PET kann frühzeitig Alzheimer-Demenz ausschließen
17.10.2024
- Bei Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen, aber ohne klare Demenz-Symptome ist eine unauffällige PET-Untersuchung geeignet, Entwarnung zu geben.
Wenn Gedächtnis und geistige Beweglichkeit allmählich nachlassen, steht schnell die Frage im Raum, ob es sich noch um eine normale Alterserscheinung handelt oder bereits um die ersten Anzeichen einer Alzheimer-Demenz. Gerade zu Beginn einer Demenz ist die Diagnose oft nur schwer zu stellen. Eine Studie aus Frankreich legt nun nahe, dass die Positronen-Emissionstomographie (PET) in dieser diagnostischen Grauzone für mehr Klarheit sorgen könnte: Bei Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen, aber ohne klare Demenz-Symptome ist eine unauffällige PET-Untersuchung demnach geeignet, Entwarnung zu geben. Wie der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) mitteilt, könnte der Einsatzbereich der PET damit deutlich ausgeweitet werden – von der Diagnostik bei ersten Demenz-Symptomen hin zur Diagnostik bei bislang symptomfreien Patienten.
Die Zahl der Menschen, die von Demenzerkrankungen betroffen sind, steigt weltweit an. Prognosen zufolge werden im Jahr 2050 allein in Deutschland 2,4 Mio. Demenzerkrankte leben – zwei Drittel davon mit einer Alzheimer-Demenz. Die Erkrankung bindet in der alternden Gesellschaft erhebliche pflegerische und finanzielle Ressourcen. „Um das Krankheitsmanagement zu verbessern, aber auch um die Entwicklung künftiger Therapien zu unterstützen, wäre es wünschenswert, Patienten mit einem hohen Demenzrisiko möglichst frühzeitig identifizieren zu können“, sagt Prof. Dr. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN.
Die PET-Bildgebung wird in diesem Bereich bereits erfolgreich eingesetzt. Von dem französischen Forschungsteam wurde sie nun einem weitergehenden Praxistest unterzogen – und könnte offenbar einen größeren diagnostischen Beitrag leisten als bisher. An der Studie, über die das Team um den Nuklearmediziner Antoine Verger von der Universität Nancy in „Alzheimer‘s Research & Therapy“ berichtet, nahmen insgesamt 403 Patienten teil. Sie alle hatten wegen leichter kognitiver Einschränkungen ein Gedächtniszentrum aufgesucht, waren jedoch nicht mit einer Demenz diagnostiziert worden.
Für die nuklearmedizinische Bildgebung wurde den Studienteilnehmenden das schwach radioaktive Markermolekül 18F-Fluordesoxyglukose (18F-FDG) intravenös verabreicht, das sich in stoffwechselaktivem Gewebe anreichert. „In nachfolgenden PET-Hirnscans lassen sich dann aktive und weniger aktive Hirnregionen gut voneinander unterscheiden“, erläutert Moka. Das beobachtete Aktivitätsmuster gebe Aufschluss über mögliche Einschränkungen der Gehirnfunktion und das Vorliegen einer neurodegenerativen Erkrankung. In der französischen Studie wiesen 120 von 403 Patienten (also rund 30 %) normale 18F-FDG-PET-Scans auf, die übrigen 70 % der Scans wurden dagegen als neurodegenerativ gewertet.
Unauffälliger PET-Befund gibt Entwarnung
In den folgenden drei Jahren entwickelte jeder vierte Teilnehmende (26 %) eine manifeste Demenz, 13 % starben, ohne Anzeichen für eine Demenz entwickelt zu haben, und 61 % überlebten demenzfrei. Viele der Teilnehmenden, deren PET-Bilder ursprünglich Anzeichen für neurodegenerative Veränderungen gezeigt hatten, blieben demnach im Untersuchungszeitraum von einer Demenz verschont, woraus sich in der statistischen Auswertung ein nur geringer positiver Vorhersagewert der PET ergibt. „Demgegenüber war der negative Vorhersagewert – also der Wert für den Anteil an Personen, die frei von der gesuchten Krankheit sind – mit 85 % sehr hoch“, sagt Moka und erläutert: „Von 100 Personen mit unauffälliger Bildgebung bleiben demnach 85 in den folgenden drei Jahren tatsächlich demenzfrei.“ Ein unauffälliger PET-Befund gebe somit recht zuverlässig Entwarnung.
Die markergestützte PET ist in der Diagnostik neurodegenerativer Erkrankungen bereits etabliert. Bei leichten Demenz-Symptomen etwa kann die 18F-FDG-PET herangezogen werden, um die Wahrscheinlichkeit für das Voranschreiten zu einer manifesten Alzheimer-Demenz zu ermitteln. Und PET-Scans, bei denen die für Alzheimer kennzeichnenden Amyloid-Ablagerungen im Gehirn markiert werden, gelten als eine der Diagnosemöglichkeiten für die Erkrankung. „Die etablierten Diagnoseverfahren, zu denen neben der Amyloid-PET auch die Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit zählt, können und sollen durch die 18F-FDG-PET nicht ersetzt werden“, betont Moka. Angesichts knapper Ressourcen könne die Bildgebung aber dabei helfen zu entscheiden, bei wem eine weitergehende Diagnostik notwendig ist – und bei wem ohne wesentlichen Erkenntnisverlust darauf verzichtet werden kann.
Kontakt
Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.
Weserstr. 86
45136 Essen
+49 201 251297
+49 201 8965599