Das VDGH-Diagnostica-Forum 2023 in Berlin setzte ein lebhaftes Spotlight auf die fortschreitende Integration des Point-of-Care-Testings (POCT) in die Patientenversorgung. Die Diskussion war geprägt von einer Mischung aus Enthusiasmus, Realismus und dem gemeinsamen Bestreben, die bestmögliche Patientenversorgung sicherzustellen.

Auf dem Podium diskutierten der stellvertretende VDGH-Vorsitzende Dr. Thorsten Hilbich, Prof. Dr. Peter Luppa, Leitender Oberarzt am Institut für Klinische Chemie und Pathochemie am Klinikum rechts der Isar der TUM München, Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender des ALM – Akkreditierte Labore in der Medizin, Prof. Dr. Mona Tawab, stv. wissenschaftliche Leiterin des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker und Dr. Timo Schumacher von der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Schwanewede.

Dr. Hilbich unterstrich die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von POCT: "Es reicht von Tests für Influenzaviren bis hin zur schnellen Bestimmung des HbA1c-Werts für Diabetespatienten. Die Technologie ist nicht nur vielseitig, sondern auch entscheidend für die patientenzentrierte Versorgung." Allerdings stellte er auch fest, dass POCT kein Allheilmittel sei. "Es geht darum, den richtigen Test für den richtigen Zweck zu finden."

Die Diskussion verdeutlichte das Spannungsfeld zwischen Laborvertretern und Befürwortern von POCT. Während Erstere POCT kritisch gegenüberstanden, sahen viele im Publikum und auf der Bühne den Nutzen, insbesondere wenn es darum geht, die Hemmschwelle für bestimmte Tests wie zum Beispiel sexuell übertragbare Infektionen (STIs) zu senken. "Ein Selbsttest kann den ersten Schritt darstellen. Der Gang zum Arzt und die anschließende Therapie folgen dann," betonte Dr. Hilbich. Ein breiter Konsens bei allen Beteiligten bestand darin, dass die Tests qualitativ hochwertig sein müssen. Hierzu versicherte Dr. Hilbich: „Qualität ist unser höchstes Gut.“

Insgesamt zog das VDGH-Diagnostica-Forum 2023 rund 150 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Ärzteverbänden, Apothekerschaft, Politik und anderen Entscheidungsträgern an. Neben POCT standen weitere drei zentrale Themenschwerpunkte auf der Tagesordnung:

Mütter – Kinder – Labordiagnostik

Zum Weltkindertag am 20. September 2023 unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft“ wurde die Rolle der Labordiagnostik bei Schwangerschaft und Geburt in den Fokus gerückt. Vorträge von renommierten Experten wie Prof. Dr. Susanne Modrow, Professor Dr. Bernd Eiben und Prof. Dr. Dr. Jürgen Durner beleuchteten die klinische Perspektive und neueste Entwicklungen in der Diagnostik rund um Mutter und Kind. Frau Prof. Modrow plädierte dabei nachdrücklich dafür, das Screening in der Schwangerschaft um das Cytomegalie-Virus (CMV) zu ergänzen.

Zukunft ist jetzt – Das neue regulatorische System für In-vitro-Diagnostika

Seit 2022 ist die europäische IVD-Verordnung (IVDR) vollumfänglich in Kraft und beinhaltet weitreichende Änderungen für Hersteller und Labore. Mit dem Ziel, dieses neue regulatorische System zu verstehen und zu erörtern, bot das VDGH-Diagnostica-Forum zwei Impulsvorträge. Dr. Sascha Wettmarshausen vom VDGH beleuchtete, inwiefern die Hersteller für die Anforderungen der IVDR gerüstet sind. Ihm folgte Prof. Dr. Michael Vogeser vom Institut für Laboratoriumsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, der die Perspektive der Labore vertrat. In einer anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich Experten intensiv über die IVDR und ihre Auswirkungen aus. Zusätzlich waren auch Dr. Heike Möhlig-Zuttermeister, Head of IVD beim TÜV Süd, und Steffen Buchholz vom Bundesministerium für Gesundheit auf dem Podium vertreten. Die Diskussion wurde von Stefanie Giesener, Vorstandsmitglied des VDGH, moderiert.

Aktuelle Entwicklungen in der Labordiagnostik

Hier lag der Fokus zuerst auf der Mikrobiomdiagnostik. Dr. Christian Schulz und Prof. Dr. Andreas Schwiertz gaben Einblicke in den klinischen Stellenwert und die praktische Umsetzung der Mikrobiomdiagnostik. Ein weiteres brennendes Thema war die wachsende Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen. Prof. Dr. Nico Mutters gab mit seinem Vortrag "Antibiotikaresistenzen – die stille Pandemie" Einblicke in die Transmissionsdynamik von Infektionserregern in einer global vernetzten Welt.