Personalia

Prof. Günter Lauer ist neuer Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Uniklinikum Dresden

13.12.2011 -

Mit Prof. Dr. Dr. Günter Lauer konnte das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden einen profilierten Vertreter der regenerativen Medizin gewinnen. Er steht seit Oktober als Direktor an der Spitze der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und folgt Prof. Uwe Eckelt. Prof. Lauer übernimmt mit der Leitungsaufgabe auch die Professur für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden.

Der Arzt und Wissenschaftler gehört in Deutschland zu den Pionieren der Kultivierung körpereigener Schleimhaut- und Knochenzellen und deren Einsatz bei Patienten. Parallel zu seiner ärztlichen Tätigkeit engagiert sich Prof. Lauer bereits seit über 25 Jahren in der Grundlagenforschung. Da er vor seiner zweijährigen Tätigkeit als Prof. an der Medizinischen Universität Wien bereits als stellvertretender Klinikdirektor am Klinikum tätig war, ist Prof. Lauer vielen Dresdner Patienten bereits ein Begriff: Schwerpunkte seiner ärztlichen Arbeit sind die plastisch-rekonstruktive beziehungsweise plastische Chirurgie, Fehlbildungen im Kopf- und Gesichtsbereich sowie das Implantieren von Zahnersatz.

„Mit Prof. Lauer gewinnt die Dresdner Hochschulmedizin einen Vordenker in der regenerativen Medizin. Was ihn jedoch besonders auszeichnet, ist sein Talent, die Grundlagenforschung mit der Krankenversorgung eng zu verknüpfen. So profitieren Patienten des Universitätsklinikums früher als andere von den aktuellsten Forschungsergebnissen", sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums.

Prof. Lauer und seine Ärzte zählen deutschlandweit zu den wenigen Teams, die routinemäßig im Labor gezüchtetes Gewebe in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie verwenden, um fehlende Mundschleimhaut oder Knochen zu ersetzen. Davon profitieren vor allem Krebspatienten, Unfallopfer mit schwersten Gesichtsverletzungen und Kinder, die mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren werden. Dank innovativer Verfahren sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Kliniken des Uniklinikums lassen sich die Spalten besser als früher schließen und damit sogar der Durchbruch der eigenen Zähne verbessern.

Die Forschungen von Prof Lauer, die in enger Kooperation mit weiteren Wissenschaftlerteams vorangetrieben werden, öffnen der wiederherstellenden oder rekonstruktiven Chirurgie neue Perspektiven: Bisher werden durch Verletzungen oder Tumore zerstörte Knochen vor allem durch Platten aus Titan sowie neuerdings auch aus Keramik oder Biomaterialien, die menschlichen Knochen ähneln, stabilisiert.

Dank neuer Verfahren der Zellkultivierung reichen nun wenige Knochenzellen eines Patienten, um in etwa acht Wochen Gewebe zu züchten, welches dann dem Patienten transplantiert werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Risiko von Abstoßungsreaktionen und Infektionen weiter sinkt. Bislang stößt der Einsatz von gezüchteten körpereigenen Geweben jedoch an Größengrenzen: Die damit zu schließende Lücke darf nur klein sein. Denn bisher ist es im Labor noch nicht gelungen, das Wachstum von Blutgefäßen in das neu gebildete Gewebe anzustoßen: „Diese Vaskularisierung - das An- und Einwachsen kleinster Gefäße in im Labor gezüchtetes Material - befindet sich noch im Forschungsstadium. Ich gehöre als Vertreter der chirurgischen Seite einer Arbeitsgruppe des Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD) an, die sich mit diesen Fragen beim Knochenaufbau beschäftigt", erklärt Prof. Lauer.

Mit dem „Zentrum für Translationale Knochen-, Gelenk- und Weichteilgewebeforschung" startete in diesem Jahr eine weitere Forschungseinrichtung, die sich der regenerativen Medizin verschrieben hat: In dem von Klinikum und Medizinischer Fakultät gegründeten Zentrum sind die nun von Lauer geleitete Klinik, die Kliniken für Orthopädie sowie für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie zusammengeschlossen, um ihre wissenschaftlichen Projekte in gemeinsam betriebenen Labors zu bündeln.

„Ein weiterer Ansatz unserer Forschungen zur regenerativen Medizin besteht darin, körpereigene Zellen zur Stimulation der Gewebebildung zu nutzen", beschreibt der neu berufene Klinikdirektor eine stark mit dem klinischen Alltag verknüpfte Herausforderung. Damit wollen die Wissenschaftler unter anderem dem Problem begegnen, dass der menschliche Organismus implantierte Biomaterialien nicht optimal zu Knochen umbaut. Dies kann sich beispielsweise negativ auf die Stabilität der neu gebildeten Strukturen auswirken. Bereits heute setzt die Klinik körpereigene Zellen ein, um Kieferknochen aufzubauen: Ein wichtiges Einsatzgebiet ist die Implantologie: Wenn nach dem Verlust eines Zahnes nicht sofort ein Implantat gesetzt wird, bildet sich der darunterliegende Knochen zurück. Ursache ist der Wegfall der von einem Zahn ausgehenden Belastung. Diesen Verlust an Substanz gleicht Prof. Lauer aus, indem er zuerst den Kieferknochen im Bereich der Zahnlücke spaltet und dann das später die Krone tragende Implantat zusammen mit den Biomaterialien und den vorab kultivierten körpereigenen Knochenzellen einbringt. Nach einem Vierteljahr ist das mit einem Innengewinde versehende Implantat in der Regel voll belastbar, so dass die Krone eingeschraubt werden kann.

Als Chirurg ist Prof. Lauer vor allem auf hochkomplexe Operationen im Bereich von Schädel und Gesicht (lateinisch: craniofacial) spezialisiert. In diesen Fällen arbeiten er und seine Fachkollegen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie auch mit den Experten der Neurochirurgie, der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und bei Bedarf zusätzlich mit der Kinderchirurgie eng zusammen. Je nach Komplexität werden die Eingriffe an einem Computer geplant. Neben der Versorgung von Unfallopfern mit schwersten Gesichtsverletzungen sind es Patienten, die durch die operative Entfernung eines Tumors Knochen und/oder Weichgewebe im Gesicht oder dem Schädel verloren haben.

Auch Kinder profitieren von der interdisziplinären Zusammenarbeit am Klinikum: Neben Lippen-, Kiefer Gaumenspalten werden auch angeborene Schädeldeformationen zumeist im ersten Lebensjahr korrigiert. Bei komplexen Schädeloperationen unterstützen Prof. Lauers Team und die Neurochirurgen die Kinderchirurgen des Universitätsklinikums. Der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg hat in den vergangenen Jahren auch im südostasiatischen Kambodscha viele Kinder zusammen mit den Neurochirurgen des Uniklinikums kostenlos operiert. Die meisten litten an Meningoencephalozelen, das sind Fehlbildungen mit Ausstülpungen von Gehirnanteilen unter die Haut am Übergang zwischen Gesichts- und Hirnschädel. Daneben verschließt Prof. Lauer dort auch regelmäßig Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.

 

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