Aus den Kliniken

RS-Virus infiziert schwerkranke Patienten in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg

23.01.2012 -

In der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg ist es Anfang Januar 2012 in drei Stationen, in denen schwerkranke Patienten mit Blutkrebs behandelt werden, zu einer Infektionswelle mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) gekommen.

Diese Viren sind im Winter häufig und führen bei gesunden Erwachsenen zu meist harmlos verlaufenden Erkältungskrankheiten. Auch Menschen ohne Symptome können das Virus übertragen. Eine permanente Abschottung gegen das Virus ist - abgesehen von Isolierstationen - auch im Krankenhaus nicht möglich.

Für Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem können die RS-Viren lebensbedrohlich werden. In der Heidelberger Klinik wurden insgesamt 19 schwerkranke Patienten infiziert. Bei drei Patienten, die in diesem Zeitraum verstorben sind, wurde der Erreger gefunden, so dass ein ursächlicher Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden kann. Trotz umfangreicher RSV-Screeningmaßnahmen bei Patienten und Mitarbeitern sind Infektionsquelle und Übertragungsweg bisher noch nicht bekannt. Das Universitätsklinikum hat deshalb Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) angefordert, die bei der Ursachensuche unterstützen.

Experten des Gesundheitsamts Rhein-Neckar sind seit der Meldung der Infektionshäufung am 13. Januar involviert. Eine RSV-Infektion selbst ist nicht meldepflichtig; eine Häufung von Infektionen in einer Klinik muss gemäß dem Infektionsschutzgesetz gemeldet werden. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg unterstützt die Untersuchungen seit dem 18. Januar. Die Klinik hat inzwischen alle Patienten und Mitarbeiter gescreent sowie umfangreiche hygienische Maßnahmen mit Erfolg eingeleitet.

Unter anderem wurden infizierte Patienten isoliert, Personal trägt spezielle Masken, Aufnahmestopp für elektive Patienten sowie Besucherstopp für Menschen mit Atemwegsinfektionen wurde verhängt. Seit 17. Januar 2012 gibt es keine Neuinfektionen mehr. Somit gehen Experten davon aus, dass die Infektionskette gestoppt ist. Derzeit sind noch elf Patienten auf Station.

Verbreitung durch Tröpfcheninfektion

"Wir haben alles dafür getan, die Infektionskette zu unterbrechen sowie weitere Patienten und Mitarbeiter zu schützen. Dies scheint uns gelungen", sagte der Kommissarische Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg, Prof. Dr. Peter Nawroth, bei einer Pressekonferenz am 23. Januar 2012 in der Medizinischen Klinik. "Gemeinsam mit den Experten des Robert Koch-Instituts werden wir jetzt versuchen zu ermitteln, was die Infektionsquelle war und wie sich die Viren verbreitet haben. Damit wollen wir einen Beitrag zum Schutz vor weiteren Infektionen dieser Art leisten."

Die RS-Viren werden vor allem über Tröpfchen verbreitet. "Auch Betroffene ohne Symptome sind ansteckend und können zu einer raschen Ausbreitung beitragen. Besonders gefährlich ist dies im Krankenhaus", erklärte Prof. Dr. Klaus Heeg, Ärztlicher Direktor der Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Department für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Hier können z.B. Besucher die Viren auf Station verbreiten, Patienten, die noch keine Symptome entwickelt haben, können andere anstecken. Auch mobile Patienten, die sich z.B. in und außerhalb der Klinik bewegen können, haben ein erhöhtes Risiko. Auch Mitarbeiter können Viren verbreiten, jedoch haben umfangreiche Laboruntersuchungen lediglich bei einem Mitarbeiter der betroffenen Stationen ein schwach positives Ergebnis gezeigt.

Gesundheitsamt und Robert Koch-Institut eingeschaltet

"Um Infektionsquelle und Infektionsweg zu ermitteln, müssen wir, gemeinsam mit externen Experten, in alle Richtungen denken", sagte Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Geschäftsführender Direktor Department für Infektiologie. Nach § 6 des Infektionsschutzgesetzes hatte das Universitätsklinikum Heidelberg am 13. Januar die Häufung der RSV-Infektionen an das Gesundheitsamt Heidelberg gemeldet. Das RKI wurde am 20. Januar zur Aufarbeitung der Ereignisse zusätzlich eingeschaltet.

Patienten mit schweren Grunderkrankungen

Auf den betroffenen drei Stationen der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie werden überwiegend schwerkranke Menschen mit verschiedenen Formen von Blutkrebs behandelt. "Manche Patienten erhalten z.B. eine Stammzelltransplantation oder eine Chemotherapie. Ihr Immunsystem ist also nicht mehr intakt", sagte der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Anthony D. Ho. "Sie tragen ein erhöhtes Risiko, eine schwere Lungenentzündung zu entwickeln. Bei schwerem Verlauf kann eine Beatmung erforderlich sein." Die drei verstorbenen Patienten wurden deshalb zuletzt auf der Intensivstation der Abteilung Gastroenterologie behandelt. "Ob die RSV-Infektion Ursache für das Versterben der schwerkranken Patienten war, ist unklar, denn die Patienten haben viele Probleme, aber es lässt sich auch nicht ausschließen."

Hygienemaßnahmen und Meldewege wurden eingehalten

Ab 4. Januar wurde RSV bei Patienten mit Atemwegsproblemen gehäuft nachgewiesen. Am 5. Januar wurden verschärfte Hygienemaßnahmen eingeleitet, wie Isolierung der betroffenen Patienten und das Tragen von Mundschutz durch das Personal. Nach einem zwischenzeitlichen Absinken der Neuinfektionen kam es ab dem 12. Januar zu neuen Hinweisen. Am 13. Januar erfolgte die offizielle Meldung an das Gesundheitsamt. Außerdem wurden die Hygienemaßnahmen gemäß der RKI-Richtlinien verschärft, z.B. Tragen spezieller Masken (so genannte FFP2-Masken), Aufnahmestopp für elektive Patienten, verstärkte RSV-Untersuchungen. Patienten, Angehörige und Besucher wurden informiert.

Ab dem 14. Januar wurden alle Patienten der Stationen sowie das betroffene Personal auf RSV gescreent. Außerdem wurde an diesem Tag die Infektions-Task Force des Klinikums unter Einbeziehung des Gesundheitsamts Rhein-Neckar einberufen, die in den folgenden Tagen in enger Abstimmung mit internen und externen Experten weitere Maßnahmen plante. Am 19. Januar begingen der Leiter des Gesundheitsamts Heidelberg, Dr. Rainer Schwertz, und Mitarbeiterinnen gemeinsam mit Prof. Uwe Frank, Leiter der Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene, die betroffenen Stationen. Am 20. Januar beschloss die Task Force, im Rahmen einer Pressekonferenz am 23. Januar die Öffentlichkeit zu informieren.

 

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