien an der Studie teilnehmen, gehören zur Kontrollgruppe, diejenigen, die nach dem Erfüllen der DGK-Zertifizierungskriterien behandelt werden, zur Interventionsgruppe. Darüber hinaus sollen in verschiedenen Arbeitsgruppen wie etwa in einer Medizininformatik-AG, Diagnostik-AG oder Bioinformatik-AG weitere Verbesserungen der Abläufe erarbeitet werden. Und schließlich ist eine gemeinsame Datenbank geplant, die der Qualitätssicherung dienen und neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Personalisierten Medizin liefern soll. „Bei der Vernetzung geht es vor allem um die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Bestimmte Mutationen sind seltene Ereignisse, sodass wir uns für Studien vernetzen müssen, um eine neue Therapie von Patienten mit gleicher Mutation zu prüfen“, schildert Dr. Michaela Metz.

Über das Projekt wird das Personal für Koordination, Dokumentation, IT, Diagnostik sowie die ärztliche Betreuung finanziert. Perspektivisch soll das Konzept bundesweit auf weitere Erkrankungen wie chronisch entzündliche oder neurologische sowie Infektionskrankheiten ausgeweitet werden.

Kontakt

Universitätsklinikum Würzburg

Josef-Schneider-Straße 2 , Haus D3
97080 Würzburg

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